Toxische Familien und ihre Verhaltensweisen

In den meisten Fällen leiden Kinder in toxischen Familien ganz besonders, denn sie sind ganz unschuldig und erleben häufig sehr schwierige Situationen.
Toxische Familien und ihre Verhaltensweisen
Valeria Sabater

Geprüft und freigegeben von der Psychologin Valeria Sabater.

Geschrieben von Valeria Sabater

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Toxische Familien sind kleine Konfliktinsen, auf denen problematische Dynamiken die Beziehungen zwischen allen Familienmitgliedern sehr negativ beeinflussen.

Der Ausdruck “toxisch” ist in Mode auch wenn es sich hier keinesfalls um eine Modeerscheinung handelt. Wir sprechen von Problemfamilien mit gestörten Beziehungen, wie es sie schon immer gegeben hat.

Doch das Wort “toxisch” beschreibt diese Familien sehr gut, denn die Verhaltensweise und der Kommunikationsstil, die von den einzelnen Familienmitgliedern gepflegt werden, fügen den anderen Unheil zu, rauben Kindern ihr Gleichgewicht, ihre Motivation und ihr Selbstwertgefühl. 

Oft weiß man nicht, was hinter den vier Wänden einer Familie vor sich geht, oder man spricht einfach nicht darüber. Normalerweise handelt es sich um eine kleine, eng verbundene Gruppe von Personen, die sich gegenseitig lieben, pflegen, Kinder großziehen und eine gemeinsame glückliche Zukunft aufbauen wollen.

Doch nicht immer trifft dies tatsächlich zu. Eine Familie ist eine sehr verschlossene Institution, in der nicht immer alles positiv abläuft.  Toxische Familien und ihre Dynamiken können großen Schaden anrichten, der oft viel zu spät erkannt wird.

Toxische Familien können verschiedene Konstellationen haben

toxische Familien symbolisch dargestellt

Psychologen und Experten auf dem Gebiet der Familiendynamik erinnern uns daran, dass man vielmehr von “toxischen Eltern” und nicht von toxischen Familien sprechen sollte, denn schließlich und endlich sind die Kinder nur Opfer dieser schwierigen Lage. 

Vater und Mutter sind meist verantwortlich dafür, dass gestörte Beziehungen zu den restlichen Familienangehörigen entstehen, zu den Kindern oder auch zu den Großeltern.

Das gestörte Verhalten geht normalerweise nicht von einer einzigen Person aus. Meist wirkt sich die negative Paarbeziehung der Eltern entsprechend auf die Familie aus und führt zu Spannungen, emotionaler Abhängigkeit, Stress und Nervosität.

Wir schauen uns anschließend an, wie toxische Familien aussehen können.

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Manipulierende, narzistische und intolerante Familien

In manchen Familien konzentriert sich das ganze Leben auf ein narzistisches, manipulierendes Familienmitglied.

  • Dieses Familienmitglied übt Kontrolle auf den Rest der Familie aus, lässt keine Freiheiten zu und zeigt keinen Respekt oder Toleranz.
  • Dies hat einen hohen Preis: Die Kinder fühlen sich vernachlässigt und erhalten keinen Respekt, sie leiden an einem sehr schlechten Selbstwertgefühl oder entwickeln herausfordernde Verhaltensweisen, um sich der toxischen, negativen Figur entgegenzustellen.

Unreife Eltern und Kinder, die sich um sie kümmern

toxische Familien: Kinder leiden daran

In anderen Familien sind beide Eltern oder ein Elternteil unreif und deshalb unfähig, ihre Kinder richtig zu erziehen.

  • Zu wenig Verantwortung, mangelndes Interesse, Nachlässigkeit oder eine zu geringe Impulskontrolle machen sie zu Personen, in die man nicht vertrauen kann. 
  • Sehr häufig übernehmen in diesen Fällen die Kinder schon sehr früh die Verantwortung über die Erwachsenen, was jedoch zu Problemen führt und nicht gesund ist. Kinder brauchen ihre Zeit, um sich entwickeln zu können, diesen Prozess zu beschleunigen ist keinesfalls positiv.

