Opioide und Opiate: Was sagt die Wissenschaft dazu?

Obwohl man Opioide und Opiate gemeinhin mit Drogen wie Heroin in Verbindung bringt, produziert unser Körper diese Stoffe auch auf natürliche Weise. In diesem Artikel erfährst du alles über diese Substanzen und was sie bewirken.
Opioide und Opiate: Was sagt die Wissenschaft dazu?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Opioide und Opiate sind nicht dasselbe. Obwohl viele Menschen glauben, dass Opioide nur äußerliche Drogen sind, die süchtig machen, ist das nicht ganz zutreffend.

Die Menschen benutzen Opiate schon seit Tausenden von Jahren als Schmerzmittel. Schon seit mindestens sechstausend Jahren kennt die Menschheit ihre schmerzlindernden Eigenschaften. Außerdem gelang es im Jahr 1804 erstmals, die Substanz, die wir heute als Morphin kennen, chemisch zu isolieren.

Die Wissenschaft hat nach und nach herausgefunden, dass der Mensch über interne Systeme zur Interaktion mit Opioiden verfügt. Diese Rezeptoren, die über den gesamten menschlichen Körper verteilt sind, haben physiologische Funktionen, die sich in zwei Kategorien unterteilen lassen:

  • Opioide: Diesen Begriff verwendet man für alle Substanzen, unabhängig von ihrer Herkunft, die sich an einen Opioidrezeptor im Körper binden können.
  • Opiate: Das sind Stoffe, die aus Opium gewonnen werden und eine opioide Wirkung haben. Allerdings entwickeln sie sich nicht auf natürliche Weise im menschlichen Körper. Ein Beispiel dafür wäre Morphin.

Alle Opiate sind Opioide, aber nicht alle Opioide sind Opiate. Einige Opioide, die im Blut kreisen, wie z. B. Endorphine, sind natürlich und müssen nicht von Spezialisten aus Opium gewonnen werden. Es handelt sich hierbei also nicht um Opiate.

Auch innerhalb der Gruppe der Opiate gibt es eine Unterteilung, die zwischen natürlichem Ursprung und synthetischem unterscheidet. Es gibt Opiate, die direkt aus der Opiumpflanze stammen, und andere, die von Spezialisten künstlich hergestellt werden. Sowohl die Pharmaindustrie als auch die Welt der Designerdrogen haben diese synthetischen Produkte entwickelt.

Endogene Opioide

Außerdem gibt es eine Gruppe von Opioiden, die nicht außerhalb des menschlichen Körpers existieren und intrinsisch sind. Damit meinen wir, dass der menschliche Körper diese Substanzen herstellt und sie bei verschiedenen natürlichen Körperprozessen eine Rolle spielen.

Die Wissenschaftler John Huges und Hans Kosterlitz entdeckten diese sogenannten endogenen Opioide 1975. Sie konnten drei Gruppen identifizieren :

  • Endorphine
  • Enkeyphaline
  • Dynorphine

Endogene Opioide haben verschiedene Funktionen, von der Wirkung als Schmerzmittel bis hin zu Medikamenten für Stressreaktionen. Sie stehen auch in Verbindung mit der Herzfunktion sowie dem Immunsystem zur Abwehr von Infektionen.

Der Körper ist in der Lage, körpereigene Opioide zu sammeln, um sie bei Bedarf einzusetzen. Endogene Cannabinoide hingegen kann der Körper nicht speichern. Sie werden einfach hergestellt, wenn sie gebraucht werden.

Opioide und Opiate - Rezeptoren

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Wie lindern Opioide Schmerzen?

Eines der Hauptmerkmale von Opioiden ist ihre analgetische Wirkung. Sie wirken schmerzlindernd und bei einigen von ihnen lässt die Wirksamkeit auch nach längerer Einnahme nicht nach. Daher werden sie bei der Behandlung chronischer Schmerzen eingesetzt.

Auch körpereigene Opioide sind Schmerzmittel. Wenn wir also mehr Endorphine ausschütten, weil wir glücklich sind, verringern sich bestehende Schmerzen. Das Gleiche kann bei Menschen mit Arthritis passieren; ihr Endorphinspiegel steigt, wenn sie eine Sportart ausüben, die ihnen Spaß macht, und sie leiden deshalb weniger.

Je nachdem, wie schmerzlindernd sie wirken und an welche Rezeptoren im zentralen Nervensystem sie binden, werden medizinische Opiate in folgende Kategorien eingeteilt:

  • Reine Agonisten: Das sind diejenigen, die auf die Rezeptoren wirken, die Fachleute mit dem griechischen Buchstaben μ bezeichnet haben. Es handelt sich um starke Schmerzmittel, die zudem eine Euphorie verursachen. Morphin gehört zu dieser Gruppe.
  • Agonisten-Antagonisten: Medikamente wie Nalbuphin gehören zu dieser Gruppe.
  • Partielle Agonisten: Ein gutes Beispiel dafür ist Buprenorphin.
  • Reine Antagonisten: Diese Medikamente können die Wirkung anderer Opiate umkehren oder aufheben. Fachleute setzen sie zur Behandlung von Morphinvergiftungen ein. Zu dieser Gruppe gehören auch Naltrexon und Naloxon.
Opioide und Opiate

Opioide und Opiate: Unerwünschte Wirkungen

Wie bei jeder Substanz, ob natürlich oder künstlich, kann ein Übermaß zu Vergiftungen und unerwünschten Wirkungen führen. Opioide sind davon nicht ausgenommen.

Normalerweise treten die unerwünschten Wirkungen bei Opiaten auf, wenn Menschen sie aus medizinischen Gründen oder in der Freizeit konsumieren. Allerdings wird durch endogene Opioide nicht der Punkt erreicht, an dem sie diese unerwünschten Reaktionen hervorrufen können, weil der Körper sie reguliert.

Zu den unerwünschten Nebenwirkungen von Opiaten zählen:

  • Verdauungsstörungen: Insbesondere Verstopfung, da Opiate die peristaltischen Bewegungen im Verdauungstrakt verringern. Außerdem kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen.
  • Schwindelgefühle und Schläfrigkeit.
  • Kopfschmerzen.
  • Vermehrtes Schwitzen.
  • Atemdepression: Eine sehr besorgniserregende Nebenwirkung von Opiaten ist die Möglichkeit einer flachen und ineffektiven Atmung, die zum Tod führen kann. Daher muss die Verabreichung der Dosis überwacht werden.
  • Sucht: Opiate führen zu einer Sucht, sowohl bei denen, die sie als Schmerzmittel verwenden, als auch bei denen, die sie als Freizeitdroge konsumieren. Die süchtige Person verspürt das unwiderstehliche Bedürfnis, diese Substanz zu konsumieren und muss jedes Mal eine höhere Dosis nehmen, um die gleiche Wirkung zu erzielen. Es handelt sich um ein riesiges gesellschaftliches Problem, das nicht nur aus medizinischer Sicht, sondern aus verschiedenen Perspektiven angegangen werden muss.

Opioide und Opiate: Abschließende Gedanken

Opioide sind für ihre starke schmerzlindernde Wirkung bekannt. Aufgrund ihrer analgetischen Eigenschaften werden sie von Fachleuten zur Behandlung verschiedenartiger Schmerzen eingesetzt. Dennoch sind sie mit Vorsicht zu genießen, da sie in der Regel süchtig machen. Das gilt sowohl für eine medizinisch indizierte Einnahme als auch für den Konsum als Freizeitdroge.


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