Was ist Osteopathie und wann wird sie empfohlen?

Muskuläre Probleme, Migräne, Schwindel und Verstopfung sind einige der Krankheiten, die mit Osteopathie behandelt werden können. Wie funktioniert diese Therapiemethode? Das verraten wir dir in diesem Artikel.
Was ist Osteopathie und wann wird sie empfohlen?
Leidy Mora Molina

Geprüft und freigegeben von der Krankenschwester Leidy Mora Molina.

Letzte Aktualisierung: 23. November 2022

Es gibt verschiedene Disziplinen, die sich mit dem menschlichen Körper aus einer ganzheitlichen Sichtweise heraus befassen. Die Osteopathie ist ein therapeutischer Zweig, dessen Ziel es ist, das Gleichgewicht des Körpers mit Hilfe manueller Techniken wiederherzustellen. In diesem Artikel erfährst du mehr über diese Praxis.

Die osteopathische Medizin oder Osteopathie widmet sich der Erhaltung der perfekten Harmonie der organischen Funktionen im osteomuskulären, kardiovaskulären, respiratorischen, lymphatischen und nervlichen Spektrum. Als solche ist sie eine Ergänzung zur Schulmedizin.

Die Osteopathie sollte den professionellen medizinischen Ansatz nicht ersetzen.

Was ist Osteopathie?

Die Osteopathie ist ein therapeutischer Zweig, der versucht, gesundheitliche Beschwerden durch eine Reihe von manuellen Techniken und nicht-invasiven Verfahren zu verhindern und zu behandeln. Sie setzt umfassende Kenntnisse der Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers voraus und konzentriert sich auf die Wiederherstellung der Homöostase aller Organe und Systeme.

Außerdem nimmt diese Disziplin eine ganzheitliche Sicht auf die Gesundheit ein, das heißt, sie analysiert und betrachtet den menschlichen Körper als Einheit und nicht als eine Reihe unabhängiger Organe. Für Osteopathinnen und Osteopathen wirken sich Veränderungen in einem System auf das Funktionieren der anderen aus und beeinträchtigen diese.

Ein Beispiel wären psychische Probleme, die auch das Wohlbefinden des Darms beeinträchtigen. Das ist z. B. beim Reizdarmsyndrom der Fall.

Worin besteht die Behandlung?

Osteopathische Behandlungen zielen darauf ab, Beschwerden durch äußere Reize zu lindern, die versuchen, innere Reaktionen hervorzurufen, die die ganzheitliche Funktion wiederherstellen. Dies steht im Gegensatz zur traditionellen Medizin, deren Schwerpunkt darauf liegt, nur den Fokus oder das Symptom zu behandeln, das die Beschwerden auslöst.

Eine zwischen 2013 und 2020 durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die Osteopathie bei der Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats vielversprechend sein könnte. Den Autoren zufolge zeigt sie wirksame Beweise bei der Linderung von chronischen Rückenschmerzen und Rückenschmerzen in der Schwangerschaft.

Die Osteopathie wurde 1874 in den Vereinigten Staaten von Andrew Taylor Still entwickelt und ist heute von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) anerkannt. Auch in den Vereinigten Staaten, England und Frankreich ist diese Praxis legal. In Spanien gehört sie inzwischen zu den Kompetenzen der Physiotherapie. Und in Deutschland gilt sie als Heilkunde. Daher darf sie nur von speziell ausgebildeten Ärzten oder Heilpraktikern ausgeübt werden.

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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Osteopathie und Physiotherapie?

Osteopathie und Physiotherapie sind sehr eng miteinander verbunden, da beide Disziplinen manuelle Techniken und nicht-invasive Manöver einsetzen, um gesundheitliche Probleme zu beheben.

Außerdem zielen sie darauf ab, die Schmerzen des Patienten zu lindern, das individuelle Wohlbefinden wiederherzustellen und die Lebensqualität zu verbessern. Deshalb arbeiten beide Disziplinen häufig zusammen, um bessere Ergebnisse zu erzielen.

Osteopathie - Therapeut behandelt einen Patienten
Die Osteopathie hat je nach Land, in dem sie praktiziert wird, unterschiedliche rechtliche Grundlagen. Sie wird nicht immer als eigenständige Disziplin betrachtet.

Die Vorteile der osteopathischen Medizin

Der Hauptvorteil der osteopathischen Therapie ist ihre Philosophie der minimalen Intervention und des Eingriffs in den menschlichen Körper. Im Allgemeinen wird sie von Ganzheitlichkeit und Globalität in der Herangehensweise an Krankheiten bestimmt.

Der Osteopath untersucht den Ursprung und die Entwicklung der Krankheit, ohne direkt in einen einzelnen Schwerpunkt oder ein Leiden einzugreifen. Im Gegenzug fördert und stimuliert die Disziplin die Selbstheilung des menschlichen Körpers, ohne dass invasive Techniken wie Medikamente und Operationen eingesetzt werden müssen.

Darüber hinaus treten bei der Osteopathie nur wenige unerwünschte Nebenwirkungen auf. Es gibt zwar körperliche Reaktionen, aber diese werden als nützlich angesehen, um die Körperfunktionen wiederherzustellen. Auch Müdigkeit und Schwindelgefühl sind in der Regel auf den Erholungszustand zurückzuführen, in dem sich der Körper nach den Sitzungen befindet.

Zu den großen Vorteilen dieser Therapieform gehört auch, dass der Verbrauch bestimmter Medikamente reduziert werden kann. Allerdings sollten Patienten die konventionelle medizinische Behandlung nicht ohne ausdrückliche ärztliche Genehmigung beenden.