Eltern, die ihren Frust auf andere projizieren

Frustration ist eine zerstörerische psychologische Waffe, die nach Opfern sucht.

Wenn die Mutter oder der Vater ihre Frustration, Schuldgefühle, Angst oder ihr eigenes Scheitern auf die Kinder oder den Lebenspartner projizieren, nutzen sich die Beziehungen ab und es entstehen sehr schwierige Situationen, was jedoch häufig vorkommt.

Alle diese Dynamiken hinterlassen ihre Spuren. Wenn Kinder dazu gezwungen werden, die Träume ihrer Eltern zu erfüllen oder wenn sie zur Zielscheibe der Unzufriedenheit ihrer Eltern werden, leiden sie an einer gestörten Kindheit und entwickeln auch gestörte Verhaltensweisen.

Eltern, die ihre Kinder gegen den (Ex-)Lebenspartner verwenden

In manchen Fällen verwendet die Mutter ihre Kinder gegen den Vater oder umgekehrt.

  • Insbesondere während des Scheidungsprozesses oder bei geschiedenen Eltern ist dies sehr häufig der Fall. Doch auch im ganz normalen Familienalltag kann dies immer wieder vorkommen, um die Kinder auf die eine oder andere Seite zu bringen und so bestimmte Dinge zu erreichen.
  • Diese Dynamiken beruhen auf Erpressung und wirken sehr zerstörerisch auf das Kind.

Warum entwickeln sich innerhalb einer Familie toxische Verhaltensweisen?

toxische Familien beim Essen

Wenn man die Ursache kennt, kann man auch besser verstehen, wie es zu toxischen Familien kommt und welche Veränderungen notwendig sind, um die Situation zu verbessern. 

Verschiedene Strategien und Hilfe von außen sind sehr wichtig, um wieder Harmonie und Wohlbefinden in die Familie zu bringen. Doch dies ist oft recht schwierig, der emotionale Preis ist hoch.

Veränderungen können nicht von einem Tag auf den anderen erreicht werden. Bestimmte Kommunikationsweisen oder fehlende Kommunikation sind nur schwierig zu verändern.

Doch die Anstrengung lohnt sich, um ein Zusammenleben, Respekt und eine glückliche Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu erreichen.

Folgende Prozesse und Verhaltensweisen sind sehr häufig bei toxischen Familien anzutreffen:

  • Psychologische Störung, emotionale Beschwerden oder Sucht eines Familienmitgliedes. 
  • Machtmissbrauch oder autoritärer Stil.
  • Abwesenheit von Vater oder Mutter, die ihre Verantwortungen nicht übernehmen.
  • Mangel an Zuneigung, fehlende Bindung.
  • Möglicher physischer oder psychologischer Missbrauch.
  • Wenig oder keine Kommunikation aufgrund von Unfähigkeit, charakterbedingt oder durch fehlendes Interesse.
  • Fehlende Koherenz, keine Zuverlässigkeit eines Elternteils.
  • Schlechtes Selbstwertgefühl des Vaters oder der Mutter.
  • Hohe Anforderungen und Erwartungen an den Partner und/oder die Kinder.

Manche können verschiedene Verhaltensweisen bei sich selbst oder bei anderen erkennen. Wer die Situation und die Beziehungen innerhalb der Familie tatsächlich verbessern möche, sollte sich von einem Experten beraten lassen.

Verschiedene Verhaltenstherapien können sehr hilfreich sein, um toxische Familien auf den richtigen Weg zu bringen.

Wenn keine Möglichkeit besteht, innerhalb einer Beziehung glücklich zu werden, müssen auch die notwendigen Maßnahmen getroffen werden, um die eigene emotionale Gesundheit und Würde nicht auf´s Spiel zu setzen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.