Was genau ist Psychoanalyse und wie funktioniert sie?

Die Psychoanalyse ist ein Ansatz zur Erforschung der unbewussten Aspekte des menschlichen Verstands. Ist sie eine Wissenschaft? Wie funktioniert diese Methode? Lies weiter, um es herauszufinden!
Was genau ist Psychoanalyse und wie funktioniert sie?
Andrés Carrillo

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Andrés Carrillo.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Die Psychoanalyse stellt den wichtigsten Vorgänger der Psychologie in der Geschichte dar. Tatsächlich hören wir zentrale Begriffe der Psychoanalyse sogar häufig in unserem täglichen Leben.

Oftmals verwenden Menschen ganz selbstverständlich Begriffe wie “unbewusst”, “verdrängen” oder “geistiger Aussetzer”. All diese Ausdrücke stammen aus der Schule der Psychoanalyse.

Im heutigen Artikel werden wir dir einen Überblick über die Psychoanalyse geben, sodass du verstehst, was das ist und wie es funktioniert.

Alles begann mit Sigmund Freud.

Was ist Psychoanalyse?

Nach der psychoanalytischen Theorie ist das Verhalten des Menschen das Ergebnis einer Reihe von psychologischen Interaktionen auf verschiedenen Bewusstseinsebenen: unbewusst, vorbewusst und bewusst.

Freud erfuhr enorme Anerkennung dafür, dass er die Theorie der Psychoanalyse in ihren Anfängen entwickelte.

Im Laufe der Zeit wurden die psychoanalytischen Konzepte zunehmend in Frage gestellt, da die Psychologie eine wissenschaftlichere und weniger philosophische Richtung einschlug. Gegenwärtig kann man die Psychoanalyse als eine Theorie definieren, die die Funktionsweise des menschlichen Verstandes aus einem unbewussten Aspekt heraus zu verstehen versucht.

Die Psychologie löste sich von der psychoanalytischen Theorie. Jedoch bleiben viele Konzepte der Psychoanalyse in der psychologischen Sprache erhalten und können einige der Phänomene des menschlichen Denkens veranschaulichen.

Die psychoanalytische Theorie stellt die Ursprünge der modernen Psychologie dar – insbesondere im Bereich der Psychotherapie. Viele Psychologen haben eine Vorliebe für die Psychoanalyse als Therapie und lassen sich sogar zu psychoanalytischen Therapeuten ausbilden. (Darüber hinaus verfügen sie jedoch auch über einen Abschluss in Psychologie.)

Psychoanalyse
Die Psychoanalyse stellt die Ursprünge der Psychologie dar. Die Menschen stellen ihre Grundlagen infrage, doch das schmälert nicht ihre Bedeutung.

Entdecke etwas über die Symptome psychischer Erkrankungen.

Wie funktioniert die Psychoanalyse?

Im Zentrum der psychoanalytischen Therapie steht das Wort. So soll Patienten durch Gespräche geholfen werden, indem sie in fortlaufenden wöchentlichen Sitzungen mit Situationen aus ihrer Vergangenheit konfrontiert werden.

Die Kindheit ist eine der am stärksten hervorgehobenen Phasen während psychoanalytischer Sitzungen. Darüber hinaus besteht die Hauptidee dieser Therapieform darin, an bestimmte Informationen zu gelangen – nämlich an das, was die Menschen in ihrem Unbewussten verdrängt haben.

Nur so soll ein Patient seine vergangenen Erfahrungen verinnerlichen und in der Gegenwart adäquater reagieren können.

Nach Freud gibt es drei Instanzen im seelischen Apparat: das “Es”, das “Ich” und das “Über-Ich”. Das Es repräsentiert die angeborenen Wünsche des Menschen, das Über-Ich ist das Produkt der Beziehung des Individuums zu seiner Umwelt. Es strebt nach einem Gleichgewicht zwischen den eigenen Wünschen und dem Zusammenleben. Das Ich ist schließlich die bewusste Instanz.

Die Psychoanalyse ist ein langwieriger therapeutischer Prozess, der sich über Jahre hinziehen kann. Einige denken, dass die lange Zeit bis zum Erzielen von Ergebnissen kontraproduktiv ist. Kritiker der Theorie behaupten sogar, dass es keinen Sinn macht, eine Person einem so langwierigen Prozess der Aufarbeitung zu unterziehen.

Die Grundprinzipien der Psychoanalyse

Jeder Psychoanalytiker sollte in der Lage sein, seinen Patienten gemäß den Anforderungen seines individuellen Falls zu behandeln. Die therapeutische Herangehensweise hängt daher zu einem großen Teil von dem behandelnden Therapeuten ab.

