Vaginalpessar: Arten, Pflegeempfehlungen und Risiken

Ein Vaginalpessar wird bei der Behandlung von Beckenorganprolaps eingesetzt. Hier erfährst du, wie es funktioniert und welche Pflege es benötigt.
Vaginalpessar: Arten, Pflegeempfehlungen und Risiken
Diego Pereira

Geprüft und freigegeben von dem Arzt Diego Pereira.

Geschrieben von Carmen Martín

Letzte Aktualisierung: 30. Januar 2023

Das Vaginalpessar ist ein Gerät, das schon lange in der Gynäkologie verwendet wird. Es wurde entwickelt, um einen Beckenorganvorfall durch die Vagina zu behandeln. Zum Beispiel Gebärmuttervorfall, Blasenvorfall, Mastdarmvorfall und so weiter.

Diese Erkrankungen treten auf, wenn die Muskeln und Bänder, die diese Organe stützen, schwächer werden. Das passiert oft nach der Geburt mehrerer Kinder oder nach Operationen im Beckenbereich. Und obwohl das Vaginalpessar eine sehr nützliche Behandlungsform ist, müssen vor seinem Einsatz einige Überlegungen angestellt werden. Lies weiter!

Was ist ein Vaginalpessar?

Ein Vaginalpessar ist eine Vorrichtung, die in die Vagina eingeführt wird. Seine Funktion ist es, die prolabierten Beckenorgane zu stützen. Um das besser zu verstehen, ist es wichtig zu erklären, was der Beckenboden ist.

Der Beckenboden besteht aus drei Kammern. Das obere umfasst die Blase und die Harnröhre. Beide Organe können in die Vagina vorfallen, was als “Zystozele” bzw. “Urethrozele” bezeichnet wird.

Das mittlere Kompartiment besteht aus der Vagina und der Gebärmutter. In diesem Fall kann es zu einem Vorfall der Gebärmutter oder sogar des Scheidengewölbes kommen. Schließlich kann auch der Mastdarm in die Vagina vorfallen, was zu einer “Rektozele” führt.

Prolaps (Vorfall) ist ein sehr häufiges Phänomen bei Frauen. Der Grund dafür ist, dass der Beckenboden aus vielen Gründen geschwächt sein kann. Zum Beispiel durch verlängerte oder instrumentelle Geburten, Beckenoperationen, Multiparität usw.

Auch andere Aspekte wie Übergewicht, Alter oder sogar genetische Veranlagung spielen eine Rolle. Ein Vaginalpessar heilt den Prolaps als solchen nicht, aber es hilft, ihn zu kontrollieren und sein Fortschreiten zu verlangsamen.

Es wirkt wie eine Stütze für die Vagina selbst. Infolgedessen erhöht sich die Festigkeit der Muskeln und des Gewebes des Beckenbodens. Wenn das Vaginalpessar richtig eingesetzt wird, kann es für viele Frauen eine gute Behandlungsoption sein. Allerdings kann es auch Komplikationen verursachen.

Wofür wird ein Vaginalpessar verwendet?

Vaginalpessar - Frau mit Unterleibsschmerzen
Wenn die Symptome eines Vaginalprolaps die Lebensqualität einschränken, sollte ein Vaginalpessar verwendet werden.

Ein Vaginalpessar ist ein Hilfsmittel, mit dem ein Beckenorganprolaps ohne Operation behandelt werden kann. Laut einer Veröffentlichung in Trials kommen Vaginalpessare zum Einsatz, wenn die Symptome des Prolapses leicht sind. Auch bei Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben, oder während der Schwangerschaft.

Die Verwendung dieses Elements während der Schwangerschaft zielt darauf ab, die Gebärmutter in der richtigen Position zu halten. Denn manchmal führt die Vergrößerung dieses Organs dazu, dass es sich in die Vagina schiebt. Dies kann zu einer Einklemmung der Gebärmutter führen und die Schwangerschaft komplizieren.

Pessare sind für Frauen zu empfehlen, bei denen ein hohes Risiko hinsichtlich eines chirurgischen Eingriffs besteht. Zum Beispiel, wenn sie an chronischen Krankheiten, wie Herzkrankheiten, leiden.

Außerdem lässt sich mit ihnen prüfen, ob eine Operation angezeigt ist oder nicht. Ein Prolaps führt häufig zu Harninkontinenz. Durch das Einsetzen eines Pessars sollte diese verschwinden.

Allerdings kann die Inkontinenz auch andere Ursachen haben. Wenn dies der Fall ist, würde das Einsetzen eines Pessars das Problem nicht lösen. Daher ist es sinnvoll, zu unterscheiden, welche Fälle von Inkontinenz operabel sind und welche nicht. Dies bezeichnet man als “Pessartest”.

Vaginalpessar: Die verschiedenen Arten

Die meisten Pessare bestehen aus Silikon. Die Größe variiert je nach Alter und Länge der Vagina. Jüngere Frauen benötigen in der Regel größere Pessare als ältere Frauen, um den Komfort zu erhöhen.

Nach Angaben von Fachleuten der Mayo Clinic gibt es verschiedene Arten von Pessaren, die sich in ihrer Form und ihren Eigenschaften unterscheiden. Zum einen gibt es das ringförmige Vaginalpessar. Diese Variante wird am häufigsten bei Frauen eingesetzt, die unter einem leichten Prolaps leiden.

