Schöllkraut: Medizinische Eigenschaften und Kontraindikationen
Das Schöllkraut, wissenschaftlicher Name Chelidonium majus, ist eine mehrjährige Pflanze aus der Familie der Mohngewächse (Papaveraceae), zu der auch der Mohn und der Weihrauch gehören. Es ist auch unter der Bezeichnung “Schwalbe” bekannt, da der Name vom griechischen Wort chelidon abgeleitet ist, das diese Bedeutung hat.
Die Pflanze ist in Europa und im Mittelmeerraum beheimatet. Im Zuge der amerikanischen Kolonialisierung gelangte sie auch auf diesen Kontinent, da die Siedler/innen sie als gutes Mittel gegen Warzen schätzten. Heutzutage kommt sie zu pharmakologischen Zwecken zum Einsatz, aber es gibt Warnungen vor ihren potenziellen Risiken. Schauen wir uns die Eigenschaften und Kontraindikationen von Schöllkraut genauer an.
Eigenschaften von Schöllkraut
Das Schöllkraut (Chelidonium majus) ist nicht zu verwechseln mit dem Scharbockskraut (Ficaria verna, aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculus ficaria)). Es handelt sich um eine mehrjährige Staude, die bis zu 1 m hoch werden kann und auf Wiesen, schattigen und kühlen Plätzen, Schutthalden und alten Mauern wächst.
Die Pflanze hat aufrechte, verzweigte und zerbrechliche Stängel sowie große Blätter (bis zu 30 Zentimeter), die in ovale oder gelappte Segmente unterteilt sind. Ihre besonders gelben Blüten erscheinen in endständigen, doldenförmigen Blütenständen, meist von Mai bis Oktober.
Außerdem bildet sie Früchte aus, die sich in einer länglichen, silikatischen Kapsel befinden, deren Inneres kleine schwarze Samen enthält. Die ganze Pflanze sondert einen charakteristischen orangefarbenen Milchsaft ab, der zu medizinischen Zwecken verwendet wird. Die getrockneten Teile der Oberfläche (Blätter), der Wurzel und des Rhizoms (unterirdischer Stamm) werden ebenfalls pharmakologisch verwendet.
Dennoch sollte man bei der Verwendung Vorsicht walten lassen, da es potenziell toxische Verbindungen enthält.
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Medizinische Eigenschaften von Schöllkraut
In der Vergangenheit verwendete man alle Teile des Schöllkrauts – insbesondere seinen Milchsaft – als Heilmittel für verschiedene Krankheiten und Beschwerden. Äußerlich kam es zur Behandlung von Hautkrankheiten und Augenproblemen zum Einsatz. Innerlich wurde es bei Verdauungs-, Atemwegs- und Entzündungsbeschwerden eingesetzt.
Die Forschung hat festgestellt, dass die Pflanze pharmakologisch wirksame Substanzen enthält, von denen die folgenden hervorstechen:
- Vom Phenanthridin abgeleitete Alkaloide (Chelidonin, Chelerythrin und Sanguinarin)
- Chelidonsäure (Gamma-Pyron-Dicarbonat)
- Isochinolinderivate (Protopin)
- Alpha- und Beta-Allokriptopin
- Berberin
- Coptisin
Die Eigenschaften von C. majus werden derzeit in Form von Extrakten und gereinigten Verbindungen aus der Pflanze genutzt, die in Arzneimitteln und homöopathischen Mitteln enthalten sind. Von der Heimanwendung der Pflanze ist abzuraten.
Und obwohl sein entzündungshemmendes, schmerzlinderndes, krampflösendes, antimikrobielles und antitumorales Potenzial anerkannt ist, wird es wegen des hohen Risikos unerwünschter Wirkungen kontrovers diskutiert. Welche medizinischen Eigenschaften werden ihm zugeschrieben?
Schöllkraut bei Magenverstimmung oder Dyspepsie
Eine der Hauptanwendungen des Schöllkrauts hat mit Verdauungsstörungen zu tun. Insbesondere wird es als Hilfsmittel zur Linderung von Blähungen, Aufstoßen, Übelkeit und anderen Beschwerden im Zusammenhang mit Dyspepsie eingesetzt.
Eine Veröffentlichung im Iranian Red Crescent Medical Journal listet diese Pflanze als potenziellen Verbündeten bei der Behandlung von funktioneller Dyspepsie auf. In der Gruppe, die C. majus einnahm, verbesserten sich die Symptome um 60 %, verglichen mit 27,6 % in der Placebogruppe. Die Behandlungsdauer betrug 6 Wochen.
Eine neuere Studie deutet darauf hin, dass ein spezielles Produkt (Iberogast ®), das Schöllkraut und andere Heilpflanzen (Pfefferminzblätter, deutsche Kamille, Kümmel, Süßholz, Melisse, Engelwurz und Mariendistel) enthält, ein sicheres und gut verträgliches Phytotherapeutikum für Symptome wie die folgenden ist:
- Magenschmerzen
- Saurem Reflux
- Übelkeit
- Erbrechen
Als homöopathisches Mittel scheint Schöllkraut bei funktioneller Dyspepsie und Reizdarmsyndrom hilfreich zu sein. Dennoch bedarf es umfassenderer Studien.
