Zahnschmelz-Hypoplasie: Bedeutung und Behandlung

Eine Zahnschmelz-Hypoplasie ist eine Veränderung im härtesten Gewebe des menschlichen Körpers. Der Zahnschmelz bedeckt und schützt den Zahn. Hier erfährst du etwas über die Ursachen und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Zahnschmelz-Hypoplasie: Bedeutung und Behandlung
Vanesa Evangelina Buffa

Geschrieben und geprüft von der Zahnärztin Vanesa Evangelina Buffa.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Zahnschmelz-Hypoplasie ist die Schwächung des wichtigsten Zahn-Gewebes. Diese Veränderung der Schutzschicht über dem Zahn kann für betroffene Patienten viele Probleme mit sich bringen.

Der Zahnschmelz ist das Gewebe an der äußersten Oberfläche des Zahns. Er wird aus einer Kristallstruktur aus Mineralien aus der Gruppe der Calciumphospate gebildet, die Hydroxylapatit heißen. Der Zahnschmelz stellt das härteste und widerstandsfähige Material des Körpers dar. Er löst sich unter Einfluss einer Säure auf und kann nicht neu gebildet werden. Die hauptsächliche Aufgabe des Zahnschmelzes besteht darin, die Zähne zu bedecken und zu schützen.

Wenn diese Struktur nur noch unzureichend vorhanden oder geschwächt ist, kann es sich dabei um eine Zahnschmelz-Hypoplasie handeln. In diesem Artikel erfährst du, was diese Veränderung am Zahn ausmacht, warum sie überhaupt auftritt und zu welchen Komplikationen sie führen kann. Zudem erfährst du, was du tun kannst, wenn du von dieser Krankheit betroffen bist.

Was genau ist eine Zahnschmelz-Hypoplasie?

Eine Zahnschmelz-Hypoplasie bezeichnet einen Zustand des Zahngewebes, der mit einer fehlerhaften Entwicklung zu tun hat. Für gewöhnlich tritt die Zahnschmelz-Hypoplasie während der Zahnbildungsphase auf.

Das Ergebnis ist ein Zahn mit Schmelzdefiziten oder aber geringer Gewebequalität. Manchmal sind die Erscheinungsformen dieses Zustands kaum spürbar und fast nicht wahrnehmbar.

In anderen Fällen sind sie allerdings sehr offensichtlich und können sich wie folgt zeigen:

  • weiße Flecken oder Punkte
  • Streifen, Grübchen, Dellen und Rillen
  • Verschlechterung der Form des Zahns
  • Verschlechterung der Textur. Die Zahnoberfläche erscheint rau und die oben erwähnten Defekte sind gelblich oder bräunlich gefärbt.
  • In den schwersten Fällen fehlt der Zahnschmelz ganz, und die Zähne sind kleiner und deformiert.

Wie wir bereits erwähnt haben, ist der Zahnschmelz für die schützende Decke der Zähne verantwortlich. Wenn dieses Gewebe unzureichend ausgebildet oder beschädigt ist, können die innersten und weniger harten Schichten des Zahns womöglich frei liegen.

Dies führt zu einigen der folgenden Komplikationen:

  • Zahnschmerzen
  • Empfindlichkeit der Zähne gegenüber Kälte, Hitze und süßen Nahrungsmitteln
  • Erhöhtes Karies-Risiko
  • Ein unansehnliches Lächeln aufgrund der Optik der Zahnoberfläche

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Woher kommt eine Zahnschmelz-Hypoplasie?

Oftmals ist es schwierig, die Ursache für eine Zahnschmelz-Hypoplasie zu bestimmen. Wie bereits weiter oben erwähnt, tritt das Problem während der Entstehung und der Ausbildung des Zahns auf. Allerdings wird es erst dann offensichtlich, wenn der Zahn aus dem Kiefer herauswächst.

Die Zahnschmelz-Hypoplasie ist in der Regel auf bestimmte Bedingungen oder Situationen zurückzuführen, die ihr Erscheinen begünstigen. Dies kann während der Schwangerschaft oder in der Kindheit vorkommen. Im Folgenden werden einige der Umstände, die zu einer Zahnschmelz-Hypoplasie führen, näher erläutert.

Probleme während der Schwangerschaft

Unsere Zähne bilden sich bereits im Mutterleib aus. Kalzium-Mineralien werden eingelagert und bilden so die Krone des zukünftigen Gebisses.

Jeder Faktor, der sich auf die Schwangerschaft auswirkt, kann sich auch auf die Entwicklung des Zahnschmelzes auswirken und dessen Bildung stoppen oder verlangsamen. So kann eine Zahnschmelz-Hypoplasie folgende Ursachen bei einem sich entwickelnden Kind haben:

  • Erkrankung der Mutter
  • hohes Fieber
  • eine Infektion während der Schwangerschaft
  • die Einnahme bestimmter Medikamente
  • Drogenabhängigkeit
  • ernährungsbedingter Nährstoffmangel
Zahnschmelz-Hypoplasie: Ursachen und Behandlungsansätze
Bestimmte Medikamente dürfen während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden, weil sie die Entwicklung des Babys beeinträchtigen. Darunter auch die Zahn-Entwicklung.

