Fibrinogen-Bluttest: Funktionen und Ergebnisse

Der Fibrinogen-Spiegel im Blut steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Gerinnungsprozess. Veränderungen der Werte können auf verschiedene Erkrankungen hinweisen.
Fibrinogen-Bluttest: Funktionen und Ergebnisse
Leidy Mora Molina

Geprüft und freigegeben von der Krankenschwester Leidy Mora Molina.

Geschrieben von Rafael Victorino Muñoz

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Der Fibrinogen-Bluttest, auch “Faktor-I-Aktivität” genannt, dient zur Bestimmung des Gehalts dieser Substanz, die an der Blutgerinnung beteiligt ist.

Der normale Wert sollte zwischen 200 und 400 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Blut liegen. Dieser Wert variiert jedoch je nach Alter der Person. Bei Kindern unter fünf Jahren ist er in der Regel etwas niedriger.

Die Testergebnisse können anzeigen, ob ein zu niedriger oder ein erhöhter Fibrinogen-Spiegel im Blut vorliegt. Dieser Anstieg oder Abfall hängt wiederum mit verschiedenen Faktoren zusammen, wie Krankheit, Schwangerschaft, Menopause, Drogenkonsum und anderen.

Was ist Fibrinogen und welche Funktion hat es?

Es gab schon immer ein großes Interesse daran, die Blutgerinnung zu verstehen. In der Antike dachte man, dass dieser Prozess auf die Verfestigung durch Abkühlung zurückzuführen ist. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, mit der Veröffentlichung einer Studie von Paul Morawitz, wurde die Forschung zu diesem Thema neu ausgerichtet.

Fibrinogen oder Faktor I ist ein Protein, das in der Leber synthetisiert und in das Blutplasma eingebaut wird. Es gehört zur Gruppe der insgesamt 13 Gerinnungsfaktoren, darunter Prothrombin, Kalzium und der Gewebefaktor.

Daher ist Fibrinogen einer der Faktoren, die im Falle einer Wunde oder Blutung die Blutung stoppen. Diesen komplexen Prozess bezeichnet man als “Hämostase” oder “Gerinnungskaskade”.

Während dieses Prozesses trägt Thrombin dazu bei, Fibrinogen in Fibrin umzuwandeln, das wie ein Zement wirkt und ein Netz oder Netzwerk bildet. Die Blutplättchen wiederum kleben wie Ziegelsteine aneinander und bilden ein Gerinnsel, das die Wunde verschließt.

Die Fibrinolyse

Beim entgegengesetzten Prozess, der Fibrinolyse, aktiviert Fibrin ein gerinnselabbauendes Enzym (Plasmin) und Fibrinogen hemmt es. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass alles in idealer Weise abläuft: Gerinnsel werden abgebaut, wenn sie nicht mehr benötigt werden, und bilden sich nicht unnötig.

Wie du sicherlich weißt, können Blutgerinnsel schädlich sein. Wenn sie Blutgefäße verstopfen, kann es zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Daher ist das Gleichgewicht zwischen Fibrinogen und Fibrin im Blut von entscheidender Bedeutung.

Darüber hinaus nimmt man an, dass Fibrinogen weiße Blutkörperchen bindet und aktiviert und damit eine wichtige Rolle bei der Immunantwort auf Infektionen oder Verletzungen spielt.

Jüngste Erkenntnisse scheinen dies zu bestätigen. So stellte man bei Untersuchungen an Sepsis-Patient/innen fest, dass eine rasche Genesung und eine geringere Sterblichkeitsrate mit einem Anstieg des Fibrinogens zusammenhängt.

Eine andere Laborstudie an Mäusen mit Acetaminophen-induzierten Leberschäden ergab, dass Fibrinogen durch die Aktivierung weißer Blutkörperchen zur Reparatur der Leber beitragen kann.

Fibrinogen - Nahaufnahme Blutkörper
Fibrinogen gehört zu den Gerinnungsfaktoren.

