Hyperemesis gravidarum: Starke Übelkeit beim Frühstück

Häufige morgendliche Übelkeit kann mehr als nur ein vorübergehendes Unwohlsein sein. Lies weiter, um herauszufinden, warum.
Hyperemesis gravidarum: Starke Übelkeit beim Frühstück

Geschrieben von Rafael Victorino Muñoz

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Wenn du in den ersten Monaten der Schwangerschaft morgens unter Übelkeit oder Erbrechen leidest, ist das ganz normal. Wenn dies jedoch ständig auftritt oder sich verschlimmert, spricht man von Hyperemesis gravidarum.

Es können auch andere Symptome wie Schwindel, Tachykardie, Dehydrierung und Gewichtsverlust hinzukommen. Wenn nichts unternommen wird, kann dies die Gesundheit der Frau oder des Fötus beeinträchtigen.

Was bedeutet Hyperemesis gravidarum?

Hyperemesis gravidarum ist der Begriff für schwere morgendliche Übelkeit, die häufig oder übermäßig auftritt, zusammen mit anderen Symptomen, auf die wir später eingehen werden. Obwohl man sie häufig als “morgendliche” Übelkeit bezeichnet, kann sie eigentlich zu jeder Tageszeit auftreten.

Eine normale Übelkeit tritt normalerweise zwischen der 6. und 8. Schwangerschaftswoche auf und verschwindet in der Regel im zweiten Trimester.

Hyperemesis gravidarum hingegen hält länger an. Manchmal bessert sie sich bis zur 20. Woche, manchmal dauert sie aber auch die ganze Schwangerschaft über an.

Die Häufigkeit dieser Erkrankung kann variieren. Untersuchungen zufolge leiden etwa 70 % der Frauen unter Übelkeit, aber bei zwischen 0,3 % und 2 % der Fälle sind diese Beschwerden extremer. Da wahrscheinlich nicht alle Betroffenen einen Arzt aufsuchen, könnte diese Zahl durchaus höher sein.

Symptome von Hyperemesis gravidarum

Neben der starken Übelkeit beim Frühstück oder zu anderen Tageszeiten, die von Erbrechen, Verdauungsbeschwerden und anderen Symptomen begleitet wird, können bei Hyperemesis gravidarum unter anderem folgende Beschwerden auftreten:

  • Schwierigkeiten beim Essen oder Trinken
  • Übermäßiger Speichelfluss
  • Ein schlechter Geschmack im Mund
  • Anhaltender Durst
  • Erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen
  • Geringe Urinproduktion
  • Verstopfung
  • Niedriger Blutdruck
  • Tachykardie
  • Schwindelgefühle

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Ursachen und Risikofaktoren

Es wird angenommen, dass Übelkeit in der Schwangerschaft durch einen Anstieg der Produktion des menschlichen Choriongonadotropins (hCG) verursacht wird, das von der Plazenta freigesetzt wird. Das Auftreten der Symptome korrespondiert mit einem raschen Anstieg dieser Substanz.

Außerdem geht man davon aus, dass noch andere Hormone beteiligt sein können. Dazu gehören unter anderem Cortisol, Prostaglandine, Östrogene (die mit einer erhöhten Geruchsempfindlichkeit in Verbindung gebracht werden) und Progesteron (beeinflusst die peristaltischen Bewegungen).

Die genaue Ursache für die Verstärkung von Übelkeit und Erbrechen ist unbekannt. Dennoch konnten einige Risikofaktoren identifiziert werden, die mit Hyperemesis gravidarum in Verbindung gebracht werden:

  • Persönliche und familiäre Vorgeschichte
  • Neigung zu Schwindelgefühlen (Reisekrankheit) oder Migräne
  • Eine Mehrlingsschwangerschaft
  • Molarschwangerschaft oder hydatidiformes Muttermal
  • Trophoblastische Gestationskrankheit
  • Niedrige Blutzuckerwerte
  • Vorhandensein von Helicobacter pylori
  • Übergewicht oder Adipositas
  • Stress
Hyperemesis gravidarum - Frau übergibt sich
Die Übelkeit bei dieser Erkrankung ist sehr stark und erschwert der Mutter das Essen. Daher gilt sie als riskant für die Schwangerschaft.