Zähne werden bereits im Mutterleib angelegt und formen sich in den ersten Lebensjahren eines Kindes noch weiter aus. Jedes schädliche Ereignis, das in diese Entwicklungszeit fällt, kann die Zellen in Mitleidenschaft ziehen, die den Zahnschmelz bilden. Dies kann eine Zahnschmelz-Hypoplasie verursachen.

Zu den schädlichen Situationen, die in der frühen Kindheit auftreten können, gehören:

  • Frühgeburt
  • niedriges Geburtsgewicht
  • Unterernährung
  • Vitaminmangel
  • Infektionen
  • systemische Krankheiten
  • die Einnahme bestimmter Medikamente
  • sehr hohes Fieber.

Darüber hinaus ist ein in der Kindheit aufgetretenes Zahntrauma im Milchgebiss sehr häufig die Ursache für eine Zahnschmelz-Hypoplasie. Für gewöhnlich trifft der Schlag den Milchzahn und verletzt den darunter liegenden bleibenden Zahn an der Wurzel.

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Vererbung

Es gibt genetische Muster, die die Bildung der Zähne im Kiefer beeinflussen. Manche Defekte treten nur in einem kleinen Teilbereich eines einzelnen Zahns auf. Allerdings gibt es auch schwere Fälle – bei diesen können gleich mehrere Zahnelemente betroffen sein.

Eine genetisch bedingte Zahnschmelz-Hypoplasie ist häufig eine weitere Manifestation eines komplexen Syndroms. Das zeigt sich an weiteren Symptomen im restlichen Körper.

Weitere erworbene Ursachen für eine Zahnschmelz-Hypoplasie

Des Weiteren können Schmelzverlust und Schmelzabnutzung auch das Ergebnis der Einwirkung äußerer Faktoren auf die Zahnoberfläche sein. Dadurch werden die Qualität und die Dicke des Gewebes verringert. Infolgedessen liegen die weicheren, tieferen Schichten frei.

Obwohl es sich dabei nicht um einen Fehler während einer Entwicklungsphase handelt, wie das bei der Zahnschmelz-Hypoplasie der Fall ist, kommt es zu den gleichen, charakteristischen Veränderungen. Dies sind einige der damit verbundenen Auswirkungen:

  • Zahnerosion
  • Bruxismus
  • Zahntrauma
  • Traumatische Hygienepraktiken

Lies dazu auch folgenden Artikel: Zähneknirschen – Gründe und mögliche Folgen

Wie kannst du eine Zahnschmelz-Hypoplasie behandeln?

Aktuell gibt es mehrere Behandlungsmethoden zur Behebung einer Zahnschmelz-Hypoplasie. Welchen Behandlungs-Ansatz man wählt, hängt vom jeweiligen klinischen Fall ab. Dabei kommt es darauf an, wie stark das Zahnelement betroffen ist und was die Patientin oder der Patient möchte.

Es ist wichtig, dass ein Zahnarzt nach gründlicher Untersuchung die Situation einschätzt und bewertet, bevor die gewählte Behandlungsmethode angewandt wird. Von den zur Verfügung stehenden Alternativen werden die gängigsten im Folgenden erläutert:

Zahnaufhellung

Diese Methode ist geeignet, wenn sich die Zahnschmelz-Hypoplasie in Form von weißen Flecken zeigt. Die Zahnaufhellung gleicht Verfärbungen aus und sorgt auf diese Weise für eine einheitlichere Zahnfarbe.

Bei der Zahnaufhellung kommen spezielle chemische Substanzen zum Einsatz, die auf die Oberfläche des Zahnes aufgetragen werden. Damit lässt sich die Zahnfarbe aufhellen. Entweder unterziehst du dich der Behandlung in einer Zahnarztpraxis, führst die Methode zu Hause unter der Anleitung des Zahnarztes durch oder kombinierst beide Alternativen.

Dentale Mikroabrasion

Sind die Verfärbungen stark ausgeprägt, empfiehlt sich diese Behandlungsmethode. Mikroabrasion ist eine spezielle Technik, bei der der Zahnschmelz poliert wird und dabei feste Farbeinlagerungen im beschädigten Bereich des Schmelzes minimal-invasiv entfernt werden.

Auf die betroffenen Stellen trägt der Experte durch eine milde Ätzung in Kombination mit einem mäßig aggressiven Abrasiv den Zahnschmelz ab. In einigen Fällen kann der Zahnarzt diesen Vorgang mit rotierenden Instrumenten durchführen. Manchmal reicht allerdings schon der Auftrag der milden Ätzung. Zum Schluss erfolgt eine Fluoridisierung der Zähne.

Zahnversiegelung

Bei der Zahnversiegelung legt der Zahnarzt einen Kunststoff, der hauptsächlich aus Dimethacrylat besteht, über die Fissuren von Backenzähnen oder die von Zahnschmelz-Hypoplasie betroffenen Stellen. Diese Füllung wird dann mithilfe eines speziellen Lichts ausgehärtet. Der Zahnarzt poliert anschließend die Stelle, um ein besseres Finish zu erreichen.

