Strahlenkrankheit: Symptome und mögliche Behandlung

Die Strahlenkrankheit in ihrer vollen Ausprägung ist selten, aber es gibt mehr alltägliche Risiken, die zu beachten sind. Hier erfährst du alles über diese Krankheit.
Strahlenkrankheit: Symptome und mögliche Behandlung
Mariel Mendoza

Geschrieben und geprüft von der Ärztin Mariel Mendoza.

Letzte Aktualisierung: 08. April 2023

Die Strahlenkrankheit hat eine Reihe von Symptomen, die als Folge der Exposition gegenüber hohen Dosen ionisierender Strahlung auftreten. In der Regel muss die Exposition über einen kurzen Zeitraum erfolgen. Man bezeichnet sie auch als akutes Bestrahlungssyndrom oder Radiotoxämie.

Damit die Strahlenkrankheit auftritt, müssen die empfangenen Dosen hoch sein und zur Gruppe der durchdringenden Strahlung gehören. Das heißt, sie sind in der Lage, die inneren Organe zu erreichen. Wenn wir von einer kurzen Zeitspanne sprechen, meinen wir nur Minuten bei Nuklearexplosionen oder ein paar Wochen unter anderen Umständen.

Die Wissenschaftlerin Marie Curie starb 1934 an den Folgen einer Strahlenkrankheit, die auf ihren langjährigen Umgang mit radioaktiven Elementen zurückzuführen war. Sie litt an einer der schwerwiegendsten Komplikationen: der Aplasie des Rückenmarks.

Klinisches Bild der Strahlenkrankheit

Die Strahlenkrankheit entwickelt sich in 4 klinischen Phasen, die unterschiedlich lang und intensiv sind:

  1. Prodromal
  2. Latent
  3. Manifest
  4. Genesung oder Tod

Die Wahrscheinlichkeit, Symptome zu entwickeln, steigt, wenn die Dosis höher als 0,7 Gray ist. Die Todesursache ist, wie wir später noch erläutern werden, mit schweren Infektionen oder der Zerstörung des Knochenmarks verbunden. Auch Dehydrierung mit Wasser- und Elektrolyt-Ungleichgewicht und Koma können dabei auftreten.

Wenn die Dosis 10 Gray übersteigt oder sich ihr nähert, ist sie innerhalb von 2 bis 4 Wochen potenziell tödlich.

Die Schwere der Folgen hängt vom Grad der Exposition und der aufgenommenen Dosis ab. Außerdem kommt es darauf an, welchem Körperteil die Strahlung ausgesetzt war.

Strahlenkrankheit - Person mit Geigerzähler
Die Strahlung lässt sich mit verschiedenen Geräten messen, um die Strahlendosis an einer bestimmten Stelle zu ermitteln.

1. Prodromalphase

Die ersten Symptome der Strahlenkrankheit sind in der Regel die folgenden:

Darüber hinaus können Schwellungen und Ödeme, Schwindel, Tachykardie, Reizbarkeit und Schlaflosigkeit auftreten. Diese Symptome können sich innerhalb von Minuten nach der Exposition bis zu mehreren Tagen oder Wochen später zeigen.

Strahlenschäden an der Haut äußern sich in der Regel durch Rötungen und Schwellungen. Es kommt zu Blasenbildung und Geschwüren, wie bei Hitzeverbrennungen.

Diese erste Phase klingt in der Regel innerhalb einer Woche ab. Infolgedessen entsteht der falsche Eindruck, dass von der Strahlung keine Gefahr mehr ausgeht. Allerdings ist es sehr wahrscheinlich, dass die gleichen oder neue Symptome einige Zeit später wieder auftreten.

2. Latenzphase der Strahlenkrankheit

Während der Latenzphase sind die Symptome der Strahlenkrankheit in der Regel nicht vorhanden oder sehr schwach ausgeprägt. Sie kann von der ersten Woche nach der Exposition bis 21 bis 30 Tage später andauern.

Die Symptome kehren in der Regel zurück und verschlimmern sich. Zu diesem Zeitpunkt sterben die Zellen des Knochenmarks ab.

