Hypochlorhydrie: Was ist das?

Als Hypochlorhydrie bezeichnet man eine verminderte Bildung von Salzsäure im Magen. Man könnte sich denken, dass dies bei Gastritis vorteilhaft ist, doch es handelt sich um eine Krankheit. Erfahre heute, wie es dazu kommt und was man dagegen tun kann. 
Hypochlorhydrie: Was ist das?
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Geschrieben von Leonardo Biolatto

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Als Hypochlorhydrie bezeichnet man eine verminderte Bildung von Salzsäure im menschlichen Körper. Salzsäure wird durch die Parietalzellen der Magenschleimhaut in einem kontrollierten Umfeld ausgeschüttet.

Salzsäure (kurz HCl) übernimmt im Magen verschiedene sehr spezifische Funktionen. Diese sind grundlegend, um den Organismus vor externen Agenten zu schützen und die Verdauung zu ermöglichen.

Im Magen produzieren spezialisierte Zellen, die als Parietalzellen bezeichnet werden, Salzsäure. Diese Zellen werden durch Histamin stimuliert, welches wiederum vom Hormon Gastrin stimuliert wird. Wenn ausreichend oder zu viel Salzsäure vorhanden ist, gibt der Magen dem Organismus ein Signal, um die Ausschüttung von Gastrin nicht zu stimulieren.

Unter normalen Umständen, wenn der Selbstregulatinsmechanismus richtig funktioniert, kommt es weder zu Gastritis noch zu Hypochlorhydrie. Doch wenn zu wenig Salzsäure produziert wird, spricht man von einer Hypochlorhydrie oder von einer Achlorhydrie, wenn gar keine Salzsäure vorhanden ist.

Salzsäure übernimmt im Magen folgende Funktionen:

  • Sie dient dem Aufschluss von Proteinen, die wir einnehmen, um diese verarbeiten zu können.
  • Außerdem ist Salzsäure am Verdauungsprozess von Kohlenhydraten beteiligt.
  • Sie zerstört zudem schädliche Mikroorganismen, die über die Ernährung in den Körper gelangen können.

Die verminderte Bildung von Salzsäure scheint zwar nicht schwerwiegend zu sein, doch Hypochlorhydrie wird mit Magenkrebs assoziiert. Patienten, die daran über einen langen Zeitraum leiden, sind für diese Tumorart anfälliger.

Ursachen für eine Hypochlorhydrie

Es wurden im Laufe der Zeit verschiedene Auslöser für Hypochlorhydrie festgestellt. Zu den wichtigsten gehören folgende:

  • Stress und Nervosität: Zu den wichtigsten Auslösern der verminderten Bildung von Salzsäure gehören Stress und Nervosität. Die Zellen können in dieser Situation aufhören, Salzsäure zu bilden.
  • Alterung: Mit zunehmendem Alter verlieren unsere Zellen an Funktionstüchtigkeit. Deshalb kann auch die Hormonproduktion altersbedingt beeinträchtigt sein, was wiederum zu einer verminderten Bildung von Salzsäure führen kann. Denn wenn weniger Gastrin vorhanden ist, verlangsamen die Parietalzellen ihren Stoffwechsel. Schätzungsweise sind davon rund 30 Prozent der Personen über 60 Jahre betroffen.
  • Missbrauch von Antazida: Patienten mit wiederholter Gastritis sind gefährdet, zu viele Medikamente wie Ranitidin oder Omeprazol einzunehmen. Diese Arzneimittel blockieren die Produktion von Säure und lindern die Symptome von Gastritis. Obwohl sie die gewünschte Wirkung erzielen, kann der Missbrauch zu Hypochlorhydrie führen.
  • Hypophysenstörungen: Wenn die Hypophyse nicht richtig funktioniert, können dadurch die hormonalen Kommunikationswege zwischen Gastrin und Histamin gestört werden.
  • Hypothyreose: Diese Schilddrüsenstörung beeinträchtigt viele Körperfunktionen, da zu wenig Schilddrüsenhormone produziert werden. Auch die Gastrin- und Histaminproduktion ist davon betroffen.
  • Magenoperationen: Bestimmte chirurgische Eingriffe sind invasiv und beeinträchtigen die Bildung von Salzsäure. Insbesondere wenn ein Teil des Magens durch eine Chirurgie austrocknet, kann es anschließend zu Hypochlorhydrie kommen.
Ursachen für eine Hypochlorhydrie
Eine Hypochlorhydrie beeinträchtigt die Verdauung der Nahrungsmittel und geht mit Beschwerden wie Blähungen und Gasbildung einher.

