Die Irrtumstheorie von Mackie: Ist Moral objektiv?
Moral ist ein sehr altes Konzept, das menschliches Verhalten regelt und bestimmt, welche Handlungen als richtig und welche als falsch gelten. Es gibt jedoch zahlreiche Diskussionen und ethische Theorien zu diesem Thema, die versuchen, das Wesen der Moral zu erklären. Eine davon ist die Irrtumstheorie von Mackie.
Diese Theorie wurde 1977 von dem Philosophen John L. Mackie vorgeschlagen. Sie besagt, dass Menschen sich systematisch irren, wenn sie moralische Urteile fällen. Das liegt daran, dass Moral nichts weiter als eine subjektive Erfindung ist, die wir alle passiv akzeptieren.
Was besagt die Irrtumstheorie von Mackie?
Die Irrtumstheorie von Mackie vertritt eine skeptische Sichtweise der Moral, da sie argumentiert, dass all unsere moralischen Urteile falsch sind. Daher gibt es in der Außenwelt keine moralischen Fakten, denen unsere Urteile entsprechen. Wenn wir also eine Handlung als richtig oder falsch beurteilen, liegen wir immer falsch.
In diesem Sinne argumentiert Mackie, dass Moral nicht objektiv ist, sondern ein soziales Konstrukt, das bestimmt, welche Verhaltensweisen akzeptiert und welche abgelehnt werden sollten.
Um diesen Gedanken besser zu verstehen, schauen wir uns ein Beispiel an.
Wir liegen falsch, wenn wir glauben, dass das Quälen von Welpen zum Spaß eine moralisch falsche Handlung ist. Denn für eine solche Handlung gibt es keine objektive Regel, die uns genau sagt, dass sie unmoralisch ist. Das ist nicht der Fall, wenn wir zum Beispiel einen Ball beobachten. In diesem Fall können wir mit unseren Sinnen Eigenschaften wie seine Form, Größe und Farbe wahrnehmen. Wenn wir jedoch sehen, wie jemand einen Welpen quält, sehen wir zwar den Schmerz, aber wir nehmen das Böse nicht wirklich wahr.
Wir können also weder unsere Sinne noch ein anderes Messinstrument benutzen, um die Moral eines Ereignisses oder einer Handlung zu bestätigen. Deshalb sind Begriffe wie gut und schlecht, gerecht und ungerecht, richtig und falsch keine objektiven Eigenschaften unserer Welt, sondern subjektive Schöpfungen des Menschen.
Es sei darauf hingewiesen, dass Mackie nicht die Absicht hat, die Moral abzuschaffen oder als nutzlos zu betrachten. Das heißt, er will nicht, dass Tatsachen nicht mehr als richtig und falsch eingestuft werden.
Im Gegenteil, er will, dass Moral als eine relative Angelegenheit und nicht als ein universelles Absolutum verstanden wird. Daher schlägt er vor, dass Ethik und Moral immer wieder neu erfunden werden sollten, je nachdem, wie sich die Menschheit entwickelt.
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Die Hauptargumente der Irrtumstheorie von Mackie
Um seine Irrtumstheorie zu verteidigen, greift Mackie auf zwei Argumente zurück, die sie stützen. Schauen wir sie uns einmal genauer an.
1. Das Relativitätsargument
Mackie argumentiert, dass die Moral schon immer vom Kontext, der Zeit und den Beziehungsformen der jeweiligen Gesellschaft abhängig war. Deshalb kann das, was eine Kultur als moralisch richtig ansieht, für eine andere nicht richtig sein. Tatsächlich ist das oft der Fall.
Zum Beispiel gibt es viele Meinungsverschiedenheiten bei den moralischen Urteilen, die über Abtreibung oder die Todesstrafe gefällt wurden. Wir sehen das sehr deutlich an den Gesetzen, die in den verschiedenen Staaten der Welt gelten.
2. Das Argument der Seltenheit
Wenn wir davon ausgehen, dass die Moral objektiv ist, dann müssten in der Außenwelt ganz andere Wesenheiten mit seltsamen und unbekannten Eigenschaften existieren, die sie erklären.
Um diese Wesenheiten wahrnehmen zu können, müsste man außerdem einzigartige, moralische und intuitive Wahrnehmungsfähigkeiten besitzen, die sich von denen unterscheiden, die wir bereits besitzen (die Sinne). Das ist jedoch nicht der Fall.
Daher argumentiert Mackie, dass es sich bei einem moralischen Urteil in Wirklichkeit um eine Reaktion handelt , die sich aus dem kulturell Gelernten und dessen Verknüpfung mit den eigenen Erfahrungen ergibt. Infolgedessen ist der Prozess rein subjektiv.
Eine Analogie zur Farbwahrnehmung
Um die Irrtumstheorie von Mackie verständlicher zu machen, verwendet der Philosoph die Farbwahrnehmung als Analogie. In diesem Fall stellt er fest, dass die Objekte der Welt an sich nicht die Farben besitzen, die wir wahrnehmen.
Denn wenn wir Farben wahrnehmen, ist das, was wir tatsächlich wahrnehmen, die Brechung der Wellenlängen des Lichts in unseren Augen, die das Objekt nicht absorbieren konnte.
Farbe ist also keine intrinsische Eigenschaft des Objekts, sondern eine biologische Reaktion des menschlichen Sehmechanismus auf die Reflexion von Licht. Mit anderen Worten: Farbe ist keine objektive Eigenschaft, sondern eine subjektive, genau wie moralische Tatsachen.
Tatsächlich nimmt nicht jeder Mensch die gleichen Farben und Schattierungen bei Gegenständen wahr, wie es bei farbenblinden Menschen der Fall ist. Und das Gleiche gilt für moralische Eigenschaften: Es gibt nichts in der objektiven Welt, das an sich die Eigenschaft der Moral hat.
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Die Irrtumstheorie von Mackie: Die Subjektivität der Moral
Kurz gesagt: Die Irrtumstheorie von Mackie besagt, dass es per se keine moralischen Fakten gibt, sondern dass es die Menschen sind, die dem menschlichen Verhalten moralische Eigenschaften zuschreiben.
Dieser Theorie zufolge irren wir uns also, wenn wir glauben, dass unsere moralischen Urteile objektiv der Realität entsprechen. Was denkst du darüber?
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