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Alles über den Fibrinogen-Bluttest

Der Fibrinogen-Test wird durchgeführt, um abzuschätzen, wie gut der Gerinnungsprozess funktioniert. Häufig wird empfohlen, ihn nach einer Nüchternperiode von bis zu 12 Stunden durchzuführen. Auch wenn keine besonderen Vorbereitungen erforderlich sind, könnte dir dein/e Arzt/Ärztin empfehlen, vorher alle Medikamente abzusetzen, insbesondere gerinnungshemmende Mittel.

Zur Durchführung des Tests wird mit einer Spritze eine Serumprobe direkt aus der Vene (entweder cubital oder cephalisch) entnommen. Die Nadel wird entfernt, wenn genügend Blut entnommen wurde (etwa 2 Kubikzentimeter).

Anschließend setzt man der Probe eine Standardmenge Thrombin zu und misst die Zeit, die für die Bildung des Fibringerinnsels benötigt wird. Auf diese Weise lässt sich die Menge, nicht aber die Aktivität des Fibrinogens im Blut bestimmen.

Diese Zeit ist direkt proportional zur Menge des aktiven Fibrinogens in der Probe. Daher können verlängerte Gerinnungszeiten auf eine verminderte Fibrinogen-Konzentration oder eine Fibrinogen-Funktionsstörung zurückzuführen sein.

Risiken des Tests

Die Entnahme einer Blutprobe kann bei manchen Menschen schwieriger sein als bei anderen. Der Fibrinogen-Bluttest ist jedoch ein einfaches, schnelles und sicheres Verfahren, bei dem es keine größeren Risiken oder Nebenwirkungen gibt. Möglicherweise verspürst du nur leichte Schmerzen beim Einstich und bekommst eventuell einen blauen Fleck um die Einstichstelle. Diese Symptome verschwinden nach kurzer Zeit (ein oder zwei Tage).

Wann sollte ein Fibrinogen-Bluttest durchgeführt werden?

Der/die Arzt/Ärztin kann einen Fibrinogen-Bluttest anordnen, entweder als Einzeltest oder als Teil einer Reihe von Tests, wenn anormale Blutungs- oder Gerinnungssituationen vorliegen. Diese Option wird unter anderem in den folgenden Fällen in Betracht gezogen:

  • Häufiges Nasenbluten
  • Starke Menstruationsblutungen
  • Blut im Urin oder Stuhl
  • Abnorme Blutungen aus dem Zahnfleisch
  • Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt
  • Blutergüsse ohne erkennbaren Grund
  • Ruptur der Milz
  • Thrombose
  • Abnormale Prothrombin- oder partielle Thromboplastin-Testergebnisse
  • Symptome einer disseminierten intravaskulären Gerinnung
  • Abnormale Fibrinolyse
  • Vererbte oder erworbene Funktionsstörungen im Zusammenhang mit der Blutgerinnung

Darüber hinaus lässt sich mit dem Fibrinogen-Bluttest feststellen, ob der Rückgang der Fibrinogen-Aktivität auf unzureichendes oder dysfunktionales Fibrinogen zurückzuführen ist. Außerdem dient er zur Überwachung der Gerinnungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum.

In Kombination mit anderen Tests hilft er auch bei der Einschätzung des Risikos, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit oder einen Herzinfarkt zu entwickeln.

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Was bedeuten die Ergebnisse?

Der erwartete Fibrinogen-Wert im Blut liegt bei 200 bis 400 Milligramm pro Deziliter (mg/dl), kann aber je nach Alter etwas variieren. Bei Kindern unter fünf Jahren ist er sogar noch niedriger, nämlich 160 bis 400 mg/dl. Und bei Neugeborenen oder Säuglingen unter einem Jahr liegt er zwischen 80 bis 90 und 375 bis 385 mg/dl.

Wenn die Ergebnisse nicht in diesem Bereich liegen, gelten sie als höher oder niedriger als erwartet. Schauen wir uns beide Situationen an.

Erhöhte oder hohe Fibrinogen-Werte

In diesem Fall gilt folgende Referenzskala (für Erwachsene):

  • 400 – 600 mg/dl (leicht erhöht): Dies kann auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sein. Nach ein paar Wochen sollte ein neuer Test durchgeführt werden, um zu überprüfen, ob sich die Werte wieder normalisiert haben.
  • 600 – 700 mg (mäßig hoch): Es ist ratsam, eine/n Arzt/Ärztin zu konsultieren. Wenn der Blutdruck ebenfalls hoch ist, erhöht sich das Risiko eines Schlaganfalls.
  • Mehr als 700 mg/dl (übermäßig hoch): Es besteht ein hohes Risiko, dass sich Blutgerinnsel bilden, welche und das Herz oder das Gehirn schädigen.

