Wissenswertes über Multiple Sklerose
Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Krankheit, die das zentrale Nervensystem angreift. Diese chronische Krankheit kann verschiedene Verläufe haben, wodurch jeder Fall sich anders entwickeln kann. Erfahre heute mehr über Multiple Sklerose.
Myelin ist eine schützende Hülle, welche die Nervenfasern umgibt, um diese zu isolieren und eine schnelle Weiterleitung der elektrischen Signale zu garantieren. Bei Multiple Sklerose wird jedoch die Myelinscheide an verschiedenen Stellen im Zentralnervensystem geschädigt, was zu verschiedenen Fehlfunktionen im Körper führt.
Wissenswertes über Multiple Sklerose
Die Krankheit betrifft mehr Frauen als Männer, es handelt sich um eine Krankheit der kaukasischen Rasse, die in Europa deshalb weit verbreitet ist. Sie beginnt meistens im Alter zwischen 20 und 40 Jahren und folgt einem geographischen Schema.
Multiple Sklerose kommt häufiger in Ländern vor, die weit vom Äquator entfernt sind. Das erklärt, warum sie in nördlichen Ländern weiter verbreitet ist. Man vermutet, dass sich dahinter ein “Wikinger-Gen” versteckt, das durch die Seefahrten der Wikinger auch in anderen Ländern verbreitet wurde.
Wenn man jedoch vor dem 15. Lebensjahr in ein tropisches Land auswandert, dann ist die Wahrscheinlichkeit, an Multiple Sklerose zu erkranken, relativ gering, doch wenn die Auswanderung erst danach erfolgt, hat das Land keinen Einfluss mehr.
Neueste Forschungen über Multiple Sklerose zeigen, dass die Umwelt einen großen Einfluss auf die Krankheit hat. Vitamin D und Wärme schützen davor, was die geographische Verteilung auch zeigt.
Wie kommt es zu der Krankheit?
Genetisch wird Multiple Sklerose mit den menschlichen Leukozyten-Antigenen HLA – DR2 und HLA DQ in Verbindung gebracht. Es handelt sich um eine sehr komplexe Krankheit, bei der verschiedenste Faktoren eine Rolle spielen. Das Zusammenwirken von genetisch bedingter Veranlagung und Umweltfaktoren wird schon lange als Ursache für diese Krankheit betrachtet.
Medizinische Anzeichen bei MS
Neurologische Symptome
Die häufigsten Symptome (61%) betreffen die Empfindsamkeit. Das bedeutet, dass man zum Beispiel das Gefühl haben kann, dass viele kleine Ameisen über eine Körperstelle krabbeln (Parästhesien), oder dass man in einer Körperregion einfach kaum noch etwas spürt (Hypästhese).
Zudem kommt es auch oft vor, dass die Krankheit mit einer sogenannten Optikusneuritis beginnt. Das ist ein Zustand, in dem die Sicht verschwimmt und es weh tut, die Augen zu bewegen. Das kann zu einer einseitigen Blindheit führen – in diesem Fall sollte eine Multiple Sklerose niemals ausgeschlossen werden. Daneben kann aber auch eine Doppelsichtigkeit auftreten.
Weitere Anzeichen, die neben den optischen Problemen häufig auftreten, sind Kraftlosigkeit und motorische Koordinationsprobleme. Diese werden aufgrund der Verletzungen des Pyramidialen Systems ausgelöst.
Währenddessen treten in den medulären Läsionen noch weitere Symptome auf, wie zum Beispiel Impotenz und ständiger Harndrang. Außerdem kann in den zervikalen Läsionen ein Lhermitte-Zeichen auftreten. Das fühlt sich dann wie Elektroschocks an, wenn man den Kopf bewegt.
Des Weiteren können bei einer zerebralen Läsion auch Artikulationsprobleme auftreten. In diesem Fall kann die Koordination nachlassen, wodurch Zittern und unkontrollierte Bewegungen entstehen.
In späteren Stadien der Krankheit können sich dazu dann auch neurologische Dysfunktionen wie Erinnerungsverlust bemerkbar machen. Folglich sind auch plötzliche Stimmungsschwankungen, Euphorie und Hemmungen weitere Begleiterscheinungen.
