Muss man die Leber reinigen, entgiften oder entschlacken?

Schlacken entstehen grundsätzlich bei der Verbrennung, bei der Verhüttung von Erzen oder bei Vulkanausbrüchen.
Muss man die Leber reinigen, entgiften oder entschlacken?
José Gerardo Rosciano Paganelli

Geprüft und freigegeben von Dem Arzt José Gerardo Rosciano Paganelli.

Geschrieben von Carolina Betancourth

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Eine gesunde Verdauung ist wichtig. Auch eine optimal funktionierende Leber ist überlebenswichtig. Doch wie stark muss ich meinen Organen helfen, Schadstoffe aus meinem Körper auszuleiten? Muss ich die Leber entschlacken, entgiften oder reinigen?

Umweltgifte im Körper

Der Mensch ist am Ende seines Lebens streng genommen Sondermüll. Umweltgifte wie Schwermetalle, Mikroplastik und andere Schadstoffe sammeln sich in unserem Körper an. Besonders das Fettgewebe speichert diese Stoffe in großen Mengen.

Da wir Menschen am oberen Ende der Nahrungskette stehen, nehmen wir durch unsere Nahrung auch die Umweltgifte auf, die niedrigere Glieder der Nahrungskette bereits in ihrem Körperfett gespeichert haben.

Woher kommen diese Gifte?

Zunächst einmal kommt der absolute Großteil aller Schadstoffe in unseren Körper hinein, indem wir es selbst über unsere Nahrung oder Kosmetik einführen.

Du hast es also grundsätzlich selbst in der Hand, wie sehr du dich mit Schadstoffen belastest.

Natürlich gibt es Umweltgifte, die über schadstoffbelastete Luft Eintrag in unseren Körper finden, aber den Großteil des Schadstoffeintrages kannst du selbst durch bewusste Wahl von Nahrung und Kosmetika bestimmen.

Gift im Essen

Manche Lebensmittel sind stark mit schädlichen Umweltgiften belastet und wir nehmen sie trotzdem regelmäßig zu uns. Ein ganz einfaches Beispiel sind Herbizide, Fungizide und Pestizide, die in der konventionellen Landwirtschaft verwendet werden und während des Pflanzenwachstums in das Obst oder Gemüse mit aufgenommen werden.

Es reicht also nicht, den Apfel vor dem Verzehr zu waschen oder schälen, damit er schadstofffrei ist! Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau bieten eine gewisse Sicherheit, den Schadstoffeintrag in unseren Körper zu minimieren.

Thunfisch enthält Schwermetalle, die der Leber schaden

Auch bei anderen Lebensmitteln muss man aufpassen, zum Beispiel bei Fisch! Tiere, die in den Weltmeeren aufwachsen, nehmen mit ihrer Nahrung die Schadstoffe auf und sind durch das Wasser von ihnen umgeben.

Fisch ist übrigens die einzige Quelle, über die man in Europa über die Nahrung Quecksilber aufnehmen kann. Studien konnten nachweisen, dass Frauen, die bis zu 2x in der Woche Fisch essen, eine 7x höhere Quecksilberkonzentration aufweisen als Frauen, die keinen Fisch essen.

Auch Eier und andere Produkte, zu deren Erzeugung Fischmehl verwendet wird, sind mit den Schadstoffen aus dem Fisch belastet!

Wenn du ganz sicher sein möchtest, verzichte konsequent auf alles, was (auch über Umwege) Seefisch oder Meeresfrüchte enthalten kann. Und wenn es wirklich mal Fisch sein sollte, dann gönne dir einen heimischen Fisch aus Bio-Aquakultur, zum Beispiel Forelle!

Was tut die Leber dagegen?

Die Leber ist keinesfalls in der Lage, wirklich alle Gifte und Schadstoffe vollständig abzubauen, viele davon sammeln sich besonders im Fettgewebe an.

Auch im Knochengewebe sammeln sich giftige Stoffe, Rückstände von Medikamenten, Schwermetalle und andere Schadstoffe aus Nahrung und Umwelt an.

Da diese Stoffe fest in unser Körpergewebe eingelagert werden, ist es nahezu unmöglich, sie wieder zu mobilisieren und „auszuschwemmen“. Es gilt also, sich stets darum zu kümmern, möglichst wenig Gift- und Schadstoffe aufzunehmen.

Dazu zählt nicht nur die Nahrung, sondern auch die Belastung mit Chemikalien durch Kosmetika, Medikamente und Umweltbelastungen – auch z.B. durch giftige Farbstoffe, Lösungsmittel etc. in der eigenen Wohnung!

Was kannst du tun?

Schadstoffe können Umweltgifte sein oder auch Rückstände von Pestiziden, Herbiziden oder Fungiziden in deiner Nahrung. Daher kaufe Lebensmittel immer aus gesicherter Herkunft, je natürlicher und unverarbeiteter, desto besser!

Bereits im Gewebe fest eingelagerte Gift- und Schadstoffe sind nicht durch Kuren, Drinks und sonstige Mittel zu entfernen. Wenn du bis jetzt einen schlechten Lebensstil mit hoher Schadstoffbelastung geführt hast, bleibt dir nur eins: ab jetzt wird alles anders!

Nicht nur deine Leber, auch andere Organe und Körperfunktionen werden es dir danken, denn heute weiß man: Viele Gesundheitsprobleme sind unter anderem auf hohe Schadstoffbelastung zurückzuführen.

Weil „entgiften durch entschlacken“ nicht möglich ist, beuge ab jetzt vor, dass du gar nicht „entgiften“ oder „entschlacken“ musst!

Muss ich entschlacken?

Unser Körper ist mit Leber, Niere und Darm bestens ausgestattet, Schadstoffe auch ohne „Entschlackungskur“ auszuscheiden.

Für alle von Befürwortern der „Entschlackung“ angeblichen Wirksamkeitsbeweise gibt es wissenschaftsmedizinische Erklärungen, die jedoch nichts mit dem Entschlacken selbst zu tun haben.

Das Argument der Entschlackung wird meist nur deshalb angeführt, um zweifelhafte Heilmittel oder Methoden gewinnbringend zu verkaufen oder um das eigene ungesunde Verhalten mit „Entschlackungskuren“ zu rekompensieren.

In der Medizin existiert der Begriff der „Entschlackung“ nicht, er stammt aus der Naturheilkunde und ist nur mündlich überliefert.

Selbst in den Leitlinien des Heilfastens wird er nicht erwähnt. „Entschlackende“ Säfte, Kuren und Anwendungen beruhigen in erster Linie nur dein Gewissen und nicht deine Leber.


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