Bereiche der Osteopathie

Die Osteopathie wird in 3 Hauptrichtungen unterteilt. Jede von ihnen zielt darauf ab, verschiedene Organgruppen anzusprechen, um die Beschwerden der Menschen zu lindern.

1. Parietale Osteopathie

Dieser Zweig richtet sein Augenmerk auf den Bewegungsapparat und das muskuloskelettale System. Außerdem erfolgt eine eingehende Untersuchung und ganzheitliche Betrachtung von Knochen, Muskeln, Gelenken, Sehnen, Faszien und Bändern.

Allerdings hat die strukturelle oder parietale Osteopathie bei der Behandlung von z. B. Arthrose keine überzeugenden Ergebnisse gezeigt. Dies wird durch wissenschaftliche Studien bestätigt.

2. Viszerale Osteopathie

Das Hauptziel dieses Zweigs ist die ganzheitliche Analyse aller hohlen und festen Eingeweide des menschlichen Körpers, mit besonderem Augenmerk auf den Magen-Darm- und den Urogenitalapparat. Dadurch ist es möglich, Krankheiten wie chronische Gastritis zu erkennen und zu behandeln.

3. Cranio-sakrale Osteopathie

Die cranio-sakrale Osteopathie befasst sich mit den Strukturen des Gehirns und ihrer engen Beziehung zum zentralen Nervensystem. Sie widmet sich besonders Erkrankungen wie Schwindel, Migräne und Haltungsproblemen. Darüber hinaus ist sie auch von großem Interesse bei der HNO-ärztlichen und endokrinen Untersuchung.

Einige der gebräuchlichsten osteopathischen Techniken

Osteopathen setzen eine Vielzahl von manuellen Techniken und nicht-invasiven Verfahren zur Linderung von Beschwerden ein. Zu den am häufigsten verwendeten gehören die folgenden:

  • Muskel-Energie-Technik (MET): Sie setzt der aktiven Kontraktion der Muskulatur der Person einen allmählichen Widerstand entgegen. So kann man Muskelschwäche behandeln, Entzündungen reduzieren und die Gelenkaktivität verbessern.
  • Jones-Technik: Bei dieser Technik werden empfindliche Bereiche und Schmerzauslöser lokalisiert und Mobilisierungswinkel festgelegt, die den Schmerz reduzieren. Sie ist nützlich bei Muskelkontrakturen, Neuralgien und muskuloskelettaler Überlastung.
  • Myofasziale Entspannung: Sie zielt darauf ab, die Faszien, die die Muskeln umhüllen, zu lösen und die durch ihre abnorme Verklebung verursachten Schmerzen zu reduzieren.
  • Trust-Technik: Sie basiert auf der Neuausrichtung der Gelenke durch schnelle, schmerzfreie und kontrollierte Bewegungen. Sie bewirkt in der Regel ein Gefühl der sofortigen Erleichterung. Dies ist die bekannteste Technik.
Osteopathie - Trust-Technik
Die Anwendung der Trust-Technik ist die am weitesten verbreitete Technik in der Praxis. In der Osteopathie gibt es jedoch noch viele andere Behandlungsansätze.

Wann wird Osteopathie empfohlen?

Die Osteopathie ist bei einer Vielzahl von körperlichen und funktionellen Störungen nützlich. Zuallererst solltest du einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen, um eine genaue Diagnose der Krankheit zu erhalten. Auf diese Weise kann der/die Spezialist/in die Behandlung leiten und verschiedene therapeutische Alternativen anbieten. Einige der häufigsten Indikationen für Osteopathie sind die folgenden:

  • Funktionsstörungen des Bewegungsapparats: Kontrakturen, Tendinitis, Verstauchungen, Radikulopathien, Traumata und degenerative Gelenkerkrankungen.
  • Magen-Darm-Erkrankungen: Blähungen, Verstopfung, Gastritis, Bauchkoliken, Reizdarmsyndrom und Verdauungsstörungen.
  • Erkrankungen der Atemwege: Bronchitis, Asthma und chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD).
  • Erkrankungen des Urogenitalsystems: Dysmenorrhoe, Amenorrhoe und Blaseninkontinenz.
  • Schwangerschaftsbeschwerden: Lendenschmerzen, Ischias, Schambeinschmerzen.
  • Craniale Störungen: Trigeminusneuralgie, Schwindel, Migräne, Schlaflosigkeit und chronische Müdigkeit.
  • Pädiatrische Erkrankungen: Säuglingskoliken.

Kontraindikationen der Osteopathie

Eine osteopathische Therapie ist bei Menschen mit Anzeichen einer strukturellen Knochenschwäche aufgrund von Tumorprozessen sowie rheumatischen, entzündlichen oder vaskulären Veränderungen kontraindiziert. Dies ist bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, Knochenmetastasen, Frakturen, instabilen Gelenken, Osteopenie und kürzlich erfolgten Operationen der Fall.

Weitere Bedingungen, bei denen die Osteopathie kontraindiziert ist, sind die folgenden:

  • Karotis- oder vertebrobasiläre Erkrankungen
  • Hyperkoagulierbare Zustände
  • Tiefe Venenthrombose
  • Infektionen der Atemwege
  • Psychiatrische Störungen
  • Offene Wunden
  • Tumore

Kontinuierliche ärztliche Überwachung sichert den Erfolg der Behandlung

Die Osteopathie ist eine therapeutische Disziplin, die äußere Reize durch manuelle Techniken einsetzt, um verschiedene Beschwerden im Körper zu lindern. Daher ist sie ein ergänzendes Instrument zur professionellen Behandlung, das die Behandlung durch einen Facharzt nicht ersetzen sollte.


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