Süßstoff gegen Adipositas: Mythos oder Wahrheit?

Süßstoff wird oft als Zuckerersatz verwendet, um Übergewicht oder Adipositas besser zu kontrollieren. Doch ist dies tatsächlich zu empfehlen? Erfahre in unserem heutigen Beitrag mehr über dieses Thema. 
Süßstoff gegen Adipositas: Mythos oder Wahrheit?
Daniel Baldó Vela

Geprüft und freigegeben von dem Krankenpfleger Daniel Baldó Vela.

Geschrieben von Daniel Baldó Vela

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Als Süßstoff bezeichnet man synthetisch hergestellte oder natürliche Substanzen, die als Zuckerersatz eingesetzt werden können. Wir werden uns in diesem Artikel insbesondere jene süßen Substanzen näher anschauen, die keine Kalorien lliefern und deshalb oft bei Adipositas verwendet werden. Außerdem gehen wir der Frage nach, ob dies tatsächlich zu empfehlen ist.

Den meisten fällt es sehr schwer auf Süßes zu verzichten, denn bereits die Muttermilch schmeckt süßlich und sorgt für großes Wohlbefinden. Auch im Laufe der Geschichte haben wir immer wieder unsere Vorliebe für Süßwaren gezeigt. Im 18. Jahrundert entdeckte man dann jedoch bereits, dass Zucker schädlich ist. Gleichzeitig veränderte sich der Schönheitskanon zu einer stilisierteren, dünneren Figur der Frau.

Beide Tatsachen führten dazu, dass am Ende des 19. Jahrhunderts der erste Süßstoff ohne Kalorien entwickelt wurde. Damit wollte man erreichen, Süßes ohne gesundheitliche Folgen konsumieren zu können. Doch ist dies tatsächlich der Fall?

Süßstoff ist für den menschlichen Konsum geeignet

Süßstoffe verschiedener Art haben bewiesen, dass sie für den menschlichen Konsum geeignet sind. Doch die Dosis macht das Gift! Man sollte nie mehr als die empfohlene Tagesmenge davon einnehmen.

Allerdings haben die Vorteile in der Prävention, Behandlung und Kontrolle von Übergewicht und Adipositas für Polemik gesorgt, denn zahlreiche Studien sprechen dagegen. 

Insbesondere wurde die Wirkung von Süßstoffen im Bezug auf folgende Faktoren untersucht, die alle bei der Entstehung von Adipositas eine Rolle spielen: Insulin, Appetit, Sättigung, Belohnungsgefühl, Darmmikrobiota, Adipozyten u.a.

Süßstoff und Adipositas
Solange die empfohlene Tagesmenge nicht überschritten wird, sind Süßstoffe für den menschlichen Konsum sicher.

Sind Süßstoffe bei Adipositas vorteilhaft?

Die wissenschaftliche Evidenz unterstützt den Konsum von Süßstoffen bei Adipositas nicht. Anschließend gehen wir näher auf die Gründe ein, warum diese unwirksam sind.

Wirkung von Süßstoffen auf die Freisetzung von Insulin

Insulin wird in der Bauchspeicheldrüse freigesetzt, um den Überschuss an Glukose im Blut abzutransportieren und in die Zellen zu schleusen, die Energie benötigen. Jener Anteil, der nicht sofort zur Energiegewinnung genutzt wird, wird in Form von Glykogen in der Leber und in den Muskeln gespeichert. 

Lange dachte man, dass kalorienfreie Süßstoffe nicht fähig sind, die Insulinproduktion zu stimulieren.

Es ist richtig, dass kalorienfreie Süßstoffe die Insulinproduktion nicht direkt stimulieren, doch indirekt sind sie dazu fähig!