Diagnose von Hyperemesis gravidarum

Die Diagnose wird anhand der Krankengeschichte der Patientin, der Anamnese und einer ausführlichen körperlichen Untersuchung gestellt. Außerdem erfolgt eine Bewertung des Zustands des Fötus und eine Überprüfung, ob eine Dehydrierung vorliegt.

Es sollte ausgeschlossen werden, dass Übelkeit und Erbrechen auf andere Erkrankungen des Verdauungssystems, des endokrinen Systems, auf neurologische oder psychologische Probleme zurückzuführen sind. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die diese Symptome verursachen können.

Des Weiteren empfehlen sich u. a. Blut- und Urinuntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen des Abdomens und der Gebärmutter sowie Nierenfunktionstests.

Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Hyperemesis gravidarum hängt davon ab, wie stark die Übelkeit ist. Sie hängt also von der Schwere der Symptome und den Folgen ab.

Intravenöse oder Sondenernährung

Eine der ersten Maßnahmen kann das Einstellen der Nahrungsaufnahme und die Verabreichung von Flüssigkeiten über eine Sonde oder intravenös sein. Je nach Bedarf erfolgt auch die Zufuhr von Elektrolyten, Vitaminen und Medikamenten.

Sobald sich der Zustand stabilisiert hat, kann die Patientin die Flüssigkeitszufuhr wieder aufnehmen. Wenn sie es verträgt, kann sie ganz allmählich auch wieder feste Nahrung zu sich nehmen.

Medikamente

Zu den Medikamenten, die auf ärztliche Empfehlung hin verabreicht werden können, gehören Vitamin B-Präparate, Antihistaminika und Antiemetika oder Prokinetika wie Doxylamin, Promethazin oder Metoclopramid.

Wenn diese Behandlung unwirksam ist, können Kortikosteroide (wie Methylprednisolon) zum Einsatz kommen. Allerdings sollte dies nur vorsichtig, über einen kurzen Zeitraum und in der niedrigsten Dosis erfolgen.

Die Entscheidung für den Einsatz von Medikamenten ist in manchen Fällen kompliziert, da sie nicht immer frei von Auswirkungen auf den Fötus oder die Mutter sind. Deshalb sollten sie nur dann zum Einsatz kommen, wenn der potenzielle Nutzen die möglichen Risiken überwiegt.

Natürliche Heilmittel

Wenn der Arzt/die Ärztin dies genehmigt, kann die Patientin auch einige natürliche pflanzliche Heilmittel anwenden. In diesem Zusammenhang haben Untersuchungen den Erfolg von Ingwerpräparaten bei der Behandlung bestimmter Symptome der Hyperemesis gravidarum gezeigt.

Andere alternative Optionen

Auch Optionen wie Psychotherapie, Entspannungstechniken und Akupressurbänder können hilfreich sein, vor allem, wenn psychische Probleme mit dem Auftreten dieser Erkrankung in Zusammenhang stehen.

Ernährungsumstellung

Außerdem empfiehlt es sich, auf Lebensmittel zu achten, deren Geruch oder Geschmack mit Übelkeit und Erbrechen in Verbindung stehen könnten. Daher sollte man diese möglichst vermeiden.

Des Weiteren ist es ratsam, große Mahlzeiten durch kleinere, häufigere Mahlzeiten zu ersetzen. Anstelle von drei großen Mahlzeiten solltest du etwa sechs kleine Mahlzeiten plus Snacks zu dir nehmen.

Außerdem solltest du auf scharfe und würzige Speisen sowie frittierte Lebensmittel und Koffein verzichten. Stattdessen sind Kekse, Gemüsebrei und nahrhafte Smoothies mit Früchten eine gute Wahl.

