Was sagt die Wissenschaft über Menschen die ihre Einsamkeit genießen?
Wer die selbstgewählte Einsamkeit genießen und richtig managen kann, hat ein nützliches Instrument zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens in der Hand.
Zwar wird Einsamkeit noch immer als negativ betrachtet, da wir Menschen Gesellschaftswesen sind, doch dabei sollte etwas nicht vergessen werden:
Menschen, die fähig sind, alleine mit sich selbst zu sein, die sich wohlfühlen mit ihrer Innenwelt, mit ihren Gedanken und ihren Geist und ihre Gefühle entspannen können, wenn sie alleine sind, können auch Stress und Nervosität viel bessern bewältigen.
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Die Einsamkeit genießen: der Weg zwischen Verständnislosigkeit und persönlicher Fülle
Die Autorin des Buches Party of One: The Loners’ manifesto, Anneli Rufus, erklärt, dass fast 25% der Bevölkerung ihre Einsamkeit genießen kann, und zwar auf gesunde und intensive Weise.
Die Einsamkeit ist manchmal der beste Weggefährte, ein kurzer Rückzug ermöglicht eine süße Rückkehr.
John Milton
Doch die Gesellschaft assoziiert Einsamkeit meist mit negativen Eigenschaften: antisozial Persönlichkeit, Verlierer, elitärer oder auch egoistischer Mensch…
- Jemand, der ein Wochenende in Einsamkeit verbringt und “abschaltet”, wird als seltsam betrachtet.
- Wer keinen Partner hat und so glücklich ist, wird auch oft abgestempelt.
Wie kann jemand glücklich sein, ohne sein Leben mit einer anderen Person zu teilen? Welchen Vorteil kann es haben, keine Ideen mit anderen auszutauschen, die Stille einem Gespräch vorzuziehen, sich nicht von Gefühlen zu befreien und das Sofa, Bett, einen Spaziergang oder ein Essen mit anderen zu teilen.
Diese Zweifel hegen viele, die sich genau auf der anderen Seite befinden und sich dem äußeren Leben zuwenden und sich ständig von der Gesellschaft und durch die Bestätigung anderer stimulieren lassen.
Doch was sagt die Wissenschaft über einsame Menschen?
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Einsamkeit genießen bedeutet nicht, der Welt den Rücken zu kehren
Dr. Birk Hagemeyer von der Universität Jena in Thüringen, hat zusammen mit verschiedenen Kollegen ein Verfahren entwickelt, mit dem die Geselligkeit, die Verbindung zu anderen und der Wunsch nach Einsamkeit bewertet werden kann.
Wenn man von Einsamkeit spricht, muss man jedoch verschiedene Aspekte und Perspektiven berücksichtigen.
- Der Neurotiker sucht Einsamkeit aus einer Notwendigkeit heraus, denn er kann sich nicht sozialisieren, fühlt sich bedroht von seinen Mitmenschen oder seiner Umwelt.
- Auf der entgegengesetzten Seite befinden sich all jene, die Einsamkeit genießen und nicht versuchen, der Gesellschaft zu entkommen, sondern in der Einsamkeit mit sich selbst ihre eigenen Gedanken zu nähren.
Das sogenennte “ABC of Social Desires” hat es ermöglicht, dieses Profil etwas genauer zu analysieren:
- Wer die Zeit mit sich alleine genießt, kann seinen Gemütszustand besser managen und schlechte Laune, Unwohlsein und Frust besser kontrollieren.
- Personen, die ihre Einsamkeit genießen, haben meist einen offenen Geist: sie sind originell, neugierig und haben eine große Vorstellungskraft.
- Sie sind zu anderen freundlicher, sie zeigen mehr Einfühlungsvermögen und Empathie.
- Da sie tiefer in ihr persönliches Universum eindringen, erkennen sie auch die Bedürfnisse ihrer Mitmenschen und werden sich über Ängste und Unruhen der anderen bewusst.
- Mit der ABC-Skala können die Persönlichkeitsmerkmale einsamer Menschen besser definiert werden, die durch ihre Introvertiertheit gekennzeichnet sind.
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- Diese Art von Introvertiertheit ist jedoch nicht mit Schüchternheit gleichzusetzen.
- Sehr extrovertierte Menschen fürchten meist die Einsamkeit oder fühlen sich dabei unwohl. Sie fühlen sich davon bedroht und denken, gescheitert zu sein, wenn sie keinen Partner oder keine Freunde haben.
- Interessant ist auch die Tatsache, dass Personen, die ihre Einsamkeit genießen, Stress und Ängste besser bewältigen können.
- Bei der Frage nach negativen Aspekten dieses Profils konnte durch das “ABC of Social Desires” festgestellt werden, dass sich diese Menschen häufig unverstanden fühlen.
- Sie haben ein gutes Selbstbild, ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl, doch wenn sie daran denken, wie sie von anderen beurteilt werden, bezeichnen sie sich meist als “Außenseiter” oder “das schwarze Schaf in der Gruppe”.
Doch dies trifft nicht in allen Fällen zu. Jeder hat seine eigene Persönlichkeit und keiner ist besser als seine Mitmenschen. Wichtig ist allerdings, nicht zu vergessen, dass das eigene Glück immer auf Respekt und ein friedliches Zusammenleben aufbauen muss.
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