Muskelzittern: nicht immer Parkinson!

Als Tremor werden unwillkürliche und rhythmische Kontraktionen von Muskeln bezeichnet.
Muskelzittern: nicht immer Parkinson!
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Wenn Hände oder andere Bereiche des Körpers unwillkürlich zittern, denkt jeder sofort an Parkinson. Doch Muskelzittern ist nicht immer nur ein Symptom dieser Krankheit, es gibt noch weitere Ursachen dafür! Erfahre hier mögliche weitere Ursachen für zitternde Muskeln oder Extremitäten.

Tremor = Zittern

Als Tremor werden unwillkürliche und rhythmische Kontraktionen von Muskeln bezeichnet. Bewegungen, die du nicht steuern, kontrollieren und unterbinden kannst.

Es gibt viele verschiedene Arten von solchen „Zitterpartien“ und nicht alle sind wirklich Grund zur Sorge und Symptom einer schlimmen Krankheit.

Trotz allem solltest du beim Auftreten von anhaltendem Muskelzittern immer einen Arzt aufsuchen, der die Ursache dafür finden muss. Folgende Ursachen kommen in Frage:

Medikamente

Manche Medikamente führen zu Muskelzittern, aber nicht immer wirkt jedes Medikament bei jedem gleich!

Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten, daher ist es ratsam, dir die Packungsbeilage gut durchzulesen, wenn du ein neues Medikament nimmst. Tritt der Tremor erst auf, nachdem du das Medikament eigenommen hast, könnte die Ursache schnell gefunden sein. Sprich mit deinem Arzt!

Drogen

Beobachtest du an einem anderen Menschen Muskelzittern, muss dies nicht unbedingt auf eine Krankheit hindeuten. Drogenkonsum und auch Entzug von solchen Toxinen (auch Alkohol!) kann zu Muskelzittern führen.

Schilddrüsenüberfunktion

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist der Hormonhaushalt gestört und einige wichtige Funktionen des Körpers funktionieren nicht mehr richtig. Zu den Symptomen einer Hyperthyreose gehört auch unkontrollierbares Muskelzittern.

Vitamin B12 Mangel

Vitamin B12 Mangel wird per se bei Menschen vermutet, die sich vegan oder streng vegetarisch ernähren. Tatsächlich entsteht Vitamin B12 Mangel nur, wenn über viele Jahre hinweg zu wenig Vitamin B12 mit der Nahrung aufgenommen wurde. Eine Blutuntersuchung bringt schnell Klarheit.

Psychische Störungen

Muskelzittern kann durch traumatische Erlebnisse, Angst und psychische Störungen plötzlich auftreten. Genauso plötzlich wie sie auftreten, können solche „Tremor-Attacken“ auch wieder verschwinden. Treten sie gehäuft auf, hilft eine Therapie.

Essentieller Tremor

Dieser Form des Tremors ist genetisch bedingt und tritt meist mit fortschreitendem Lebensalter auf.

Diese Erbkrankheit ist nicht heilbar, man kann nur mit gewissen Methoden und Medikamenten die Symptome (das Muskelzittern) verringern und somit die Lebensqualität Betroffener verbessern.

Parkinson

Parkinson wird auch Schüttellähmung oder Zitterlähmung genannt. Dabei sterben Nervenzellen ab und führen dazu, dass ein fortschreitendes Zittern mit fortschreitender Bewegungseinschränkung auftritt.

Es gibt bisher noch keine Behandlung, die die Krankheit heilt. Man kann nur mit Medikamenten helfen, die Symptome abzumildern.

Morbus Wilson

Diese Erkrankung ist recht selten. Dabei lagert der Erkrankte durch einen gestörten Stoffwechsel zu viel Kupfer im Organismus ein.

Dieser wirkt dann toxisch und führt unter anderem zu Muskelzittern. Wird die Krankheit zu spät erkannt, kann sie tödlich sein. In unseren Industrieländern jedoch bestehen gute Behandlungschancen.

Primärer Orthostatischer Tremor

Diese Art von Muskelzittern wird auch „Shaky Legs Syndrome“ genannt, weil dabei klassischerweise die Beine bei Belastung zittern. Die Ursache ist ein Gendefekt, der noch nicht weiter erforscht wurde. Ein Vitamin B12 Mangel sollte im Vorfeld ausgeschlossen werden.

Erkrankungen des peripheren Nervensystems

Das periphere Nervensystem beschreibt alle Nerven, die außerhalb des zentralen Nervensystems (also Rückenmark und Gehirn) liegen. Erkrankungen können zu Funktionsstörungen und somit zu Muskelzittern führen.

Tumor

Ein Tumor, der auf bestimmte Hirnregionen drückt, kann ebenfalls einen Tremor auslösen. Dabei ist es nebensächlich, ob der Tumor gutartig oder bösartig ist, ausschlaggebend ist sein Einfluss auf bestimmte Hirnareale.

Weitere Ursachen

Wir haben dir nur die häufigsten Ursachen von Muskelzittern vorgestellt. Es gibt noch viele weitere Gründe für einen Tremor, diese sind jedoch selten. Dein Arzt wird dich gegebenenfalls darüber aufklären und informieren.

Was tun bei Muskelzittern?

Tritt Muskelzittern in Folge einer klar zu definierenden Ursache wie z.B. einem Trauma, Angst oder Kälte auf und verschwindet dann wieder, ist das kein Grund zur Sorge.

Tritt der Tremor jedoch gehäuft oder anhaltend auf und ist die Ursache nicht klar zu erkennen, solltest du unbedingt mit deinem Arzt sprechen.

Der wird dich ggf. zu einem Neurologen überweisen. Es gilt, die Ursache des Muskelzitterns zu finden und eine darauf abgestimmte Behandlung zu beginnen.

Nicht jeder Tremor ist heilbar, mancher aber schon. Je eher du dich um eine Diagnose kümmerst, desto besser! Auch, wenn der Tremor sich als unheilbar herausstellen könnte, so gibt es Medikamente, die das Muskelzittern mildern, sodass deine Lebensqualität weniger eingeschränkt wird.

Sprich mit deinem Arzt, besser heute als morgen!


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  • Jankovic J, Lang AE. Diagnosis and assessment of Parkinson disease and other movement disorders. In: Daroff RB, Jankovic J, Mazziotta JC, Pomeroy SL, eds. Bradley’s Neurology in Clinical Practice. 7th ed. Philadelphia, PA: Elsevier; 2016:chap 23.
  • Essential tremor (ET) patient handbook (Manual del temblor hereditario para el paciente). International Essential Tremor Foundation (Fundación Internacional del Temblor Hereditario).

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.