Yoga: die Kraft der Feueratmung
Als “Pranayama” bezeichnet man gemeinhin die verschiedenen Atemtechniken im Yoga. Diese werden mit den anderen Stellungen, den so genannten “Asanas”, der jeweils praktizierten Yogaform ergänzt. Die Feueratmung ist eine dieser “Pranayamas”.
Sie hat zahlreiche positive Wirkungen für unseren Organismus. Sechs davon stellen wir dir heute in diesem Artikel vor.
Die Atmung gehört mit zu den wichtigsten Aspekten des Yoga. Denn sie ermöglicht es dem Yogi, sich zu entspannen, indem er tief ein- und ausatmet, während er die “Asanas” durchführt.
Das beruhigt den Geist, löst Spannungen und versorgt das Gehirn mit Sauerstoff.
Was ist die Feueratmung?
Der ursprüngliche Name der Feueratmung kommt aus dem Sanskrit. Dort heißt er “kapalabhati”. “Kapala” bedeutet so viel wie “Schädel”. Und “bhati” übersetzt man als “Licht” oder “Leuchten”.
Es handelt sich um eine der Reinigungsübungen des Yogas. Der Name bezieht sich auf die Reinigung des Geistes.
Diese Übung hilft bei Angst, Nervosität, Sorgen, Traurigkeit, Schmerzen, Bedrücktheit etc. Meistens führt man sie im Lotussitz durch. Du kannst sie aber auch beispielsweise im Schneidersitz machen.
Wie machst du die Feueratmung richtig?
- Gerade als Anfänger atmest du vor allem sanft und tief durch die Nase ein. Du füllst deine Lunge komplett. Und dann stößt du die gesamte Luft energisch wieder aus.
- Beim Ausatmen ist dabei Folgendes zu beachten: Du atmest ebenfalls durch die Nase aus. Und dabei ziehst du den Bauchnabel kurz kraftvoll ein. Das stimuliert das Zwerchfell.
Je nachdem, wie geübt du bist, kannst du diese Übung schneller und länger machen. Zu Beginn schaffst du wahrscheinlich noch nicht so viele richtige Atemzüge der Feueratmung.
Welche positiven Wirkungen hat sie?
Das Praktizieren der Feueratmung hat mehrere positive Wirkungen. Viele davon haben mit unserem Gefühlshaushalt und dem richtigen Funktionieren unseres Organismus zu tun.
1. Beruhigung bei Stress
Kontrolliertes Atmen erhöht die Konzentration. Außerdem reinigt es den Geist von negativen Energien. Dazu gehört auch Stress.
Wenn du gestresst bist, zieht sich das Zwerchfell nach innen, direkt in den Bereich des Solarplexus. Dort sind all deine Emotionen gespeichert.
Bei der Feueratmung können diese Emotionen fließen. Und sie können, falls nötig, deinen Körper verlassen.
Das kann deinen Körper wieder ins Gleichgewicht bringen. Zudem ermöglicht es auch, die geistige und körperliche Gesundheit zu verbessern.
2. Reinigende Wirkung für Blut und Lunge
Die Feueratmung verbessert die Durchblutung. Das Blut wird gereinigt, weil es eine große Menge an frischem Sauerstoff erhält. Auch die Atemwege werden frei. Denn ihnen tun die tiefen Ein- und Ausatmungen, die komplett durchgeführt werden, gut.
Das vollkommene Ausstoßen der Luft hilft dabei, dass daraufhin beim erneuten Einatmen frische und reine Luft in die Lunge kommt.
3. Erhöhung der Lungenkapazität
Wir Menschen nutzen unsere Lunge meist nicht bis zu ihrer maximalen Kapazität aus. Denn wir atmen normalerweise nicht so tief. In der Regel tun wir es sogar eher flach und kurz, ohne die Lunge richtig mit Luft zu füllen.