Zum anderen gibt es das Donut-Pessar. Diese Art ist angezeigt, wenn der Prolaps stärker ausgeprägt ist. Außerdem gibt es das Inkontinenzpessar, das bei Belastungsharninkontinenz (beim Husten, Lachen oder Bücken) zum Einsatz kommt.

Wie wird ein Vaginalpessar eingeführt?

Vor dem Einsetzen eines Vaginalpessars muss eine körperliche Untersuchung der Frau erfolgen. Expert/innen zufolge ist eine gynäkologische Untersuchung unerlässlich, um die Art des Prolapses zu bestimmen.

Bei der Untersuchung sollte die Vagina vermessen werden, um die geeignete Größe des Vaginalpessars zu bestimmen. Es sollte möglichst exakt passen und nicht über die Vagina hinaus eingeführt werden, wenn es zu groß ist.

Wenn das Vaginalpessar zu klein ist, kann es beim Wasserlassen oder Stuhlgang herauskommen. Es kann sein, dass du mehrere Größen ausprobieren musst, um das am besten geeignete Pessar zu finden.

Idealerweise sollte man beim Einführen Handschuhe tragen oder die Hände sollten sauber und desinfiziert sein. Das Gleiche gilt für das Pessar. Darüber hinaus sollte es häufig gewechselt und überprüft werden.

Es ist ratsam, dass die Frau mindestens alle drei bis sechs Monate eine Kontrolluntersuchung bei ihrem Gynäkologen/ihrer Gynäkologin durchführen lässt. In einigen Fällen kann der Austausch des Pessars von der Frau selbst vorgenommen werden.

Allerdings gibt es auch andere Pessare, die speziell angepasst oder nicht für längeres Tragen ausgelegt sind. Deshalb sollte der Arzt oder die Ärztin empfehlen, was im Einzelfall am besten ist.

Mögliche Risiken und Nebenwirkungen

Vaginalpessar - Frau bei der Gynäkologin
Es ist wichtig, dem Gynäkologen/der Gynäkologin alle Fragen zu stellen, die du hast, bevor das Pessar eingesetzt wird.

Trotz ihrer Vorteile sind diese Geräte nicht ohne Risiken und Komplikationen. Wie eine in der Zeitschrift Clinical and Research in Gynecology and Obstetrics veröffentlichte Studie erklärt, können Pessare die Scheidenwand verletzen.

Das wiederum kann zu Schmerzen und Blutungen führen. Die Vaginalwand kann sich nach und nach abnutzen, sodass eine abnormale Verbindung zwischen der Vagina und dem Rektum entsteht. Dies wird als “rektovaginale Fistel” bezeichnet. Sie können sogar zwischen der Blase und der Vagina entstehen (vesikovaginale Fisteln).

Da es sich um einen Fremdkörper in der Vagina handelt, kann es zu vermehrtem Ausfluss aus der Vagina kommen. Außerdem erhöht sich dadurch das Infektionsrisiko. Zum Beispiel durch Actinomyces. Der Entzündungsprozess kann zu zellulären Veränderungen mit malignem Potenzial führen.

In einigen Fällen, wenn auch sehr selten, wurde das Vaginalpessar mit einer Bauchfellentzündung und anderen intestinalen Komplikationen in Verbindung gebracht. Es ist auch schon vorgekommen, dass es sich in der Scheide festgesetzt hat.

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Pflege und Empfehlungen

Beim Tragen eines Vaginalpessars müssen bestimmte Aspekte beachtet werden. Zunächst einmal muss eine Frau wahrscheinlich mehrere verschiedene Arten und Größen ausprobieren, bis sie das richtige gefunden hat. Außerdem muss sie das Pessar oft selbst herausnehmen, reinigen und wieder einführen.

Wenn es jedoch Schwierigkeiten bei der Durchführung dieser Manöver gibt, können sie in einer Arztpraxis durchgeführt werden. Darüber hinaus kann es je nach Art des verwendeten Vaginalpessars notwendig sein, es während des Geschlechtsverkehrs an Ort und Stelle zu belassen.

Dies kann den Komfort und die Wahl der geeignetsten Verhütungsmethode beeinträchtigen. Wenn Komplikationen auftreten, wie z. B. Wunden oder Abnutzungserscheinungen an der Vaginalwand, wird empfohlen, das Pessar zu entfernen. Im Idealfall ist es am besten, zwei bis drei Wochen darauf zu verzichten.

Außerdem werden oft Östrogene und Gleitmittel zur Anwendung in diesem Bereich verschrieben. Östrogene helfen dem Vaginalepithel, stark zu bleiben und sich wieder zu bilden. Sie können in Form von Cremes, Ringen oder Tabletten verabreicht werden.

In Bezug auf die Reinigung des Vaginalpessars solltest du alle Anweisungen deines Arztes/deiner Ärztin sowie die jeweiligen Produktempfehlungen befolgen. Das verringert das Risiko von Vaginalinfektionen.

Was zu beachten ist

Ein Vaginalpessar ist ein Hilfsmittel, das zur Behandlung eines Beckenorganvorfalls eingesetzt wird. Zum Beispiel, wenn die Gebärmutter, die Blase oder das Rektum durch die Vagina drückt. Es ist eine gute Behandlungsmöglichkeit für Frauen, bei denen eine Operation kontraindiziert ist. Vaginalpessare gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen.

Allerdings können sie auch Verletzungen, Unannehmlichkeiten und andere Komplikationen verursachen. Deshalb solltest du stets die Anweisungen deines Arztes/deiner Ärztin befolgen. Außerdem ist es wichtig, dass du regelmäßig zur gynäkologischen Untersuchung gehst.


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