Was ist ein Myokardinfarkt?

Ein Myokardinfarkt bedeutet, dass die Muskelfasern des Herzens absterben. Wegen seiner hohen Sterberate gilt er als ein medizinischer Notfall schwersten Grades.
Was ist ein Myokardinfarkt?
José Gerardo Rosciano Paganelli

Geprüft und freigegeben von Dem Arzt José Gerardo Rosciano Paganelli.

Geschrieben von Peter Frankewycz

Letzte Aktualisierung: 27. September 2018

Ein Myokardinfarkt, auch Herzinfarkt genannt, ist ein extremer medizinischer Notfall, weil er eine hohe Sterberate hat. Er ist neben Krebs eine der häufigsten Todesursachen.

Von einem Myokardinfarkt spricht man, wenn die Muskelfasern des Herzens absterben.

Die Befunde eines EKG können in zwei Kategorien eingestuft werden:

  • ST-Hebungs-Myokardinfarkt
  • Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt

Es ist sehr hilfreich, diese zu kennen. Die richtige Diagnose ist ausschlaggebend für die Therapie, die der Arzt dem Patienten verschreiben muss.

Epidemiologie des Myokardinfarkts

Epidemiologie des Myokardinfarkts

Jährlich sterben rund 13 Millionen Menschen an den Folgen eines Herzinfarkts.

Allgemein sind mehr Männer als Frauen davon betroffen. In Europa erleiden etwa 1/6 der Männer und 1/7 der Frauen einen Herzinfarkt.

Risikofaktoren

Einige Faktoren erhöhen das Risiko für einen Herzinfarkt. Allerdings kannst du einige davon auch selber kontrollieren, indem du zum Beispiel schädliche Angewohnheiten aufgibst oder zumindest einschränkst.

Die häufigsten Faktoren sind:

  • Alter > 65 Jahre
  • Männlich
  • Diabetes Mellitus
  • Bluthochdruck
  • Erhöhtes Cholesterin
  • Fettleibigkeit, Rauchen, Drogen, Bewegungsmangel
  • Vorerkrankungen am Herzen

Wie kommt es zu einem Myokardinfarkt?

Meistens ist es ein Blutgerinnsel, das die Herzgefäße verstopft. Das kann passieren, wenn sich Fett in den Arterien anhäuft.

  • Zuerst löst sich eine Art Zyste und wandert dann durchs Blut.
  • Sie erreicht dann die Herzgefäße und verstopft sie.
  • Somit kann kein Blut mehr zum Herz gelangen.

Manchmal kann das Blutgerinnsel auch durch übermäßige Blutgerinnungen verursacht werden. In seltenen Fällen kann auch eine Aufschichtung der Wandschichten der Hauptschlagader, eine Anomalie oder ein Trauma diesen Zustand hervorrufen.

Wie können wir wissen, wenn sich ein Herzinfarkt anschleicht?

Die meisten von uns sind mit den Symptomen eines Herzinfarkts vertraut. Trotzdem muss aber auch ein medizinischer Befund einen Herzinfarkt bestätigen.

Dieser Befund zeigt:

  • Symptome eines Herzinfarkts
  • Ergebnis des EKG
  • Blutgerinnsel in den Herzgefäßen
  • Nachweis von Herzschäden in speziellen Tests

Was sind die Symptome eines Herzinfarkts?

  • Schmerzen in der Brust. Der plötzlich auftretende Schmerz dauert in der Regel länger als 30 Minuten. Man fühlt meistens einen sehr starken Druck in der Mitte der Brust, der sich dann über den linken Arm und die Schulter bis hin zum Hals und Kiefer erstreckt.
  • Starkes Schwitzen
  • Blässe
  • Kurzatmigkeit und Atembeschwerden
  • Angstgefühle
  • Die Schwerkraft erscheint stärker als sonst

Atypische Anzeichen

Atypische Anzeichen für einen Myokardinfarkt

Allerdings sind es nicht immer Brustschmerzen, die einen Herzinfarkt andeuten, auch wenn sie das häufigste Symptom sind. Bei älteren Menschen und Diabetikern können dagegen ganz andere Anzeichen auftreten.

  • Stummer Herzinfarkt (in 30% der Fälle). Hier können plötzlich extreme Müdigkeit, starkes Schwitzen, Übelkeit mit Erbrechen und Kurzatmigkeit auftreten, aber alles ohne Schmerzen.
  • Es können zwar Schmerzen auftreten, die aber nicht typisch für den Infarkt sind. Zum Beispiel können sie im Bauch, Hals und Kiefer auftreten. Manchmal muss ein Patient auch mit starken Bauchschmerzen ein EKG bekommen, was aber eher selten ist.

Was sieht man im EKG einer Person, die gerade einen Herzinfarkt hat?