Die Pflanze ist nicht zum oralen Verzehr geeignet, es sei denn, die Einnahme erfolgt in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu diesem Zweck.
Virale Warzen
Der milchige Saft des Schöllkrauts (d. h. sein orangefarbener Milchsaft) kommt in der Volksmedizin und der Homöopathie als Hilfsmittel zur leichteren Entfernung von Viruswarzen zum Einsatz. Wirkt er?
In einem Bericht, der im International Journal of Environmental Research and Public Health veröffentlicht wurde, heißt es, dass der Saft von Chelidonium majus ein therapeutisches Potenzial gegen Hautwarzen besitzt.
Bei äußerlicher Anwendung ist es sicher. Trotzdem brauchen wir mehr Studien, um zu wissen, ob es Auswirkungen aufgrund der transdermalen Absorption gibt.
In einem weiteren Forschungsbericht im International Journal of Molecular Sciences heißt es, dass die Alkaloide und Proteine im Milchsaft von C. majus antivirale Eigenschaften haben, die gegen das humane Papillomavirus (HPV) wirken, eine häufige Ursache für Warzen.
Andere medizinische Anwendungen
Aufgrund seiner Konzentration an Wirkstoffen, darunter Alkaloide, scheint das Schöllkraut auch andere gesundheitliche Wirkungen zu haben. Die Beweise für diese Anwendungen sind jedoch unzureichend und es ist ein Thema, das aufgrund der Risiken bei der Einnahme der Pflanze immer noch diskutiert wird.
Nach Informationen aus einem Kapitel des Buches Meyler’s Side Effects of Drugs sind andere traditionelle Anwendungen von Chelidonium majus folgende:
- Ringelflechte
- Asthma
- Gelbsucht
- Keuchhusten
- Bronchitis
- Schwielen
- Gallensteine
Darüber hinaus scheint die Pflanze unter anderem gegen unregelmäßige Menstruation, Bluthochdruck, Appetitlosigkeit und Zahnschmerzen zu wirken. Allerdings ist aufgrund fehlender Beweise in all diesen Fällen Vorsicht geboten.
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Risiken und Kontraindikationen von Schöllkraut
Aufgrund des hohen Alkaloidgehalts solltest du Schöllkraut nicht konsumieren. Die handwerkliche Verwendung der Pflanze ist nicht sicher, da sie offenbar Leberschäden verursacht. Daher rührt auch die Kontroverse um die Pflanze, denn früher glaubte man, dass sie lebergesundheitsfördernd sei.
Obwohl die Anwendung von Schöllkrautlatex bei Warzen sicher zu sein scheint, kann er bei manchen Menschen allergische Hautausschläge hervorrufen. Wenn dies der Fall ist, spüle mit viel Wasser nach und stelle die Anwendung ein.
Da es keine verlässlichen Informationen über die Sicherheit der Pflanze gibt, solltest du die Pflanze und ihre Derivate in den folgenden Fällen nicht anwenden:
- Kleine Kinder
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Autoimmunkrankheiten wie Multiple Sklerose (MS), Lupus (systemischer Lupus erythematosus, SLE) und rheumatoide Arthritis (RA)
- Lebererkrankungen, einschließlich Hepatitis
- Verstopfung der Gallenwege
Gleichzeitig darf die Pflanze nicht gleichzeitig mit Medikamenten eingenommen werden, die das Risiko von Leberschäden erhöhen, wie z.B. Paracetamol, Amiodaron, Carbamazepin, Fluconazol, Erythromycin und Lovastatin.
Was sollte man über Schöllkraut wissen?
In der traditionellen Medizin wird Schöllkraut schon lange zur Behandlung von Hautproblemen, Verdauungsbeschwerden und einigen Schmerzen eingesetzt. Nach mehreren Untersuchungen stellten Forscher/innen fest, dass es Potenzial gegen Dyspepsie und Hautwarzen hat.
Trotzdem weisen mehrere Berichte darauf hin, dass sein hoher Gehalt an Alkaloiden zu toxischen Wirkungen führen kann, vor allem auf hepatischer Ebene. Aus diesem Grund raten Forscherinnen und Forscher davon ab, die Pflanze zu Hause zu konsumieren. Bei der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, die diese Pflanze enthalten, solltest du vorher einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren.
Was die äußerliche Anwendung des Milchsaftes angeht, so ist er Berichten zufolge in der Regel sicher und wird von den Menschen gut vertragen, wenn er auf Warzen und Schwielen aufgetragen wird. Trotzdem solltest du vor der Anwendung einen kleinen Test machen. Wenn du nach dem Auftragen des Mittels keine allergischen Reaktionen verspürst, kannst du es ohne Probleme verwenden.
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