Für gewöhnlich ist es sinnvoll, zur Zahnversiegelung zu greifen, wenn die Stellen nur leichte und oberflächliche Unvollkommenheiten aufweisen. Das Zahnelement wird besser geschützt und bakterieller Zahnbelag (Plaque) sammelt sich nicht so leicht an. Auch das Karies-Risiko ist an dieser Stelle geringer.

Zahnverblendungen (Veneers) oder Kronen

Der Zahnarzt kann diese Variante für sehr schwere Fälle in Betracht ziehen, besonders dann, wenn der betroffene Bereich sehr groß ist. Veneers oder Kronen können sehr auffällige Flecken, raue Oberflächen und missgestaltete Zähne abdecken.

Zahnärzte befestigen mithilfe eines speziellen Klebstoffes hauchdünne und lichtdurchlässige Verblendschalen auf den defekten Zähnen. Veneers bestehen aktuell aus Glaskeramiken oder Feldspatkeramiken, die eine ähnliche Härte wie der natürliche Schmelz der Zähne aufweisen.

Kronen hingegen bedecken den gesamten Zahn wie eine Kappe, die aufgesetzt wird. In diesem Fall muss der Experte den Zahn abschleifen, um die Krone aufzubringen. Es geht also mehr Zahnmaterial dabei verloren als beim Aufsetzen der Veneers. Kronen können aus Porzellan, Metall oder Zirkon bestehen.

Die Farbe, Form und Größe des Zahns wird beim Entwurf der Krone berücksichtigt, sodass sie für jeden einzelnen klinischen Fall individuell angepasst werden kann.

Zahnschmelz-Hypoplasie
Zahnverblendungen (Veneers) verbergen Makel. Sie werden auf den beschädigten Zahn aufgeklebt und bedecken die darunter liegende Oberfläche.

Zahnimplantate oder Zahnbrücken

In seltenen oder extremen Fällen muss man eine Prothese zur Beseitigung der Schäden durch eine Zahnschmelz-Hypoplasie anfertigen. In diesen Fällen ist die Schädigung so weit vorangeschritten, dass nur noch wenige Zähne verblieben sind. Die beste Alternative besteht dann darin, die schadhaften Zähne zu entfernen und durch ein künstliches Element zu ersetzen.

Je nachdem, wie sich die Situation beim jeweiligen Patienten darstellt und welche Möglichkeiten es gibt, wird ein Implantat oder eine Brücke verwendet, um den verlorenen Zahn zu ersetzen.

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Wie du deinen Zahnschmelz vor Zahnschmelz-Hypoplasie schützen kannst

Eine Zahnschmelz-Hypoplasie lässt sich in der Regel nicht verhindern. Die Zahnpflege ist jedoch von entscheidender Wichtigkeit, um die Entstehung weiterer Erkrankungen wie zum Beispiel Karies zu verhindern.

Wie bereits erwähnt, bedeckt und schützt das Zahngewebe das Innere des Zahns. Wenn der Zahnschmelz erst einmal beschädigt ist, kann er sich nicht mehr regenerieren. Nachfolgend findest du einige förderliche Gewohnheiten, die wir dir ans Herz legen möchten, damit du den wichtigen Zahnschmelz optimal pflegen kannst:

  • Ernährung: Reduziere am besten alle säurehaltigen oder stark zuckerhaltigen Lebensmittel. Dazu gehören zum Beispiel Limonaden, Softdrinks, Essig, Apfelwein und Zitrusfrüchte.
  • Mund- und Zahnpflege: Putze dreimal am Tag die Zähne mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta. Damit hältst du die Zähne frei von Plaque. Achte darauf, dass deine Putzbewegungen bei der Reinigung sanft sind. Denke daran, alle Seiten der Zähne zu berücksichtigen. Der Gebrauch von Zahnseide und die Anwendung von Mundspülungen sind ebenfalls sehr wichtig.
  • Regelmäßige Zahnarztbesuche: Gehe regelmäßig zum Zahnarzt. Wenn du alle sechs Monate zur Prophylaxe gehst, kannst du dadurch eventuelle Probleme frühzeitig erkennen und behandeln lassen. Außerdem schützt du mit einer Zahnreinigung und Fluoridanwendung deinen Zahnschmelz.
  • Fluoridisierung: Fluorid bietet deinem Zahnschmeld zusätzlichen Schutz. Dein Zahnarzt kann dir eine spezielle Zahnpasta oder Fluoridspülung zur Pflege des Schmelzes verschreiben.

Abschließende Gedanken

Diese grundlegenden Maßnahmen bewirken mehr als eine bloße Pflege des Zahnschmelzes. Wenn du sie regelmäßig praktizierst, kannst du viele Probleme im Mundraum vermeiden und ein schönes Lächeln kultivieren.

Jetzt weisst du, was man unter einer Zahnschmelz-Hypoplasie versteht. Wenn du also den Verdacht hast, dass du davon betroffen bist (oder eine Person, die du kennst), solltest du sofort zum Zahnarzt deines Vertrauens gehen. Der Fachmann wird dir helfen, dieses Problem zu lösen.


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