Niedrige Fibrinogen-Werte

Es gibt drei Arten von Fibrinogen-Mangel im Blut:

  • Afibrinogenämie oder völliges Fehlen von Fibrinogen: Diese Situation ist selten und betrifft eine Person unter 2 Millionen. Obwohl dies nicht unbedingt zu Blutungen führt, sind diese schwerwiegend, wenn sie auftreten.
  • Hypofibrinogenämie: Das sind niedrige Fibrinogenwerte, die unter 200 mg/dl liegen. Hierbei kann es zu leichten Blutungen kommen.
  • Dysfibrinogenämie: Der Blutspiegel ist normal, aber das Fibrinogen funktioniert nicht richtig. Dieser Zustand kann angeboren oder erworben sein und betrifft einen von einer Million Menschen. Die Folge sind Blutungen und Thrombosen.

Warum verändern sich diese Werte?

Die Veränderung von Faktor I kann vorübergehend sein. In diesem Fall können unter anderem eine Schwangerschaft (die zu einem Anstieg führt), die Menstruation, Blutungen, eine Bluttransfusion oder Reaktionen auf Medikamente eine Rolle spielen.

Unter den Medikamenten, die den Spiegel dieses Proteins verändern, sind folgende zu nennen:

  • Orale Verhütungsmittel
  • Östrogene
  • Steroide
  • Medikamente gegen Tuberkulose
  • Anti-Androgene
  • Aspirin
  • Warfarin
  • Verschiedene cholesterinsenkende Medikamente

Darüber hinaus kann ein niedriger Fibrinogen-Spiegel im Blut durch Faktoren wie die Wechseljahre oder Rauchen sowie durch andere erbliche oder erworbene Erkrankungen verursacht werden. Zu den letzteren gehören die folgenden:

  • Tumore
  • Schwere Unterernährung
  • Nephrotisches Syndrom
  • Entzündliche Erkrankungen (wie rheumatoide Arthritis)
  • Lebererkrankung im Endstadium

Die veränderten Werte, die der Test widerspiegelt, liefern jedoch in der Regel keine relevanten diagnostischen Informationen über eine Erkrankung.

Fibrinogen - Mann bei der Blutabnahme
Das Fibrinogen im Blut wird durch verschiedene Erkrankungen und Pathologien verändert. Daher schlägt der/die Arzt/Ärztin bei veränderten Fibrinogen-Werten ergänzende Tests vor.

Assoziierte Erkrankungen

Wenn die Fibrinogen-Werte im Blut verändert sind, erfordert dies eine Überwachung, da dieser Zustand das Risiko für verschiedene Krankheiten erhöhen kann. Wenn die Werte niedrig sind und Blutungen in Wunden nicht aufhören oder lange andauern, steigt das Risiko einer Infektion.

Im Gegensatz dazu begünstigt ein hoher Spiegel die Blutgerinnung, auch wenn das nicht unbedingt der Fall sein muss. Infolgedessen sind Herz-Kreislauf-Probleme wahrscheinlicher, da sich Thromben bilden, die zu Herzinfarkten oder Schlaganfällen führen können.

Normalisierung des Fibrinogen-Spiegels

Ist der Fibrinogen-Anstieg auf eine Schwangerschaft oder einen entzündlichen Prozess zurückzuführen, normalisieren sich die Werte wieder, sobald das Kind geboren wurde und das zugrunde liegende Problem behoben ist. Allerdings ist in manchen Fällen eine Behandlung erforderlich.

Je nach Ursache des Problems kann der/die behandelnde Arzt/Ärztin beispielsweise Bezafibrat oder eine Substitutionstherapie mit Blutersatzstoffen verschreiben.

Besteht ein Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, empfiehlt sich eine Änderung des Lebensstils, z. B. eine Ernährung, die reich an Omega-3-Fettsäuren ist, körperliche Bewegung sowie der Verzicht auf Rauchen und Alkohol.


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