Süchte: Definition, Arten und Behandlung

Es gibt viele Formen der Sucht, die nicht immer die Einnahme einer Substanz erfordern. Auch wenn sie vielleicht weniger bekannt sind oder von der Gesellschaft weniger stillschweigend akzeptiert werden, stellen sie dennoch ein Problem dar.
Süchte: Definition, Arten und Behandlung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Nicht alle Süchte haben mit Alkohol- oder Drogenkonsum zu tun. Tatsächlich gibt es andere Arten von viel häufigeren und sogar alltäglichen Verhaltensweisen, die wir fast schon als normal ansehen, ohne zu wissen, dass dahinter ein klares psychologisches Problem steht. Ein Beispiel dafür sind Verhaltenssüchte.

Die intensive Nutzung des Mobiltelefons bis zu dem Punkt, dass man es nicht mehr weglegen kann, ist ein Suchtverhalten. Ebenso wie diejenigen, die ihre Emotionen durch Essen und Essanfälle kanalisieren. Es gibt viele Formen und Varianten von Verhaltenssüchten. Darüber hinaus ist es im Bereich der Psychologie und Psychiatrie ein echter Durchbruch, dass das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-V) diese Nomenklatur endlich aufgenommen hat.

Erst 2013 wurde eine Trennung zwischen Substanzsucht und Verhaltenssucht vorgenommen. Und was für uns irrelevant erscheinen mag, ist in Wirklichkeit entscheidend für den therapeutischen Ansatz. Lass uns ein wenig tiefer in dieses Thema eintauchen.

Was sind Süchte?

Bis vor einigen Jahrzehnten ging man davon aus, dass jede Sucht den Gebrauch einer Substanz voraussetzt. So wurde schädliches Verhalten, mit dem eine Person nicht aufhören konnte, als ein Impulskontrollproblem bezeichnet.

Heute wissen wir jedoch, dass Dinge wie Handysucht oder Pornografie-Sucht nicht nur auf “Ich kann mich nicht beherrschen” beruhen. Der Suchtmechanismus im Gehirn erfordert nicht den Gebrauch von äußeren Substanzen wie Cannabis, Amphetaminen, Kokain, Koffein, Nikotin und Alkohol.

Es gibt Verhaltensweisen, die scheinbar harmlos und unbedeutend sind, die aber genauso süchtig machen können. Der Grund liegt in den Veränderungen im Gehirn, die diese Verhaltensweisen hervorrufen. Dopamin und die belohnenden, aber kurzen Verstärkungen, die sie uns bringen, werden zu dem Element, das das Gehirn braucht, um sich gut zu fühlen.

Süchte
Glücksspiel ist eine der häufigsten Arten von Verhaltenssucht.

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Süchte ohne Drogen: Wie kann das gehen?

Bei Verhaltenssüchten handelt es sich um eine Reihe von Verhaltensweisen, die sich der Kontrolle der Person entziehen und schädlich für sie sind. Sie haben die gleichen Merkmale wie die Sucht nach Substanzen, aber in diesem Fall wird kein Produkt konsumiert.

Wenn wir uns jedoch fragen, warum diese Verhaltensweisen überhaupt auftreten, liegt die Antwort in den Emotionen, die damit verbunden sein können: positiv, tröstlich, angenehm, immer jedoch zwanghaft. Der Betroffene ist sich dieser Sucht nicht immer bewusst, da es sich im Allgemeinen um harmlose Verhaltensweisen handelt (z. B. das Spielen von Videospielen).

Diese süchtigen Verhaltensweisen werden durch einen positiven Verstärkungsmechanismus aktiviert, wie z. B. das erlebte Vergnügen oder die damit zusammenhängende Euphorie. Aber wenn das Verhalten zwanghaft wird, treten Unbehagen und Entzugssymptome auf, wenn die Handlung nicht mehr ausgeführt wird.

Was sind die wichtigsten Arten von Verhaltenssüchten?

Es gibt viele Arten von Verhaltenssüchten. Außerdem haben sich seit dem Aufkommen neuer Technologien auch neue Süchte herausgebildet. All dies zwingt die Fachleute im Gesundheitsbereich dazu, Erkennungs- und Behandlungsmechanismen zu entwickeln. Viele dieser Erkrankungen treten bei einer zunehmend jüngeren Bevölkerung auf.

