Wie wird künstliche Intelligenz im Profifußball eingesetzt?

Wusstest du, dass eine Mannschaft ihre realen Chancen auf den Sieg eines Spiels vorhersagen kann? Mit künstlicher Intelligenz und all den Daten, die sie liefert und analysiert, ist so etwas möglich.
Wie wird künstliche Intelligenz im Profifußball eingesetzt?

Geschrieben von Fernando Clementin

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Technologie hat im Sport schon lange Einzug gehalten. Jeden Tag gibt es neue Entwicklungen, die unsere Aufmerksamkeit erregen. Eine davon ist die künstliche Intelligenz oder KI. Dieses Instrument wird immer häufiger eingesetzt. In der Welt des Profifußballs ist KI inzwischen beinahe unverzichtbar.

Zunächst einmal ist es jedoch sinnvoll, den Begriff zu definieren. Künstliche Intelligenz (KI) wird von Maschinen demonstriert und von Prozessoren und Software erzeugt. Eine ihrer Funktionen im Sport ist es, riesige Datenmengen zu analysieren, Trends zu erkennen und darauf basierend Vorhersagen zu treffen.

Einfacher ausgedrückt: Künstliche Intelligenz wird von Maschinen ausgeübt, die dasselbe tun wie Menschen. Allerdings in großem Maßstab und mit mehr Präzision und Geschwindigkeit. Anstelle mehrerer Personen, die ein Spiel beobachten, zeichnen die Maschinen automatisch auf, was passiert, und verarbeiten die Daten.

Einige Unternehmen, die diese Art von Dienstleistung anbieten, installieren zum Beispiel Kameras in den Stadien, um ihre eigenen Aufzeichnungen von einem Spiel zu machen. Anhand dieser Bilder können sie mithilfe von Algorithmen Millionen von Daten extrahieren. Diese Informationen werden an Sportler/innen und Vereine verkauft, die sich dann ein umfassenderes Bild vom Spielgeschehen machen können.

Big Data und die Anwendung von künstlicher Intelligenz

Big Data ist die Bezeichnung für die große Menge an Daten, die durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz aus Sportspielen gewonnen werden. Gegenwärtig verfügen die Mannschaften, die diese Analysemethode anwenden – also fast alle internationalen Spitzenteams – unter anderem über Daten zu Pässen, Entfernungen, Schüssen und Tacklings.

Dies hat auf den ersten Blick zwei große Vorteile. Der erste besteht darin, dass es möglich ist, die Leistungen der Athleten im Team selbst zu analysieren. Infolgedessen lassen sich die Trainingseinheiten individuell gestalten und gezielt auf bestimmte Aspekte ausrichten.

Darüber hinaus bieten Big Data die Möglichkeit, viel mehr über die Spieler anderer Mannschaften zu erfahren. Dies ist sowohl bei der Begegnung mit ihnen als auch auf dem Transfermarkt von Vorteil, wenn es darum geht, “den einen besonderen Spieler” zu finden, der nur wenige Fehlpässe spielt und in jedem Spiel eine bestimmte Leistung erbringt.

künstliche Intelligenz im Profifußball - Frau analysiert Daten
Big Data kommen nicht nur im Fußball zum Einsatz. Es handelt sich um eine Disziplin, die immer mehr Anwendungen in der Arbeitswelt, der Werbung und sogar in der Freizeit findet.

Das Ziel ist es, den Zufallsfaktor bei Entscheidungen auf ein Minimum zu reduzieren.

Künstliche Intelligenz im Profifußball und neue Statistiken

Künstliche Intelligenz im Fußball liefert nicht nur mehr Daten. Darüber hinaus ermöglicht sie auch eine bessere Analyse. Ein Beispiel dafür ist die Schaffung neuer Begriffe, um Variablen zu definieren, die erst seit kurzem gemessen werden. Beispielsweise “Expected Goals” xG (zu erwartende Tore) und “Expected Assists” xA (zu erwartende Vorlagen).

Laut der offiziellen Website der Bundesliga zeigen “Expected Goals” die Wahrscheinlichkeit an, dass ein Spieler ein Tor erzielt, wobei ein Index von 0 bis 1 verwendet wird. Dabei werden unter anderem Variablen wie die Schussposition, die Entfernung zum Tor, die Position des Torwarts, das Eingreifen anderer Verteidiger und die Torschussbilanz des Spielers berücksichtigt.

Eine Torchance mit einem Wert von 0,5 xG sollte in 50 % der Fälle zu einer Umwandlung führen.

Expexted Assists hingegen sind die Pässe in der Gefahrenzone, die von dem Spieler, der sie erhält, in einem Tor enden können. Dieser letzte Pass vor dem Tor wird als “Assist” bezeichnet. Wie die Expected Goals werden auch diese auf einer Skala von 0 bis 1 gemessen. Der Maximalwert (1) stellt die maximale Wahrscheinlichkeit dar, dass der Spielzug in einem Tor endet.

Zur Veranschaulichung: Wenn ein Spieler einen Pass zu einem Mitspieler spielt, der mit dem Rücken zum Tor steht und von Gegnern gedeckt wird, ist der xA-Wert niedrig. Wenn er dagegen einen Mitspieler unterstützt, der mit dem Rücken zum Tor steht, in dem kein Torwart steht, wird xA höher sein. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Pass als Assist gewertet wird.

Künstliche Intelligenz liefert noch nie dagewesene Daten

Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren den Fußball und andere Sportarten revolutioniert. Dank dieses Werkzeugs wird das, was früher von der Perspektive des Trainers und seines Teams abhing, jetzt perfekt ausgewertet und gemessen.

Einige dieser innovativen Messungen umfassen nicht nur die körperliche Leistungsfähigkeit, sondern auch die kognitive Leistung eines Sportlers. Künstliche Intelligenz macht es zum Beispiel möglich, die Korrektheit der Entscheidungsfindung und den Stress, unter dem ein Spieler während eines Spiels steht, zu messen.

Es wurden sogar Indizes entwickelt, die alle verfügbaren Informationen sammeln, sie mit denen eines anderen Teams vergleichen und so die Gewinnchancen einer Mannschaft ermitteln. Dieser Index heißt ETI (technischer Effizienzindex) und basiert auf Mathematik. Damit lässt sich die Gesamtleistung einer Mannschaft aus kollektiver taktischer Sicht analysieren.

künstliche Intelligenz im Profifußball - digitales Bild eines Gehirns
Datenmanagement ist ein grundlegender Bestandteil des Trainings und des Vereinslebens auf Hochleistungsebene.

Ein grundlegendes Werkzeug im modernen Fußball

Wie jedes innovative Element entwickelt sich auch die künstliche Intelligenz weiter und es werden immer noch neue Anwendungsfälle für die fast unendlichen Möglichkeiten untersucht, die sie bietet. Unterdessen freundet sich das technische Personal der Mannschaften immer mehr mit diesen neuen Technologien an.

Idealerweise sollte es eine Gruppe von Spezialisten geben, die alle Informationen analysiert und die wichtigsten an die Trainer weitergibt. Denn es macht natürlich keinen Sinn, so viele Daten zu haben, wenn es niemanden gibt, der sie interpretieren kann.

Allerdings ist künstliche Intelligenz eine Ergänzung und nicht etwas, mit dem man automatisch Meisterschaften gewinnt. Daher gibt es einige Dinge, die nach wie vor unerlässlich sind. Arbeit, Planung und Talent müssen Hand in Hand mit der Technologie gehen, um die angestrebten Ziele zu erreichen.


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