Was tun bei Tinnitus?

Tinnitus kann das Leben Betroffener stark einschränken. Erfahre, was Tinnitus ist, wie es dazu kommt und was du tun kannst.
Was tun bei Tinnitus?
Nelton Abdon Ramos Rojas

Geprüft und freigegeben von dem Arzt Nelton Abdon Ramos Rojas.

Geschrieben von Nelton Abdon Ramos Rojas

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Bei Tinnitus hören Betroffene Ohrgeräusche, welche nicht wirklich existieren und in unterschiedlicher Lautstärke und Ausprägung ausfallen können. Wie kommt es dazu und was kannst du tun?

Erfahre mehr über die nervenden Ohrgeräusche!

Tinnitus: Geräusche im Ohr

Bei Tinnitus nehmen Betroffene Geräusche wahr, die niemand sonst hören kann, weil sie nicht wirklich in der Außenwelt existieren. Patienten können diese Geräusche auf einem Ohr oder auch auf beiden Ohren hören. Das Hörvermögen selbst verschlechtert sich dadurch nicht.

Die Geräusche, die bei Tinnitus gehört werden, sind sehr unterschiedlich und manchmal schwer zu beschreiben.

Es kann sich dabei um ein Rauschen, Pochen, Klopfen, Fiepen, Brummen, Knacken, Zischen oder andere Geräusche handeln, die nicht immer in der realen Welt vorkommen und daher nicht wirklich in Worte zu fassen sind.

Statistiken sprechen davon, dass etwa 15% aller Deutschen an Tinnitus leiden, Schätzungen gehen allerdings davon aus, dass die Dunkelziffer höher liegt und wesentlich mehr Menschen, bis zu 25%, solche Ohrgeräusche wahrnehmen.

Wodurch entsteht Tinnitus?

So, wie jeder Tinnitus-Patient ein anderes Geräusch hört, so sind auch die Ursachen und Auslöser sehr verschieden. Nicht jeder kann – oder will – seine Ohrgeräusche auf eine konkrete Ursache zurück führen, sodass eine Therapie oft unmöglich ist.

Als mögliche Ursachen und Auslöser kommen in Frage:

  • Knalltrauma
  • Schalltrauma
  • Hörsturz
  • Tauchunfall
  • Dekompressionskrankheit
  • Barotrauma
  • Bluthochdruck
  • Stress
  • Pfropfen aus Ohrenschmalz oder andere Fremdkörper
  • Entzündungen
  • Mittelohrentzündung
  • Mittelohrerkrankungen (z. B. Otosklerose)
  • Infekte (z. B. Borreliose)
  • Autoimmunerkrankungen
  • Tumore
  • Schwerhörigkeit
  • Arzneimittel (z. B. Loratadin)

Folgendes kann ebenfalls zu Tinnitus führen: Morbus Menière, Costen-Syndrom, Hydrops cochleae, Endolymphschwankungen, Ototoxische Substanzen, Bogengangsdehiszenz, Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD), Gefäßmissbildungen, Gaumensegelnystagmus, Tubenfunktionsstörungen.

Ohrgeräusche entstehen nicht im Ohr selbst

Die Erforschung von Tinnitus ist noch nicht abgeschlossen, jedoch ist eines sicher: die Ohrgeräusche bleiben selbst dann bestehen, wenn man den Hörnerv durchtrennt und eigentlich kein Hörvermögen mehr vorhanden ist!

Es wird also ein Geräusch gehört, ohne tatsächlich hören zu können. Somit ist klar, dass das Ohrgeräusch nicht im Ohr selbst entsteht, sondern im Gehirn.

Dies erklärt auch, warum Menschen, die unter keinerlei der im vorangegangenen Absatz erwähnten Beschwerden leiden, Tinnitus bekommen können. Für solche Fälle ist es schwer, eine Lösung des Problems, eine Therapie oder eine Besserung des Zustandes zu erwirken.

Was tun bei Tinnitus? Was hilft?

Bei der Vielzahl möglicher Ursachen und Auslöser wird klar: ein Patentrezept gibt es nicht!

Daher ist es besonders wichtig, dass der Arzt zunächst die richtige Diagnose stellt, mögliche Ursachen ausschließt und den Patienten eingehend untersucht, um die Ursache herauszufinden. Je besser die Diagnose, desto besser die Therapie!

Die Liste der möglichen Therapien erscheint endlos, denn bis heute gibt es kaum wissenschaftlich gesicherte Therapien, die garantieren, dass die Ohrgeräusche verschwinden und sich der Tinnitus verabschiedet.

Eine unvollständige Liste möglicher Therapieansätze ist diese hier:

  • Vitamin-E-Präparate
  • Magnesium
  • Glukokortikoide (z. B. Kortison)
  • Lokalanästhetika
  • durchblutungsfördernde Wirkstoffe
  • Substanzen, die in den Neurotransmitter-Haushalt eingreifen
  • Antidepressiva
  • Hirnschrittmacher
  • kognitive Verhaltenstherapie
  • Psychotherapie
  • Hörgeräte
  • Entspannungsübungen
  • autogenes Training
  • progressive Muskelentspannung
  • frequenzgefilterter Musik / Breitbandrauschen
  • Sauerstofftherapie
  • Hypnotherapie
  • Kieferkorrektur
  • Korrektur des Atlaswirbels
  • Lasertherapie

Die meisten dieser Therapien haben keine größere Wirkung als Placebo-Therapien, was bedeutet, dass eine positive Grundeinstellung zur vom Patienten gewählten Therapieform schon viel Erfolg verspricht.

Wie damit leben?

Eine mögliche Folge von Tinnitus kann Depression sein, weswegen es wichtig ist, frühzeitig den richtigen Umgang mit Ohrgeräuschen zu erlernen.

Methoden zur Stressbewältigung helfen nicht nur gegen eine zu starke Wahrnehmung der Geräusche, Entspannungsübungen haben auch weitere positive Effekte auf die Gesundheit.

Es hilft ungemein, sich Strategien zu erarbeiten, die bewirken, dass sich Betroffene nicht auf die Ohrgeräusche konzentrieren und ihnen nicht zu viel Bedeutung beimessen.

Alleine mit dieser Strategie kann dauerhaft eine gute Lebensqualität erreicht werden. Es gibt Selbsthilfegruppen und Therapieangebote, die diese Strategie wirksam unterstützen.

Was kannst du vorbeugend tun?

Da die Ursache nicht bei allen Patienten gleich ist, gibt es auch keine allgemein gültige Vorbeugemaßnahme.

Statistisch gesehen erkranken mehr Personen an Ohrgeräuschen, wenn sie regelmäßig hohen Geräuschpegeln über 70 Dezibel ausgesetzt sind, etwa bei der Arbeit oder auch bei Hobby und Freizeitaktivitäten.

Lärmschutz ist nicht nur eine gute Vorbeugung von Ohrgeräuschen, sondern auch allgemein ohrgesund, denn unser Gehör leidet auch unter Lärm.

Vermeide es daher, deinen Ohren zu hohe Geräuschpegel zuzumuten und verwende Gehörschutz, etwa gute Ohrenstöpsel aus schalldämmendem Schaumstoff, eigens gefertigter Gehörschutz vom Akustiker oder Schallschutz-Kopfhörer, je nach Einsatzzweck.

Beachte, dass meist in der Freizeit eine erhöhte Lärmbelastung entsteht, etwa beim Besuch von Konzerten, Diskotheken oder Motorradfahren. Schütze dein Gehör, nicht nur zur Vorbeugung von Tinnitus!


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