Neuentwicklung: Verband mit Stammzellen bei Knieverletzungen

Stammzellen können helfen, verletztes Gewebe bei Knieverletzungen schneller zu heilen.
Neuentwicklung: Verband mit Stammzellen bei Knieverletzungen

Geschrieben von Carolina Betancourth

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Stammzellen sind die Hoffnung auf neue, zukunftsträchtige Therapien gegen verschiedenste Erkrankungen.

Forscher haben nun einen speziellen Verband entwickelt, der in Zukunft dazu beitragen könnte, Verletzungen des Knies besser und schneller heilen zu lassen.

Was sind Stammzellen?

Stammzellen sind Körperzellen von Lebewesen (auch von Pflanzen!), die sich in jegliche Art und Weise von Körpergewebe entwickeln können. Stammzellen können sogenannte „Schwesterzellen“ bilden, welche die gleichen Eigenschaften der aus ihr hervorgehenden Zelle haben.

Embryonale Stammzellen (also die, aus denen sich ein Embryo entwickelt) können zumindest im Labor in verschiedenste Zelltypen entwickelt werden.

So ist es schon gelungen, aus solchen Zellen von Mäusen Nervenzellen zu generieren.

Die Forscher hoffen, in Zukunft aus Stammzellen neues Körpergewebe, auch für Menschen, züchten zu können, um damit schwere Krankheiten zu heilen.

Im Gespräch sind Herzmuskelzellen gegen Herzleiden, Nervenfasern gegen Querschnittslähmung oder eine Verwendung in der Therapie gegen Morbus Parkinson.

Forschung und Gesetzeslage

Die Forschung mit und an Stammzellen ist weit umstritten.

Der Europäische Gerichtshof hat mit einem Urteil zum Beispiel entschieden, dass menschliche embryonale Stammzellen, für deren Gewinnung man menschliche Embryos zerstören muss, nicht erlaubt sind, weil man damit menschliches Leben zerstören muss.

In Deutschland verbietet es ebenfalls das Gesetzt, zu Forschungszwecken zur Gewinnung von Zellen menschliche Embryonen zu töten, klonen oder herzustellen.

Kurioserweise ist jedoch die Forschung an importierten Zellen unter  strengen Bedingungen und Auflagen möglich.

Ganz im Gegensatz dazu ist jedoch in Großbritannien die Züchtung und auch das Klonen embryonaler Stammzellen zu Forschungszwecken erlaubt, weswegen es nicht erstaunt, dass die neueste Erfindung auf diesem Gebiet der Forschung auch von dort kommt. Der Knieverband mit Stammzellen.

Verband mit Zusatzfunktion

Ein Verband schützt normalerweise eine Verletzung vor Belastung, äußeren Einflüssen, Schmutz und somit Entzündung.

Aktiv die Heilung herbei führen konnte ein Verband bisher noch nicht. Nun ist es Forschern aus Liverpool und Bristol aber gelungen, genau das zu erfinden. Ein Verband, der die Selbstheilungskräfte anregt und neues Gewebe bildet.

Die Idee der Forscher basierte auf dem Problem, dass vielen, insbesondere aktiven Menschen und Sportlern, bei einem Meniskusriss der Meniskus entfernt wird, weil es wenig Chancen gibt, insbesondere schlecht oder nicht durchblutete Bereiche des Meniskus zu heilen.

Die Idee der Forscher war, dem Körper mit körpereigenen Stammzellen die Möglichkeit zu geben, Meniskuszellen selbst zu produzieren und an der Verletzung einzubauen, um diese zu heilen.

Der Verband kommt in das Knie hinein

Bei dem Verband handelt es sich nicht um einen klassischen Verband aus einer Mull- oder Elastikbinde. Sondern um eine hauchdünne Membran, die man in das Knie direkt auf die verletzte Stelle auflegt.

Der sogenannte „lebende Verband“ besteht in seiner Kernfunktion aus Stammzellen des Verletzten, die aus dem Knochenmark des jeweiligen Patienten gewonnen und für diesen Zweck über zwei Wochen lang vermehrt wurden.

Diese Stammzellen werden dann auf die Membran aufgebracht und diese wird im Knie auf die verletzte Stelle am Meniskus gelegt.

Bisher wurde der Verband nur an fünf Personen getestet, von denen nach einem Jahr drei wieder ihre volle Kniefunktion erlangt hatten: der Meniskus war nachgewachsen, das Knie überdies komplett geheilt.

Zukunft des lebenden Verbandes

Die positiven Ergebnisse ermutigten die Forscher, den „lebenden Verband“ weiter zu erforschen und zu entwickeln.

Ein bisheriger Nachteil der Methode ist es, dass Personen mit Knieverletzung zunächst eine erste Operation brauchen, um ihnen das für die Züchtung der Stammzellen erforderliche Knochenmark überhaupt erst zu übernehmen.

Bei einer zweiten Operation, frühestens zwei Wochen nach der ersten, legt man dann die auf die Membrane aufgebrachten, vermehrten Stammzellen auf das verletzte Gewebe auf, um das Zellwachstum dort anzuregen.

Zwei Operationen sind, so die Forscher, eigentlich unnötig. Aber nur wenn es genügend Spender gäbe, die ihr Knochenmark zu diesem Zweck Forschung und Medizin zur Verfügung stellen würden.

Damit könne man die Kosten und Gesundheitsrisiken dieser ersten von zwei Operationen komplett ausschließen. Bleibt zu hoffen, dass die Forschung auf diesem Gebiet weiter geht!


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