Flüssigkeiten solltest du häufig zu dir nehmen, wenn auch in jeweils kleinen Mengen. Allerdings solltest du nichts zu den Mahlzeiten trinken, sondern reichlich über den restlichen Tag verteilt.

Ferner ist es besser, wenn du nicht sofort nach dem Essen ins Bett gehst, sondern noch ein wenig wartest. Darüber hinaus solltest du die Mahlzeiten nicht aufschieben oder lange Zeit mit leerem Magen verbringen.

Allgemeine Maßnahmen

Neben der medikamentösen Behandlung oder in Verbindung mit ihr können folgende Maßnahmen sinnvoll sein:

  • Jemand anderen mit dem Kochen beauftragen
  • Genügend Ruhe und Vermeidung von Stress
  • Zähneputzen nach dem Essen
  • Medikamente abends und nicht morgens einnehmen
  • Starke Gerüche, wie zum Beispiel Parfüm, meiden
  • Keine Kleidung tragen, die auf den Unterleib drückt
  • Vermeiden von Geräuschen, hellem Licht oder Autofahrten
Hyperemesis gravidarum - schwangere Frau isst Obst
Frische Lebensmittel sind immer die beste Wahl. Dennoch solltest du in jedem Fall prüfen, ob sie Unwohlsein oder Übelkeit verursachen oder einen starken Geruch ausströmen.

Risiken, Komplikationen und Folgen

Im Allgemeinen ist die Prognose bei Hyperemesis gravidarum meist gut und Komplikationen sind eher selten. Dennoch ist Vorsicht geboten und die Empfehlungen des Arztes/der Ärztin sollten befolgt werden.

Während und nach der Schwangerschaft wurde ein erhöhtes Auftreten von Gallenblasenproblemen sowie Nieren- und Leberschäden beobachtet. Auch Netzhautblutungen können auftreten.

Die Hyperemesis gravidarum ist meist mit Dehydrierung und Gewichtsverlust verbunden. Dies wiederum kann zu Anämie führen.

Darüber hinaus können auch auch soziale, geistige oder psychosomatische Folgen auftreten, welche die Lebensqualität der Frau beeinträchtigen. Dazu gehören Müdigkeit, Angstzustände und Entmutigung.

Was die Auswirkungen auf den Fötus betrifft, so wird Hyperemesis gravidarum mit Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und geringer Größe des Babys in Verbindung gebracht. Auch ein Elektrolyt-Ungleichgewicht kann auftreten.

Wenn Übelkeit und Erbrechen sowie der Gewichtsverlust trotz Behandlung und Vorsichtsmaßnahmen anhalten, können weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Wann solltest du bei Verdacht auf Hyperemesis gravidarum einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen?

Achte auf die folgenden Warnzeichen und kontaktiere in diesen Fällen sofort deinen Arzt oder deine Ärztin:

  • Übelkeit während des ganzen Tages
  • Wenn du dich innerhalb von 24 Stunden 4 Mal oder öfter übergeben musst
  • Wenn du nicht in der Lage bist, Nahrung bei dir zu behalten
  • Schwindel, Benommenheit oder Ohnmacht
  • Unterleibsschmerzen
  • Gewichtsverlust von mehr als 2,5 kg
  • Ein Gefühl der Verwirrung

Starke Übelkeit beim Frühstück kann mehr sein als nur ein vorübergehendes Unwohlsein. Auch wenn Komplikationen im Zusammenhang mit Hyperemesis gravidarum nicht allzu häufig sind, schadet es nie, weitere Komplikationen rechtzeitig zu verhindern. Das ist möglich, aber die Ursachen der Erkrankung sind nicht immer klar.

Die erforderlichen Maßnahmen ähneln denen der täglichen Pflege: Einnahme von Vitaminen und Folsäure, Einnahme von Mahlzeiten zu den richtigen Zeiten und in regelmäßigen Abständen sowie Vermeidung der Ursachen der Übelkeit.

Einige dieser Maßnahmen haben mit einer Änderung der Gewohnheiten zu tun. Kurz gesagt, alles, was man tun muss, um ein gesundes Leben zu führen.


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