3. Offene klinische Phase der Strahlenkrankheit

In der Folge kann es zu Haarausfall, Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit und in den schwersten Fällen zu einer Beteiligung des blutbildenden, gastrointestinalen, kardiovaskulären und neurologischen Systems kommen. Zu den Anzeichen in Bezug auf das zentrale Nervensystem und den Verdauungstrakt gehören in der Regel die folgenden:

Bei einer Zerstörung des Knochenmarks kommt es zu einem hämatopoetischen Syndrom, das durch eine Panzytopenie oder eine Abnahme der drei Blutzelltypen gekennzeichnet ist, mit Anämie (rote Blutkörperchen), Leukopenie (weiße Blutkörperchen) und Thrombozytopenie (Blutplättchen).

Thrombozytopenie birgt das Risiko von Blutungen. Die Leukozytopenie hingegen erhöht die Möglichkeit von Infektionen aufgrund der Immunsuppression.

In schweren Fällen kann es zu inneren Blutungen, einem Verlust der Magen-Darm-Motilität und einer schweren Immunsuppression kommen.

4. Endphase

Die kritische Phase der Strahlenkrankheit setzt etwa in der zweiten bis siebten Woche nach der Exposition ein. In dieser Phase kommt es zur Genesung oder zum Tod.

In der Regel führt dies zu einer totalen Knochenmarksaplasie (manifestiert durch Panzytopenie), einem verlängerten Koma, einem Verlust der Motilität des Gastrointestinaltrakts sowie zu spontanen Fehlgeburten und Unfruchtbarkeit.

Die Diagnose ist klinisch und erfolgt durch den Ausschluss anderer Erkrankungen

Wenn es ein vorheriges Expositionsereignis gibt, ist die Diagnose der Strahlenkrankheit eindeutig. Sie kann nach Nuklearunfällen auftreten (was heutzutage sehr selten ist), aber auch als Folge von langwierigen Behandlungen gegen Krebs, wie z. B. Brustkrebs. Darüber hinaus kann sie auch in Arbeitsumgebungen auftreten, in denen mit Kernenergie umgegangen wird.

Wenn verbrennungsähnliche Läsionen auf der Haut auftreten, ohne dass man der Sonne, Chemikalien oder elektrischem Strom ausgesetzt war, sollte man die Strahlenkrankheit vermuten.

Strahlenkrankheit - Radiotherapiegerät
Längere strahlenonkologische Behandlungen können bei bestimmten Patient/innen zu einem Bestrahlungssyndrom führen.

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Es gibt keine spezifische Behandlung für die Strahlenkrankheit

Die Behandlung konzentriert sich auf die Beseitigung der Symptome und muss daher von Fall zu Fall individuell angepasst werden. In der Regel behandelt man Infektionen, Verletzungen und Verbrennungen und sorgt für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Darüber hinaus kommen Antibiotika, Antiemetika und Beruhigungsmittel zum Einsatz.

Wenn das Knochenmark betroffen ist, muss die Behandlung intensiver sein und hämatopoetische linienstimulierende Faktoren enthalten. Denn die Haupttodesursache bei der Strahlenkrankheit sind innere Blutungen aufgrund eines Mangels an Blutplättchen und Infektionen aufgrund eines Mangels an weißen Blutkörperchen.

Plasma- und Bluttransfusionen, chirurgische Eingriffe bei Verbrennungen und in einigen Fällen Protokolle für strahleninduzierte Leukämie können erforderlich sein.

Eine Knochenmarkstransplantation ist eine Möglichkeit. Im Gegensatz dazu gibt es bei Unfruchtbarkeit aufgrund von Funktionsstörungen der Eierstöcke und Hoden keine wirksame Behandlung.

Die Strahlenkrankheit hat Langzeitfolgen

Die Strahlenkrankheit ist sehr selten und tritt vor allem in Extremsituationen auf, z. B. bei einer Kernexplosion oder bei Unfällen in Kernkraftwerken. Es gibt jedoch auch mildere Folgen, die in alltäglichen Situationen auftreten, wie z. B. bei der Krebsbehandlung oder bei der Ausübung bestimmter Tätigkeiten.

Um eine vollständige Strahlenkrankheit mit all ihren Phasen zu erreichen, müsste man in kurzer Zeit das Äquivalent von mehr als 18 000 Röntgenaufnahmen der Brust erhalten.

Die Heilung von Haut und Knochenmark kann Wochen bis Jahre dauern. Außerdem kann die Akkumulation der Strahlenbelastung das Krebsrisiko im Laufe des Lebens erhöhen.

Eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbs zum Beispiel ist in Ordnung. Dennoch ist es immer ratsam, die tägliche Exposition gegenüber jeglicher Art von Strahlung zu überwachen.


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