Welche Symptome löst eine verminderte Bildung von Salzsäure aus?

Es ist nicht einfach festzustellen, dass die Bildung von Salzsäure zu gering ist. Die Symptome sind ähnlich wie bei anderen Krankheiten und deshalb leicht zu verwechseln.

Bei Verdacht auf eine verminderte Bildung von Salzsäure helfen verschiedene diagnostische Methoden, andere Krankheiten auszuschließen. 

Folgende Symptome treten sehr häufig auf:

  • Veränderungen bei der Verdauung von Fleisch: Die Verarbeitung von Fleisch ist gestört, sie erfolgt außerdem langsamer.
  • Gasbildung und Blähungen: Die Verdauung ist durch den Mangel an Salzsäure langsamer. Außerdem entstehen Gase im Darm.
  • Blutarmut: Hypochlorhydrie führt zu einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen. Davon sind auch Eisen und Vitamin B12 betroffen, was zu einer chronischen Anämie führen kann, die nur schwer unter Kontrolle zu bringen ist.
  • Gastroenteritis: Da der Schutz vor externen Mikroorganismen fehlt, ist die Gefahr für eine wiederholte infektiöse Gastroenteritis größer.
  • Zu hoher Cholesterinspiegel: Durch das Fehlen oder den Mangel an Salzsäure, die für die Verdauung notwendig ist, ist der Prozess der Fettaufnahme gestört. In der Folge können sich die Blutfettwerte stark erhöhen.
Welche Symptome löst eine verminderte Bildung von Salzsäure aus?
Hypochlorhydrie begünstigt das Eindringen von schädlichen Mikroorganismen in das Verdauungssystem.

Behandlungsmöglichkeiten bei Hypochlorhydrie

Sobald der Arzt eine Krankheit feststellt, die zu Hypochlorhydrie führt, wie etwa Hypothyreose, konzentriert er sich auf die direkte Behandlung dieser zugrundeliegenden Krankheit. Sobald die Störung gelöst ist, sollten auch die Symptome verschwinden.

Sollte jedoch die Ursache nicht eindeutig geklärt sein, sind allgemeine Maßnahmen erforderlich. Damit kann der Körper die richtige Bildung von Salzsäure wieder aufnehmen. Zu diesen Maßnahmen gehören folgende:

  • Langsam kauen: Die Verdauung beginnt bekanntlich bereits im Mund durch das Kauen der aufgenommenen Nahrung. Dabei werden wichtige Mechanismen in Gang gesetzt und der Organismus hat unter anderem Zeit, das Hormon Gastrin zu produzieren.
  • Heiße Tees: Heißgetränke nach dem Essen stimulieren die Bildung von Salzsäure. Dieser natürliche Mechanismus kann jeder ganz einfach nutzen. Bei kaltem Wasser ist genau das Gegenteil der Fall: Es hemmt die Bildung von Salzsäure und ist deshalb bei Hypochlorhydrie nicht zu empfehlen.
  • Natürliche Ergänzungsmittel: Apfelessig, Honig und Meersalz stimulieren ebenfalls die Bildung von Salzsäure. Sie können zusätzlich zu anderen Maßnahmen als Ergänzung dienen.

Abschließende Zusammenfassung

Eine verminderte Bildung von Salzsäure kann zu verschiedenen Verdauungsbeschwerden führen. Diese Störung wird auch mit Anämie und einem erhöhten Cholesterinspiegel assoziiert. Deshalb ist es wichtig, einen Arzt aufzusuchen, der eine entsprechende Diagnose stellen kann. Sobald die genauen Ursachen feststehen, verschreibt der Arzt die richtige Behandlung.


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