Symptome, Ursachen und Behandlung von Harninkontinenz

Harninkontinenz kann sehr unangenehm sein. Dieses Problem tritt insbesondere bei Kindern, älteren Menschen und Frauen auf. Erfahre anschließend mehr über Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten. 
Symptome, Ursachen und Behandlung von Harninkontinenz
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Als Harninkontinenz bezeichnet man den unwillkürlichen Verlust von Urin, der auf verschiedene Ursachen zurückzuführen ist. Betroffene sind nicht fähig, den Harn zurückzuhalten und die Blasenentleerung zu kontrollieren. Es kommt vermehrt zu unfreiwilligen Abgängen, was sehr unangenehm sein kann. Erfahre heute mehr über die Symptome, Ursachen und Behandlung von Harninkontinenz.

In manchen Fällen erfolgt der unfreiwillige Harnabgang bei Anstrengungen wie Niesen, Husten oder Lachen. Es kann allerdings auch vorkommen, dass die Harnblase übermäßig voll ist und “überläuft”. Es handelt sich nicht nur um ein physisches Problem. Harninkontinenz beeinträchtigt auch das Gesellschaftsleben, da stets die Angst vorhanden ist, dass es zu einem Harnverlust kommen könnte und dadurch auch unangenehmer Geruch entsteht. 

Ursachen für Harninkontinenz

Eine vorübergehende Harninkontinenz, die nur über einen begrenzten Zeitraum auftritt, kann durch Lebensmittel, Getränke oder Arzneimittel produziert werden, welche die Harnbildung stimulieren. Sobald dieser diuretische Effekt gestoppt wird, verschwindet das Problem automatisch.

Mögliche Auslöser können kohlensäurehaltige Getränke, Alkohol, Zitrusfrüchte oder beispielsweise blutdruckregulierende Arzneimittel sein.

Andere Ursachen vorübergehender Harninkontinenz

  • Harnwegsentzündung: Dadurch wird die Blase gereizt und es kann zu unfreiwilligen Harnabgängen kommen.
  • Auch bei Verstopfung kann es vorübergehend zu Harnverlusten kommen. Denn der Darm befindet sich ganz in der Nähe der Blase und kann durch harten Stuhl im Rektum die Harnblase stimulieren.
  • Darüber hinaus treten auch in der Schwangerschaft häufig Harnverluste auf. Dazu kommt es durch einen veränderte Hormonhaushalt und die Vergrößerung der Gebärmutter, die eine hyperaktive Harnblase verursachen kann.

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Ursachen für chronische Harninkontinenz

Wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum vorhanden sind, spricht man von chronischer Harninkontinenz.

Mögliche Ursachen dafür sind:

  • Ein Gebärmuttervorfall oder eine durch Schwangerschaftskomplikationen geschwächte Beckenmuskulatur können zu Harninkontinenz führen.
  • Mit zunehmendem Alter wird die Muskulatur schwächer, auch die Blasenmuskeln. Bei Frauen nimmt außerdem in der Menopause die Östrogenproduktion ab und das Gewebe des Harnsystems wird schwächer.
  • Gynäkologische Eingriffe: Die Blase hält sich in ihrer Position durch andere Organe, insbesondere durch die Gebärmutter. Wenn ein operativer Eingriff in diesem Bereich erfolgt, könnte es in der Folge ebenfalls zu unfreiwilligen Harnabgängen kommen.
  • Prostatabeschwerden: Bei Männern sind häufig Prostataerkrankungen für dieses Folgeproblem verantwortlich: gutartiger Prostata-Hyperplasia, Prostatakrebs…
  • Neurologische Störungen können auch die Kontrolle über die Blase beeinträchtigen, wenn dabei die entsprechenden Nerven betroffen sind. Man spricht in diesem Fall von einer neurogenen Blase. Dazu kann es beispielsweise durch Parkinson oder Multiple Sklerose kommen.
  • Darüber hinaus können auch psychologische Ursachen zu Harninkontinenz führen: Stress und Hektik oder die Unmöglichkeit, Probleme zu lösen können für die unfreiwilligen Harnabgänge verantwortlich sein. Bei Kindern unter sechs Jahren ist Bettnässen (Enurese) ein häufiges Problem. Häufig ist dieser unkontrollierbare nächtliche Harnabgang psychologisch bedingt.
Harninkontinenz bei Kindern

Nicht-pharmakologische Behandlung von Harninkontinenz

Nicht immer ist eine medikamentöse Behandlung notwendig. Verschiedene Maßnahmen sind oft bereits sehr wirksam. Durch die Regulierung des täglichen Flüssigkeitskonsums kann auch die Blase besser kontrolliert werden. Dies ist in der Vorsorge gegen unwillkürliche Harnabgänge bereits sehr hilfreich.

So empfiehlt es sich, am Morgen etwas mehr zu trinken und die Flüssigkeitsmenge dann im Laufe des Tages zu reduzieren, damit die Blase in der Nacht nicht belastet wird. Wenn Kinder bettnässen, lohnt es sich oft, das Abendessen etwas früher einzunehmen, damit vor der Nachtruhe noch ausreichend Zeit für die Verdauung bleibt. 

Sehr wirksam ist das Training der Beckenbodenmuskulatur. Kegelübungen sind auch in der Vorsorge sehr effektiv! Erfahre hier mehr zu diesem Thema: Kegel Übungen gegen Harninkontinenz und für ein besseres Sexualleben

Pharmakologische Therapie

In manchen Fällen können trotz der empfohlenen Maßnahmen die unfreiwilligen Harnabgänge nicht kontrolliert werden. In diesem Fall kann der behandelnde Arzt ein Arzneimittel empfehlen. Auch wenn eine Krankheit die Ursache für die Harninkontinenz ist, ist oft eine pharmakologische Therapie notwendig.

Durch Medikamente kann in diesem Fall erreicht werden, dass sich die Blase nicht unfreiwillig zusammenzieht und die Harnröhre verschlossen bleibt.  Zu diesem Zweck werden Anticholinergika verwendet. Damit werden die Nervenreize blockiert, welche die Kontraktion der glatten Muskulatur auslösen. Häufig wird das Medikament Oxybutynin verschrieben.

Anticholinergika sind zwar sehr effektiv, doch sie haben auch unerwünschte Nebenwirkungen. Patienten mit Glaukom oder Herzrhythmusstörungen können diese Medikamente nicht einnehmen. Wenn keine Gegenanzeigen vorhanden, die Nebeneffekte jedoch sehr stark sind, muss die Behandlung abgesetzt werden.

Wenn weder allgemeine Maßnahmen, noch Arzneimittel erfolgreich sind, kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden. 


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