Wenn wir über Multiple Sklerose sprechen, ist nicht zu vergessen, dass der Schock der Diagnose bei vielen Patienten zu Depressionen führt.
Krankheitsverlauf
Bei Multipler Sklerose kann das folgende Schema auftreten:
- Sich wiederholendes Muster: 85% der Betroffenen folgen diesem Schema. Hier gibt es viele Ausbrüche ohne Nachwirkungen, die sich nach einer Weile aber wieder beruhigen.
- Sekundäres progressives Muster: In manchen Fällen beginnen die Symptome erst nach ein paar Ausbrüchen, sich richtig zu entwickeln.
- Primäres progressives Muster: In 10% der Fälle nehmen die Anzeichen exponentiell stetig zu. Leider ist die Prognose in diesem Schema nicht sonderlich vielversprechend.
- Progressives Muster – wiederkehrend: Dieses Muster kommt nur in etwa 5% der Fälle vor. Hier nimmt die Krankheit seit ihrem Ausbruch einen progressiven Verlauf an. Es gibt also Ausbrüche, die dann von noch größeren Ausbrüchen übertroffen werden.
Diagnose
Die Diagnose wird üblicherweise in einem Krankenhaus gestellt. Hinzu kommen zwei weitere ausschlaggebende Voraussetzungen:
- Es müssen mindestens 2 Mal Symptome aufgetreten sein, zwischen denen ein Zeitraum von mindestens einem Monat lag (Zeitliche Ausbreitung).
- Es müssen mindestens 2 verschiedene Läsionen vorhanden sein (räumliche Ausbreitung). Das könnte zum Beispiel ein Taubheitsgefühl im Bein und eine gleichzeitige einseitige Blindheit sein.
Um eine korrekte Diagnose stellen zu können, werden hierfür einige Tests durchgeführt.
Analyse der Zerebrospinalflüssigkeit (CSF)
Die normale Zerebrospinalflüssigkeit ist völlig durchsichtig und enthält keine Zellen. Aber die CSF einer Person mit Multipler Sklerose hat die folgenden Merkmale:
- Anstieg der Lymphozyten und aller Proteine
- Anstieg des lg G in fast 80% der Fälle
Potentiale der Erkennung
Diese Technik kann die Geschwindigkeit der Sinneswege messen. Wenn eine elektrische Leitung entdeckt wird, die die Neuronen nur langsam überträgt, kann davon ausgegangen werden, dass eine demyelinisierte Läsion vorliegt.
Auch ein Arzt kann das erkennen, es ist deshalb nicht unbedingt ein Krankenhausaufenthalt notwendig. Heutzutage kann man die visuellen Signale messen, um Aufschluss über Multiple Sklerose zu erhalten.
MRI (Magnetresonanz)
Dieser Test stellt die besten Diagnosen. Bei nur einem Durchlauf können die Experten Folgendes sehen:
- Die Anzahl der Läsionen
- Die räumliche Ausbreitung
- Die temporäre Ausbreitung (die letzteren Läsionen sind hier ausschlaggebend)
Eine Magnetresonanztomographie zeigt die “Dawsons Finger”, ein Muster von Plaques im Gehirn, das wie Finger aussieht. Diese Läsionen sind sehr typisch für Multiple Sklerose.
Behandlung
Multiple Sklerose ist noch immer unheilbar, allerdings gibt es verschiedene Behandlungen, mit denen die Lebensqualität der Patienten verbessert werden kann:
- Einerseits können Symptome beruhigt werden, die bei den Ausbrüchen der Krankheit auftreten.
- Andererseits kann die Entwicklung der Krankheit verlangsamt werden.
Zudem gibt es auch Medikamente, mit denen die Symptome behandelt werden können.
- Mit sehr hohen Dosen von Kortikosteroiden können bestimmte Ausbrüche behandelt werden. Die Behandlung hängt aber vom Ausmaß des Ausbruchs ab.
- Mit Immunomodulatoren kann der Verlauf der Krankheit gelindert werden. Glatiramer Acetat und Beta Interferon sind hier die am häufigst verwendeten Medikamente, weil sie die effektivsten sind, die es bisher gibt. Danach kommen Natalizumab und Fingolimod.
Zudem erklärt die hohe Depressionsrate der Betroffenen, warum eine begleitende Therapie durch einen erfahrenen Psychologen so wichtig ist.
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