Wenn du die Feueratmung häufiger praktizierst, dann gewöhnt sich deine Lunge daran, nach und nach mehr Luft zu speichern.
4. Stärkung des Nabelchakra
Das dritte Chakra ist das Nabelchakra. Man nennt es auch Manipura. Hier sind die Gefühle konzentriert. Es gilt als das größte und machtvollste Chakra. Auch hier besteht ein Zusammenhang mit unserer Tatkraft und Emotionen.
Sicher hast du auch schon mal “aus dem Bauch heraus” gehandelt oder hattest “Schmetterlinge im Bauch”. Oder es hat dir vor Angst oder Traurigkeit den Magen zusammengezogen. In all diesen Situationen zeigt sich das Nabelchakra.
5. Verbesserung von Gedächtnis und Konzentration
Tiefe Atmung bringt nicht nur frische Sauerstoffzufuhr ins Blut, sondern auch ins Gehirn.
Dadurch erhöhen sich deine kognitiven Fähigkeiten. Auch wirst du dich besser konzentrieren können. Denn dein Gehirn funktioniert mit frischem Sauerstoff einfach besser.
6. Anregung der Verdauung
Die ständige Bewegung des Zwerchfells bei der Feueratmung hat anregende Wirkung auf den Verdauungsapparat.
Auf diese Weise kannst du also eine Verbesserung der Verdauung erreichen. Außerdem kannst du so auch Magenbeschwerden vorbeugen.
Noch ein paar Hinweise
- Wenn du Anfänger bist, dann solltest du die Feueratmung zunächst nur unter Anleitung eines Lehrers oder einer Lehrerin durchführen. Denn nur so lernst du, sie korrekt zu machen. Diese Atemtechnik ist schwieriger als sie vielleicht erscheinen mag. Um sie richtig zu lernen, brauchst du Zeit und Geduld.
- Auch solltest du als Anfänger die Feueratmung in einem langsameren Rhythmus durchführen. Denn sonst kann dir leicht schwindlig werden. Dein Körper muss sich erst daran gewöhnen, auf einmal und so energisch so viel Luft auszustoßen. Beginne also langsam, sodass sich dein Organismus an diese Atemtechnik gewöhnen kann.
- Wenn dir schwindlig wird, unterbrichst du die Feueratmung. Du solltest nicht weitermachen, wenn du dich schlecht fühlst. Denn es kann passieren, dass der plötzliche Luftschock deine Lunge kurzzeitig überlastet. Und dann kannst du in Ohnmacht fallen.
Hör auf deinen Körper. Das ist das Wichtigste. Die Übung soll ja dir und deinem Körper gut tun.
Wann solltest du die Feueratmung nicht durchführen?
Diese Atemtechnik solltest du nicht durchführen, wenn du schwanger bist. Auch für menstruierenden Frauen wird sie nicht empfohlen.
Ebenso ist Patienten mit Epilepsie, Bluthochdruck, chronischen Lungenkrankheiten oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen davon abzuraten.
Die Feueratmung ist zweifellos eine Übung mit vielen positiven Wirkungen für deine Gesundheit. Denn damit kannst du deine geistige Fähigkeiten verbessern und deine Lungenkapazität erweitern.
Sie hilft dir, dich auf dein Inneres zu konzentrieren. Und dadurch kannst du dir über dich selbst bewusster werden.
Doch es ist wichtig, dass du weißt, dass du diese Atemtechnik mit Vorsicht durchführen solltest. Das gilt natürlich vor allem für Anfänger. Aber auch Fortgeschrittene sollten darauf achten, nicht zu schnell zu viel zu machen.
Der Schlüssel von Yoga ist Geduld. Man sieht die Fortschritte nicht von einem Tag auf den anderen. Aber mit der Zeit wirst du sie ganz sicher verspüren! Und vergiss dabei nie: Hör auf deinen Körper und übe dich in Geduld und Disziplin.
Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei deinen Übungen!
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