Befreie dich von deiner Kindheit!

Sich von einer traumatischen Kindheit zu befreien, kann den Weg zum Glück zeigen.
Befreie dich von deiner Kindheit!

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 11. Februar 2019

Kindheit verbinden die meisten Menschen mit Glück, Freiheit und Unbeschwertheit. Doch wir wissen auch, dass das nicht immer so ist. Denn einige Erlebnisse aus der Kindheit prägen uns bis ins Erwachsenenalter.

Wie uns die Kindheit prägt

Erlebnisse aus der Kindheit, familiärer Umgang in Kindertagen, die Familienkonstellation, … es gibt viele Dinge in unserer Kindheit, die uns bis ins Erwachsenenalter prägen. Welche die uns in gewissen Maßen zu denjenigen machen, die wir heute sind.

Doch nicht immer war die Kindheit gut und nicht immer sind es positive Einflüsse, die wir aus unseren frühen Jahren auch durch unser späteres Leben schleppen.

Oft sind es Kleinigkeiten, die wir als Kinder in der Familie mit aufnehmen und somit für uns adaptieren und im Prozess der Persönlichkeitsentwicklung einbauen.

Herrscht beispielsweise innerhalb der Familie ein rauer Umgangston, so wird dies für Kinder als normal erachtet. Unter Umständen wird dies auch als Erwachsene an die eigenen Kinder weiter gegeben.

Fehlt in der Familie Liebe, Zuneigung, Körperkontakt, so wird auch dies die Entwicklung des Kindes und das Verhalten als Erwachsene beeinflussen.

Haben wir als Kinder gelernt, dass das Zeigen von Zuneigung und körperlicher Nähe nicht gewünscht oder vorgelebt wird, so kann es sein, dass wir auch als Erwachsene damit unsere Schwierigkeiten haben.

Es gilt also, die Kindheit hinter sich zu lassen und sich von ihr in diesem Sinne zu befreien.

trauriges Kind

Kann man sich befreien?

Ganz eindeutig: ja! Niemand ist dazu verdammt, sein Leben lang unter den Folgen irgendwelcher Erlebnisse oder Erfahrungen aus Kindertagen zu leiden oder sein Verhalten als Erwachsener dem unterzuordnen.

Es gilt, sich bewusst davon zu trennen, jedoch kann dies nur dann entstehen, wenn sich ein Bewusstsein dafür entwickelt hat, dass der Grund für ein Verhalten oder Reaktionen in der Gegenwart auf Dinge in der Vergangenheit zurückzuführen sind.

Wer sich und sein Verhalten mit „ich bin halt so“ oder „ich kann ja auch nichts dafür“ abtut, gewinnt nichts – außer mehr Verbitterung und Unzufriedenheit mit der eigenen Situation.

Jeder kann an sich und seinem Verhalten, seiner Reaktion auf gewisse Situationen, Ereignisse und Emotionen, arbeiten. Die Voraussetzung hier ist der Wille und die Erkenntnis.

Nicht immer schafft man es allein, sich zu öffnen, um solch seelische Fesseln aus Kindertagen zu lösen, Verhaltensmuster aufzuschlüsseln und emotionale Reaktionen zu ergründen.

Manchmal ist es sinnvoll, sich die Hilfe eines Profis zu holen. Um die Gründe herauszuarbeiten und Wege zu finden, sich von den (Fall-) Stricken der Kindheit zu lösen.

Ist Trennung die Lösung?

Viele Menschen verstehen unter Worten wie „die Kindheit aufbereiten“ oder „sich vom inneren Kind lösen“ einen strikten Bruch mit der Familie Trennung und Kontaktabbruch zur gesamten Familienstruktur oder auch nur zu bestimmten Personen, in Extremfällen wird der Kontakt zu Mutter oder Vater ganz gekappt.

Doch das muss nicht die Lösung sein, denn sie ist radikal und kann zu neuen Wunden führen.  Oft ist es besser, die Beziehung zur Familie aufzuarbeiten, indem man die einzelnen Personen und ihr Verhalten hinterfragt.

  • Warum ist meine Mutter mit mir damals so umgegangen?
  • Warum hat mein Vater so oder so reagiert?
  • Was steckt hinter den Reaktionen und Emotionen dieser Personen?
  • Warum handeln sie so, wie sie es tun und nicht anders?
  • Was genau sind die Gründe für ihr Benehmen?

Über das Ergründen dieser Hintergründe kann dann ein Verständnis entstehen, warum gewisse Familienmitglieder sich in ihrer Art und Weise verhalten.

Hatte die Mutter vielleicht in ihren Kindertagen ein traumatisches Erlebnis, vielleicht im Krieg, dass sie selbst nicht aufgearbeitet hat und das sie daher zu solchen Verhaltensweisen bringt?

Das Erkennen der Gründe für das Verhalten von Familienmitgliedern kann daher dazu führen, diese in einem anderen Licht zu sehen. Somit wird ein weiteres einschneidendes Erlebnis, zum Beispiel ein Kontaktabbruch, für beide vermieden.

Frau betrachtet Sterne während der Kindheit
Du bist dir selbst wichtig!

Achte darauf, in erster Linie auf dich Rücksicht zu nehmen, nicht auf andere. Selbst wenn du verstehst, dass deine Mutter oder dein Vater so oder so reagieren, weil sie jenes oder welches traumatische Erlebnis in ihren Kindertagen hatten, bedeutet das nicht, dass du es aushalten musst.

Es soll nur deine Sichtweise verändern und vielleicht kann dies auch deine Emotionen etwas glätten.

Doch trotzdem solltest du dich stets fragen: „Was will ich?“, oder „wie möchte ich mit der Person umgehen?“ und nicht „was wird von mir erwartet, zu tun?“.

Es ist wichtig, wie du dich im Umgang mit solchen Familienmitgliedern fühlst, selbst wenn du ihre Hintergründe nun kennst.

Was deine eigenen Kindheitserlebnisse betrifft, die dich zu dem Menschen gemacht haben, der du heute bist, ist klar: du kannst sie hinter dir lassen. Wenn du das willst, kannst du dir gegebenenfalls professionelle Hilfe holen.

Es fängt, wie überall, mit einem an: dem festen Willen, es zu tun.


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  • KLEIN, Friederike. Kindheitstrauma–Auswirkungen bis ins Erwachsenenleben. PPmP-Psychotherapie· Psychosomatik· Medizinische Psychologie, 2013, 63. Jg., Nr. 02, S. 65-65.
  • FELITTI, Vincent J., et al. Ergebnisse der Adverse Childhood Experiences (ACE)–Studie zu Kindheitstrauma und Gewalt. Trauma und Gewalt, 2007, 1. Jg., Nr. 2, S. 18-32.
  • PARNELL, Laurel. EMDR-Therapie mit Erwachsenen: Kindheitstrauma überwinden. Klett-Cotta, 2003.

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