Misshandlung in jugendlichen Beziehungen
Misshandlung und Missbrauch können auch in einer jugendlichen Beziehung vorkommen, dieses schwerwiegende Verhaltensschema ist nicht nur bei Erwachsenen ein großes Problem.
Gewalt in der Jugend kann der Beginn eines Teufelskreises sein. Denn die Opfer geraten immer wieder in stürmische und toxische Beziehungen.
Missbrauch kennt kein Alter, kein Geschlecht und keine Kultur, darüber sollten wir uns bewusst sein.
Deshalb ist es wichtig, die Augen offenzuhalten und bereits beim ersten kleinen Anzeichen etwas zu unternehmen, bevor die Situation ausschreitet.
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Teenager durchlaufen ein kompliziertes Alter, in dem die Persönlichkeit noch nicht voll entwickelt ist. Eine erste Beziehung mit Gewalt und Missbrauch kann das Risiko stark erhöhen, dass auch spätere Beziehungen so verlaufen.
Negative Erfahrungen in der Kindheit
Was man in seiner Kindheit erlebt und experimentiert hat einen großen Einfluss auf das spätere Erwachsenenalter.
Wenn es bereits in der Kindheit zu Gewalt gekommen ist. Das Kind aggressive Diskussionen oder auch physischen Missbrauch erlebt hat, kann dies in der Jugend dazu führen, dass dasselbe Verhaltensmuster wiederholt wird.
Auch wenn die betroffene Person sich das nicht wünscht, handelt es sich um ein angelerntes Verhaltensmuster, das vielleicht reproduziert wird, um den inneren Schmerz (auf völlig falsche Weise) auszudrücken.
Erfahrungen aus der Kindheit, wie Misshandlung, sexueller Missbrauch oder unsichere Bindungen werden oft in der Jugend aufs Neue durch Missbrauch und Gewalt erlebt.
Man tut, was man sieht
Einige Menschen machen das, was sie sehen oder im Internet lesen. Dies kann ein weiterer Auslöser aus der Jugendzeit sein, welcher zur Misshandlung führen kann.
Die neuen Technologien stellen Information zur Verfügung, die früher nur sehr schwer oder meist gar nicht zugänglich war. Sie haben uns jedoch auch verletzlich gemacht was Verhaltensmuster anbelangt, die man nie sehen, nachahmen oder lernen darf.
Einige Jugendliche finden im Internet Kommentare über sexuelle Praktiken wie Sadomasochismus. Oder sie schauen Videos darüber und glauben, dass sie diese Inhalte auch im wirklichen Leben ausprobieren können. So wie im Internet fragen sie auch hier nicht um Erlaubnis.
Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Jugendliche oft nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden können, zwischen Wahrheit und Lüge.
Kommentare, in denen es darum geht, den Freund oder die Freundin zu demütigen oder zu kontrollieren, können ein falsches Bild von einer Beziehung vermitteln.
Deshalb ist es so wichtig, dass die Eltern kontrollieren, was ihre Kinder im Internet ansehen. Leider ist es nicht möglich, dies zu 100 % zu kontrollieren.
Respekt als Gegensatz zur Misshandlung
Das Ziel ist eine Erziehung durch Respekt und gesunde Beziehungen. Doch in Wahrheit bleibt ein langer Weg vor uns.
Die Eltern sind die wichtigsten Beispiele und Vorbilder, leider leben sie oft destruktive Beziehungen vor, in denen sie sich gegenseitig weh tun.
Die Kinder sehen diese Verhaltensmuster von klein auf, deshalb kommt es häufig vor, dass sie diese später übernehmen.
Eine Beziehung zwischen Jugendlichen darf nie auf Misshandlung und Gewalt aufgebaut werden.
Sexualerziehung in der Schule sollte nicht nur auf die sexuelle Gesundheit (wie wird ein Kondom verwendet, sexuell übertragbare Krankheiten usw.) reduziert werden.
Genauso wichtig wäre es, über gesunde Beziehungen und Respekt innerhalb einer Beziehung zu sprechen, über verschiedene sexuelle Orientierungen…
Liebesbeziehungen sind sehr kompliziert, insbesondere für Teenager, die unreif sind und sich in einer schwierigen Entwicklungsphase befinden.
Aus einer Studie der Hochschule Fulda geht hervor, dass rund zwei Drittel der deutschen Jugendlichen bereits Gewalt in ihrer Beziehung erlebt haben. 66 Prozent der Mädchen und 60 Prozent der Jungen haben diese selbst an sich erfahren.
Wenn man diese unglaublichen Zahlen hört, ist es nicht verwunderlich, dass es so viel Gewalt und Todesfälle durch Missbrauch gibt – trotz aller Maßnahmen und Bewusstseinskampagnen.
Zwar müssen die Ursachen berücksichtigt werden, die bereits im Jugendalter zu einer missbräuchlichen Situation führen können. Am wichtigsten ist jedoch Betroffene zu unterstützen und die Realität nicht herunterzuspielen.
Jugendliche müssen lernen, sich gegebenenfalls als Gewaltopfer identifizieren zu können. Gewalt ist nicht immer physisch, dies sollte nicht vergessen werden, denn gerade im Jugendalter schafft dies Verwirrung.
Die Vorsorge gegen Misshandlung in jugendlichen Beziehungen ist grundlegend, um auch im Erwachsenenalter gesunde Beziehungen aufbauen zu können.
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