Schauen wir uns an, welche die häufigsten sind:

  • Glücksspielsucht oder zwanghaftes Spielen: Das Glücksspiel ist in unserer Gesellschaft sehr präsent, und zwar umso mehr seit dem Aufkommen der Wettbüros und deren fehlender Regulierung im Jugendschutz.
  • Internet-Spielsucht: Wissenschaftliche Studien, wie z. B. die an der Nottingham Trent University, zeigen, dass diese Art der Sucht bei Jugendlichen sehr häufig vorkommt.
  • Internetsucht: Es gibt Tausende von Menschen, die alles, was im Netz passiert, verfolgen möchten und nicht mehr damit aufhören können.
  • Pornografie-Sucht: Der Konsum von audiovisuellem Material mit sexuellem Inhalt ist eine der häufigsten Verhaltenssüchte.
  • Handysucht: Dies ist ein weiteres wiederkehrendes Phänomen, das vielen von uns nicht bewusst ist. Allein die Tatsache, sich von diesem Gerät zu trennen oder es zu verlieren, löst große Ängste aus.
  • Sexsucht: Das Bedürfnis, sexuelles Verlangen zu befriedigen, kann zwanghaft und schädlich werden.
  • Essstörungen: wie z. B. Essanfälle oder Besessenheit von gesundem Essen.
  • Kaufsucht
  • Affektive Abhängigkeitsstörungen oder Liebessucht: In diesen Fällen können Verhaltenssüchte auch im Beziehungsbereich entstehen. Sie bezieht sich auf Situationen, in denen es für uns unmöglich ist, einen Partner zu verlassen, selbst wenn diese Bindung schädlich für uns ist.

Was sind die Symptome von Süchten?

Jedes Suchtverhalten kann sich auf vielfältige Weise ausdrücken. Experten auf dem Gebiet der Verhaltenssüchte, wie z. B. der Psychologieprofessor Enrique Echebarrúa, erklärt in seinem Buch “Süchte ohne Drogen”, dass sich diese Störungen folgendermaßen äußern:

  • Intensives Verlangen und Bedürfnis, die genussvolle Aktivität auszuführen
  • Fortschreitender Kontrollverlust über die Aktivität, ohne dass man in der Lage ist, damit aufzuhören
  • Vernachlässigung alltäglicher Aktivitäten: z. B. bei der Arbeit, in der Schule oder in der Partnerschaft
  • Wenn die Umgebung weiß, was vor sich geht und die Person darauf anspricht, leugnet sie es und verteidigt sich
  • Sich verschlechternde Beziehungen
  • Wenn die Person diesem Verhalten nicht mehr nachgehen kann, erlebt sie Entzugssymptome: Angst, Reizbarkeit, Unbehagen, Ärger und Wut
Süchte
Die Technologie hat das Auftreten von Suchtverhalten bei jungen Menschen begünstigt.

Wie werden diese Arten von Süchten behandelt?

Der Umgang mit Verhaltenssüchten basiert immer auf einer Tatsache: Die Störungen stellen häufig eine Begleiterscheinung zu Depressionen, Angst- oder Persönlichkeitsstörungen dar. Es ist daher wichtig, eine richtige Diagnose zu stellen und auf die besondere Situation jedes Patienten einzugehen.

Im Allgemeinen wird ein mehrdimensionaler Ansatz angewandt, der den pharmakologischen Ansatz mit dem psychologischen Ansatz kombiniert. Der psychologische Ansatz beinhaltet die kognitive Verhaltenstherapie, die Motivationstherapie sowie Gruppen- und Familien-/Ehetherapien.

Andererseits sind Bereiche, an denen wir in der Psychotherapie arbeiten müssen, folgende: Selbstwertgefühl, Rationalisierung von Gedanken, Impulskontrolle, Emotionsmanagement und Bewältigungsstrategien sowie weitere Strategien, die darauf abzielen, einen Rückfall zu verhindern. Es sollten neue Ziele und Wünsche für die Zukunft bestimmt werden.

Verhaltenssüchte sind bei Jugendlichen und Heranwachsenden sehr häufig. Die Zusammenarbeit und das Bewusstsein von Familien und Erziehern ist daher enorm wichtig, um das Entstehen von Süchten zu verhindern und rechtzeitig zu erkennen.


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