Es gibt jedoch einige grundlegende Prinzipien, die wir nicht übersehen dürfen. Hier sind daher einige Richtlinien, um besser zu verstehen, wie die Psychoanalyse funktioniert:

  • Zunächst einmal liegt die Ursache für gegenwärtige Konflikte oft in ungelösten Kindheitsthemen.
  • Außerdem sind die psychischen Konflikte des Patienten das Ergebnis unbewusster Denkprozesse.
  • Die versteckten Probleme sind die Ursache für die Symptomatik.
  • Schließlich hilft der psychoanalytische Prozess dabei, diese unbewussten Gedanken bewusst zu machen (in diesem Moment kann der Patient Zugang zur wahren Lösung seines Konflikts finden).

Darüber hinaus gibt es in der Psychoanalyse die Theorie der Triebe.

Triebe repräsentieren die intensiven und unkontrollierbaren Verlangen der Menschen. Sie sind die Sehnsüchte, die man einfach nicht unterdrücken kann.

Triebe sind instinktiv und verlangen danach, befriedigt zu werden. Soziale Normen und moralische Prinzipien, die jeder kennt und auf logische Weise interpretiert, halten Menschen jedoch davon ab, ihre Triebe auf unangemessene Weise zu befriedigen.

Was ist der Zweck der psychoanalytischen Therapie?

Der psychoanalytische Prozess hilft dabei, ein umfassendes Verständnis für die eigene Persönlichkeit zu erlangen. Daher funktioniert diese Therapie sehr gut für Menschen, die intensiven und wiederkehrenden emotionalen Kummer erleben. Sie hilft ihnen nämlich, die genauen Ursachen ihrer Probleme zu verstehen.

Ein Patient kann Erleichterung verspüren, wenn er in der Lage ist, die Quelle seines Unbehagens zu ermitteln. Die Auflösung der Ungewissheit hat eine sehr heilende Wirkung.

Im Gegensatz dazu ist der psychoanalytische Prozess nicht ratsam für diejenigen, die eine schnelle Lösung für einen bestimmten Konflikt brauchen.

Wie wir bereits erwähnt haben, konzentriert sich die von Sigmund Freud entwickelte Theorie auf die unbewussten Seiten der Persönlichkeit. Jene, die kurz- und mittelfristig nicht leicht zugänglich sind. Abwehrmechanismen sind das größte Hindernis für schnelle Ergebnisse.

Freud stellte fest, dass eine Reihe von psychologischen Phänomenen im Verstand auftreten, die den Betreffenden schützen sollen, wenn er mit bestimmten unangenehmen Realitäten konfrontiert wird. Paradoxerweise haben die Abwehrmechanismen des Unterbewusstseins eine nachteilige Wirkung, da sie den Zugang zur Realität verhindern.

Psychoanalyse
Die Psychoanalyse dient nicht dazu, zeitnahe und dringende Probleme zu lösen, da sie sich über die Jahre hinweg entwickelt.

Kritiken an der Theorie

Im Laufe ihrer Geschichte wurde die psychoanalytische Theorie heftig kritisiert, weil viele ihrer Grundsätze sich nicht als effektiv erwiesen haben. Die Rückkehr in die Kindheit, um einen Konflikt in der Gegenwart zu lösen, funktioniert für einige, aber nicht für alle.

Wie du siehst, ist die Psychoanalyse zu einer anekdotischen Behandlungsmethode geworden. Doch in der Welt des psychologischen Jargons gelten die von dieser Theorie abgeleiteten Begriffe weiterhin als symbolisch.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Soto, Damián Pachón. “Psicoanálisis:” Crítica, Psicoanálisis y Emancipación. Ediciones USTA, 2019. 59–80. Crítica, psicoanálisis y emancipación. Web.
  • Vezzetti, Hugo. “Historia del psicoanálisis: complejidad y producción historigráfica [conferencia].” Psiquiatría, psicología y psicoanálisis: historia y memoria. 2000. 63-82.
  • Jaramillo Zapata, Jorge Iván. “El Psicoanálisis En La Universidad.” Poiésis 38 (2020): n. pag. Poiésis. Web.
  • Domínguez, Juan Pablo Sánchez. “El Psicoanálisis y Su Objeto de Investigación.” Tempo psicanalitico 51.1 (2019): 259–287. Tempo psicanalitico. Web.
  • Laguna, Valle et al. “Sobre El Psicoanálisis y Las Psicoterapias de Orientación Psicoanalítica.” Temas de psicoanálisis 17 (2019): 1–24. Print.
  • Escars, Carlos. “La pulsión y sus diques. Una puntuación de la Teoría sexual.” (2001).
  • Palomero Pescador, José. “¿Sique Vigente, Hoy, El Psicoanálisis?: La Polémica Continúa.” Revista Interuniversitaria de Formación del Profesorado 20.2 (2006): 233–266. Print.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.