Doch inzwischen weiß man, dass sie dies auf indirekte Weise erreichen können. Denn sie beschleunigen die Magenentleerung und erhöhen die Absorption im Darm. Da es sich um kalorienfreie Substanzen handelt, sollte das eigentlich kein Nachteil sein. Doch der Süßstoff bindet sich mit Nahrungsmitteln, die Kalorien enthalten (Säfte, Kekse, Kuchen, Milchprodukte usw.) und deshalb gelangen große Mengen von Glukose ins Blut und in der Folge kommt es zu Insulinspitzen. 

Zusammenhang von Süßstoff, Insulin und Adipositas
Kalorienfreie Süßstoffe können die Insulinproduktion auf indirekte Weise anregen.

Die Unstabilität des Blutzuckerspiegels führt zur vermehrten Stimulation der Bauchspeicheldrüse, die mehr Insulin ausschüttet. Dadurch kann eine Insulinresistenz entstehen und somit erhöht sich das Riskiko für Diabetes mellitus, Übergewicht und Adipositas.

Noch ein interessanter Lesetipp: Prädiabetes: erlaubte und verbotene Nahrungsmittel

Süßstoff und Energiebilanz

Als Energiebilanz bezeichnet man die Differenz zwischen Energiezufuhr und Energiebedarf. Eine positive Bilanz ist dann vorhanden, wenn man mehr konsumiert, als man verbraucht.

Zwar sind Süßstoffe kalorienfrei oder kalorienarm, doch trotzdem tragen sie zu einer positiven Energiebilanz bei. Die Gründe dafür sind:

  • Sie produzieren mehr Appetit.
  • Außerdem sättigen sie weniger.
  • Der süße Geschmack ist ebenfalls kontraproduktiv. Denn dadurch steigt die Abhängigkeit von Süßem und da es keine natürlichen Lebensmittel gibt, die mithalten könnten, greifen viele vermehrt auf künstliche Produkte zurück, die meist sehr viele leere Kalorien enthalten.
  • Dazu kommt die Meinung, dass Lebensmittel mit Süßstoffen nicht dick machen. Sie verleiten deshalb dazu, mehr zu essen, als dies bei natürlichen Lebensmitteln der Fall wäre.
  • Außerdem reduzieren Süßstoffe den thermischen Effekt der Nahrungsmittel. Dabei geht es um die Kalorien, die bei der Verdauung, Aufnahme der Nährstoffe und Verstoffwechslung verbraucht werden. Bei einem geringeren thermischen Effekt, werden auch weniger Kalorien abgebaut, deshalb entsteht oft eine höhere positive Energiebilanz.
  • Süßstoffe aktivieren das Belohnungszentrum nicht. Deshalb greifen viele kontinuierlich auf Lebensmittel zurück, um so zu versuchen, ihre Lust zu befriedigen.

Wie wirkt Süßstoff auf die Mikrobiota im Darm?

Als Mikrobiota werden alle Bakterien bezeichnet, die im Darm mit uns in Symbiose leben und sehr vorteilhaft sind. Zwar ist die Entwicklung der Mikrobiota mit ungefähr zwei Jahren abgeschlossen, doch sie kann im Laufe des Lebens aus unterschiedlichen Gründen verändert werden. Die Ernährung spielt hier eine besonders wichtige Rolle.

Übergewichtige Menschen haben eine charakteristische Mikrobiota, die zusätzlich das Übergewicht fördert. Wir wissen heute, dass Süßstoffe dazu beitragen. 

Wie wirkt Süßstoff auf die Mikrobiota im Darm?
Kalorienfreie Süßstoffe können die Mikrobiota übergewichtiger Menschen verändern.

Wie wirkt Süßstoff auf die Adipozyten?

Süßstoffe beeinträchtigen außerdem die Größe und Anzahl der Adipozyten (Fettzellen). Doch dies hängt von der Art des Süßstoffes und auch vom Patienten selbst ab. Deshalb ermöglicht es die wissenschaftliche Evidenz nicht, eindeutige Schlussfolgerunen zu ziehen.

Zusammenfassend kann jedoch gesagt werden, dass sich Süßstoffe bei Übergewicht und Adipositas negativ auswirken.


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