Die Gewichtszunahme: sind immer Hormone schuld?

Ist die Schilddrüse aus dem Gleichgewicht, können deren Hormone für Gewichtsveränderungen sorgen.
Die Gewichtszunahme: sind immer Hormone schuld?

Geschrieben von Silke Neumann

Letzte Aktualisierung: 29. Januar 2019

Wer an Gewicht zunimmt, macht schnell Hormone dafür verantwortlich. Doch welche Hormone können eigentlich „schuld“ an der Gewichtszunahme sein? Ist man den Hormonen ganz und gar „ausgeliefert“ oder gibt es Methoden, mit denen man das Gewicht halten kann?

Welche Hormone sind für eine Gewichtszunahme verantwortlich?

In unserem Körper sind viele Vorgänge, auch die des Stoffwechsels, von Hormonen gesteuert.

Einige davon beeinflussen auch, ob wir an Gewicht zu- oder abnehmen. Ein gerne gesagter Spruch „die Hormone sind schuld“ ist jedoch selten die alleinige Wahrheit einer Gewichtszunahme.

Wer vermutet, die Hormone seien an Gewichtsveränderungen schuld, gehört in die Hände eines Arztes, um weitere Komplikationen auszuschließen!

Stellt der Arzt keine Veränderungen im Hormonhaushalt fest, so heißt es: aufatmen! Denn es ist immer einfacher, auf die Ernährung zu achten, als unter einer Krankheit zu leiden, die in den Hormonhaushalt eingreift!

Folgende Hormone lassen unter anderem das Gewicht steigen:

  • Zu viele Östrogene steigern den Appetit und führen zu Wassereinlagerungen.
  • Ein Mangel an den Schilddrüsenhormonen Trijodthyronin und Thyroxin verlangsamt den Stoffwechsel.
  • Wer zu viele Steroide (z.B. Cortisol) produziert, nimmt an Gewicht zu.

Gründe für eine ungünstige Menge können sein: Ungeeignete Verhütungsmittel („Pille“), Schilddrüsenunterfunktion, Tumore an Niere. Aber auch die Schilddrüse oder Hirnanhangsdrüse, Erkrankung der Nebennierenrinde und mehr können schuld sein.

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Wie findest du heraus, ob deine Hormone „spinnen“?

Wenn du vermutest, dass nicht dein Essverhalten, sondern deine Hormone hinter einer Gewichtszunahme stecken, solltest du genau Tagebuch führen.

Einerseits listest du darin jede auch nur allerkleinste zu dir genommene Kalorie auf, andererseits notierst du, wie sich dein Gewicht entwickelt. Wiege dich dazu täglich immer zum selben Zeitpunkt, am besten nüchtern.

Mit dem Tagebuch deckst du, wenn du ehrlich bist, auch allerkleinste „versteckte Sünden“ auf. Du kontrollierst dein Essverhalten und bietest deinem Arzt gleichzeitig eine gute Grundlage zur Unterstützung seiner Diagnose.

Nimmst du trotz unveränderten Ernährungsgewohnheiten aus unerklärlichem Grund zu, besuche dringend einen Arzt!

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Was, wenn es nicht die Hormone sind?

Es hält sich beispielsweise hartnäckig das Gerücht, dass man mit den Wechseljahren quasi „automatisch“ zunehme, denn „die Hormone spielen verrückt“.

Sicherlich sind die Wechseljahre eine Zeit der hormonellen Umstellung. Gewichtszunahmen in dieser Lebensphase sind aber dem veränderten Lebenswandel zuzuschreiben und nicht den Hormonen.

Überlege, was sich an deinem Lebenswandel und Ernährungsstil verändert hat im Vergleich zu der Lebensphase, in der du ein gesundes Körpergewicht hattest.

Wahrscheinlich bewegst du dich nun seltener oder weniger intensiv, kochst anders. Du hast neue Trinkgewohnheiten entwickelt oder neue Ernährungsgewohnheiten angenommen.

Auch wenn dein Arzt keinen veränderten Hormonstatus feststellen konnte, solltest du weiterhin ein Ernährungstagebuch führen und damit zu einem zertifizierten Ernährungsberater gehen.

Dieser freut sich über deine Aufzeichnungen und kann anhand derer seine Beratung auf dich maßschneidern.

Achte darauf, dass ein wirklich guter Ernährungsberater keine „Pulver“ verkauft und dass er idealerweise mit Krankenkassen kooperiert – auch was die (Teil-) Übernahme der entstehenden Kosten betrifft!

Wenn deine Ernährung perfekt ist, du dich genug bewegst, dein Lebensstil aktiv und gesund ist und dein Arzt keine Veränderung im Hormonhaushalt feststellen konnte, was könnte es dann noch sein? Nimmst du Medikamente?

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Medikamente, die das Gewicht steigen lassen

Es gibt natürlich auch Medikamente, die dazu führen, dass dein Gewicht auf der Waage steigt.

Unabhängig davon, ob die Gewichtszunahme durch Fett- oder Wassereinlagerungen verursacht wird: Der Zähler der Waage wandert gerne nach oben, wenn du folgende Medikamente einnimmst:

  • Antidepressiva
  • Hormonelle Verhütungsmittel
  • Kortison
  • Insulin
  • Psychopharmaka
  • Betablocker
  • Epilepsie-Medikamente

Falls du den Verdacht hast, dass dein Körpergewicht aufgrund von Medikamenten steigt, solltest du diese bitte niemals eigenständig anders dosieren oder gar absetzen!

Insbesondere solche Medikamente, die dein Herz-Kreislauf-System betreffen (zum Beispiel Betablocker gegen Bluthochdruck) sind wichtiger als dein Wunschgewicht!

Suche deinen Arzt auf und erläutere ihm dein Problem, er wird eventuell die Dosis verändern, eine Alternative ausprobieren oder andere Methoden kennen, um dein Körpergewicht trotz Einnahme wichtiger Medikamente in den Griff zu bekommen!

Zu einem erfolgreichen Gewichtsmanagement gehören aber immer zwei Seiten. Die eine Seite erklärt dir, woran es liegt und was du tun solltest, die andere Seite, das bist du – und letztendlich der- oder diejenige, die sich die Lebensmittel selbst in den Mund legt.

Trage die Verantwortung für dein Körpergewicht und schiebe eine Gewichtszunahme nicht ganz bequem auf die Hormone!


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  • Mihalache, L., Gherasim, A., Niță, O., Ungureanu, M. C., Pădureanu, S. S., Gavril, R. S., & Arhire, L. I. (2016). Effects of ghrelin in energy balance and body weight homeostasis. Hormones. https://doi.org/10.14310/horm.2002.1672

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.