Die Veränderungen des EKG hängen vom Zeitpunkt der Durchführung ab. Deshalb verändert es sich permanent während des Fortschreitens des Herzinfarkts.

Allerdings sind die folgenden Merkmale am eindeutigsten:

  • Veränderung der T-Welle. Sie wird sehr spitz und hoch. Das steht für eine subendokardiale Ischämie.
  • Bei einem ST-Hebungs-Myokardinfarkt geht die Welle über mehr als 1 mm nach oben. Andere Ergebnisse erscheinen bei einem Nicht-ST-Hebungs-Myokardinfarkt.
  • Letztendlich sind Q-Zacken zu sehen, die eine Nekrose bedeuten.

Es gibt aber auch Fälle, in denen man zwar die Symptome eines Herzinfarkts hat, aber nichts davon auf dem EKG zu sehen ist. Trotzdem sollte ein Herzinfarkt dann aber nicht ausgeschlossen werden.

Was sind Biochemische Marker?

Biochemische Marker sind die Moleküle im Blut, die es ermöglichen, eine Diagnose zu stellen. Die Konzentration dieser Marker wird gemessen, woran der Arzt dann Genaueres erkennt.

Bei einem Herzinfarkt sind die relevanten Marker die Proteine, die von den Muskelfasern während ihres Absterbens ausgeschieden werden. Diese sind:

  • Myoglobin
  • CPK-MB
  • Troponinen

Troponinen sind die einzigen Proteine, die ausschließlich von den Herzzellen ausgeschieden werden. Die anderen beiden werden zusätzlich auch noch von den Fasern anderer Muskeln ausgeschieden. Deshalb werden vor allem die Troponinen für die Stellung der Diagnose verwendet.

Wie wird ein Herzinfarkt diagnostiziert?

Wie wird ein Myokardinfarkt diagnostiziert

Eine detaillierte Krankengeschichte und eine komplette körperliche Untersuchung des Patienten sind wichtig, um einen Herzinfarkt richtig beurteilen zu können.

Außerdem ist das EKG das wichtigste Instrument, das dabei eingesetzt wird. Wenn bei einem Patienten der Verdacht auf einen Herzinfarkt besteht, muss es sofort angewandt werden.

Zudem können die Ärzte sowohl biochemische Analysen, als auch invasive und nicht-invasive Verfahren anwenden.

Allerdings ist der Herzultraschall die beste Technik, weil er schnell durchgeführt werden kann und nicht in das Organ eindringt (nicht-invasiv ist). Die besten Ergebnisse für einen invasiven Test (dringt in das Herz ein) ist die Koronarangriographie.

Die Behandlung eines Herzinfarkts

Das Ziel der Behandlung ist es, den Infarkt zu verkleinern und sofort mit der Behandlung anzufangen, nachdem die Diagnose gestellt wurde.

Die Behandlung eines Myokardinfarkts muss sofort erfolgen. Etwa 30% der Patienten sterben innerhalb der ersten Stunde an Kammerflimmern.

Maßnahmen für eine sofortige Behandlung

  • Zuerst müssen alle Lebenszeichen überwacht werden: Herzfrequenz, Atemfrequenz, Sauerstoffsättigung und Blutdruck
  • Ruhe- und Flüssigkeitsüberwachung: Sauerstoff sollte durch eine Nasenkanüle verabreicht werden, wenn die Sättigung unter 95% liegt.
  • Behandlung der Schmerzen und Angst mit Beruhigungsmitteln und Anxiolytika. Angst und Schmerzen belasten das Herz nämlich zusätzlich, was wiederum die Stärke des Infarkts beeinflusst.
  • Blutverdünner: Acetylsalicylsäure (250 mg) mit P2Y12 Inhibitor
  • Betablocker, um den Blutdruck zu kontrollieren
  • Atropin, um die Herzfrequenz zu kontrollieren

Reperfusionstherapie

Das Ziel dieser Therapie ist es, die verstopfte Arterie wieder freizulegen. Innerhalb der ersten 12 Stunden ist sie am besten für den Patienten.

  • Verabreichung von Arzneimitteln, die das Auflösen des Blutgerinnsels begünstigen. Sie werden indiziert, wenn eine Erweiterung der Arterien innerhalb der ersten 2 Stunden nach der Diagnose nicht möglich ist. Nach der Verabreichung der Medikamente muss der Patient umgehend für eine Angioplastie in ein Krankenhaus gebracht werden, um die Gefäße zu erweitern und einen Blutfluss wieder zu ermöglichen.
  • Dringende Angioplastie. Das ist die meist gewählte Technik, wenn man sie innerhalb der ersten zwei Stunden nach Erstellung der Diagnose anwenden kann. Auch hier handelt es sich um die Erweiterung der Blutgefäße.

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