Quecksilber im Fisch: Autismusgefahr für Ungeborene?
Auch nach jahrzehntelanger Forschung besteht immer noch Unklarheit darüber, warum viele Kinder Autismus haben. Denn es gibt keinen alleinigen Faktor, der dafür verantwortlich wäre. Vielmehr existieren verschiedene Theorien. Eine davon vermutet, dass Schwermetalle wie beispielsweise Quecksilber eine Rolle spielen können.
Was ist eigentlich Autismus?
Autismus ist auch bekannt als ASS (Autismus-Spektrum-Störung) oder ASD (von dem englischen Begriff “autism spectrum disorder”). Es handelt sich um eine neurobiologische Entwicklungsstörung. Diese tritt in der Regel in den ersten drei Lebensjahren auf und dauert dann das ganze Leben lang an.
Es sind vor allem zwei Bereiche, in denen sich Autismus zeigt:
- Anhaltende Probleme und Auffälligkeiten bei der Kommunikation sowie im sozialen Umgang.
- Eingeschränkte und sich wiederholende Verhaltensmuster, Interessen oder Handlungen.
Anzeichen, die auf Autismus bei Kindern hinweisen können, sind folgende:
- Mangelnde Kommunikation mit anderen Kindern im Kindergarten und in der Schule.
- Die betroffenen Kinder zeigen nicht klar, wenn etwas ihr Interesse weckt. So deuten sie beispielsweise nicht mit dem Finger auf etwas, was ihre Aufmerksamkeit erregt, um es anderen mitzuteilen.
- Auch fehlt bei ihnen ein symbolisches Spielen. Dazu gehören zum Beispiel Spiele wie: Puppen füttern, Kochen spielen, mit Autos spielen, als wären diese echt etc.
- Zudem vermeiden die Kinder Augenkontakt. Auch beobachten sie gewöhnlich nicht den Gesichtsausdruck ihres Gesprächspartners, wenn sie gemeinsam etwas Ungewöhnliches sehen. Und sie zeigen normalerweise kein soziales Lächeln.
- Darüber hinaus zeigen sie sprachliche Auffälligkeiten. Es kann sein, dass sie kaum sprechen. Und wenn doch, so verstehen sie das Gesagte meist vollkommen wörtlich. Das führt dazu, dass sie weder Witze noch Ironie, Zweideutigkeiten oder Metaphern verstehen.
Im Allgemeinen sind sich viele Wissenschaftler einig, dass genetische Faktoren Einfluss auf die Entstehung dieser Störung haben. Doch auch andere Gründe werden untersucht.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Autismus und Quecksilber?
So ist auch die Frage nach dem Einfluss von Schwermetallen Gegenstand von zahlreichen Studien. Dabei untersucht man beispielsweise, wie sich eine Belastung von Quecksilber während der Schwangerschaft oder in jungen Jahren auf die Entwicklung von Autismus auswirkt.
Und was ist eigentlich Quecksilber?
Quecksilber ist ein chemisches Element mit dem Symbol Hg und der Ordnungszahl 80. In älterer Literatur bezeichnet man es allgemein als flüssiges oder lebendiges Silber und auch als Wassersilber.
Es hat ein silberfarbenes Aussehen und zählt zu den Schwermetallen. Es ist ein Element aus der II. Nebengruppe des Periodensystems, der so genannten Zinkgruppe. Quecksilber ist das einzige Metall, das bei Standardbedingungen flüssig ist.
Studie zum Zusammenhang zwischen Autismus und dem Verzehr von mit Quecksilber belastetem Fisch während der Schwangerschaft
Eine Studie der Universität Bristol analysierte Daten von mehr als 4.000 Schwangerschaften. Dabei stellten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen dem Quecksilbergehalt im Blut der Mutter und dem Auftreten von Autismus bei Kindern unter 11 Jahren fest.
So stellte Professor Jean Golding, Epidemiologe und Begründer der ALSPAC-Studie (Avon Longitudinal Study of Parents and Children) folgendes Ergebnis vor: Die Entstehung von Autismus bei Kindern und der Verzehr von mit Quecksilber belastetem Fisch während der Schwangerschaft stehen miteinander in Beziehung.
Forscher aus den Bereichen Gesundheit, Bildung und anderen sozialwissenschaftlichen Disziplinen verwenden diese Studie. Sie wurde 1991 und 1992 an Neugeborenen in der ehemaligen Grafschaft Avon, England, durchgeführt. Heute leitet sie George Davey Smith.
Die Studie beschäftigte sich mit einer bestimmten Bevölkerungsgruppe für ihre Forschung: Es handelte sich um 15.247 schwangere Frauen. Sie alle hatten einen geschätzten Termin für die Entbindung zwischen April 1991 und Dezember 1992.
In der darauffolgenden Zeit widmete man sich auch der Untersuchung der Eltern, Geschwister und Kinder der Teilnehmerinnen.
Ergebnisse der Studie
Diese wissenschaftliche Studie ergab, dass 4.484 Frauen einen hohen Quecksilbergehalt im Blut haben. Die betroffenen Personen gaben an, dass sie während ihrer Schwangerschaft hauptsächlich Fisch gegessen hatten.
Insgesamt gebaren 177 der schwangeren Frauen ein autistisches Kind. Und von den Neugeborenen wiesen nur 45 Quecksilber im Blut auf.
Dabei ist beachtenswert, dass der Rest dieser Kinder zu den unteren sozialen Schichten gehörte. Als Folge daraus aßen ihre Mütter während der Schwangerschaft nicht viel Fisch. Und auch danach waren sie diesem Risikofaktor weniger ausgesetzt.
Dr. Golding geht noch einen Schritt weiter. Denn die Ergebnisse der Studie ergaben außerdem Folgendes: Bestimmte Frauen wiesen gerade in der ersten Hälfte der Schwangerschaft einen hohen Quecksilbergehalt im Blut auf. Und vor allem bei dieser Gruppe war das Risiko einer Entwicklungsstörung für das Ungeborene besonders hoch.
Daher kommt die Studie zu dem Schluss, dass ein hoher Fischkonsum in der ersten Hälfte der Schwangerschaft die Möglichkeiten erhöht, dass das ungeborene Kind zukünftig an Autismus leiden wird.
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