Chronische Unzufriedenheit: Was ist das und wie kann man sie überwinden?

Chronische Unzufriedenheit kann zu einem Hindernis für das emotionale Wohlbefinden werden. Wie kommt es dazu? Was sind die Risiken? In diesem Artikel erfährst du alles darüber.
Chronische Unzufriedenheit: Was ist das und wie kann man sie überwinden?
Andrés Carrillo

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Andrés Carrillo.

Geschrieben von Andrés Carrillo

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Um chronische Unzufriedenheit zu verstehen, muss man sich zunächst der Persönlichkeitsmerkmale bewusst sein, die sie verursachen können . Falsche Erwartungen und starres Denken führen dazu, dass Menschen mit ihren Leistungen oder ihrem Leben unzufrieden sind.

Wenn man keine Zufriedenheit mit den eigenen Handlungen empfinden kann, beeinträchtigt dies auch das eigene Selbstwertgefühl. Eine extreme Anspruchshaltung gegenüber sich selbst ist unter keinen Umständen positiv, denn zu viel von allem ist grundsätzlich schädlich.

Im Allgemeinen sind das Umfeld und der Erziehungsstil für dieses Verhalten verantwortlich. Aber es gibt verschiedene Methoden und Möglichkeiten, die dabei helfen, ein derartiges Fehlverhalten zu überwinden. Im Folgenden sehen wir uns genauer an, was chronische Unzufriedenheit ist und wie man einen Mangel an Wertschätzung für die eigenen Leistungen überwinden kann.

Was ist chronische Unzufriedenheit?

Die Frage, was chronische Unzufriedenheit ist, möchten wir mit Hilfe eines Beispiels beantworten.

Stelle dir eine Person vor, die ein friedliches Leben mit Freunden und einem stabilen Job führt, in dem sie geschätzt wird und sich guter Gesundheit erfreut. Trotzdem ist sie nicht in der Lage, sich auf diese Dinge zu konzentrieren. Im Gegenteil, diese Person ist ständig unzufrieden.

Die Unzufriedenheit wird chronisch, wenn man die positiven Dinge, die man hat und die einen umgeben, nicht wertschätzen kann, weil man zu sehr damit beschäftigt ist, sich über die schlechten und negativen Aspekte zu beklagen. Das sind sehr schädliche kognitive Verzerrungen.

Natürlich ist es nicht falsch, die Dinge, mit denen du unzufrieden bist, verbessern zu wollen. Allerdings musst du darauf achten, dass solche Bestrebungen deiner psychischen Gesundheit nicht schaden. Wer nach Perfektion strebt , entscheidet sich gleichzeitig auch für eine lebenslange Frustration.

Chronische Unzufriedenheit - verzweifelter Mann
Chronische Unzufriedenheit hindert dich daran, die guten Dinge um dich herum zu sehen. Sie führt dazu, dass du dich nur auf die negativen Dinge konzentrierst, die dir widerfahren oder dich umgeben.

Ebenfalls interessant: Gelassen leben – so gelingt es

Wie entsteht chronische Unzufriedenheit?

Nonkonformität ist etwas, das wir alle von den frühesten Entwicklungsstadien an lernen. Der Erziehungsstil der Eltern beeinflusst die Persönlichkeitsbildung. Wer in einem dysfunktionalen Umfeld aufgewachsen ist, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener Anpassungs- und Bewältigungsprobleme zu haben.

Wenn Eltern übermäßig fordernd sind, wachsen Kinder mit Unsicherheiten auf. Wenn ständig Druck ausgeübt wird, kann sich kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln. Die Folge ist, dass junge Menschen in dem Glauben aufwachsen, nicht zu genügen. Diese Glaubenssätze können im Erwachsenenalter mitunter zur Entwicklung von Neurosen führen.

Das permanente Streben nach Perfektion führt früher oder später zu einer emotionalen und körperlichen Erschöpfung . Es ist anstrengend, so zu tun, als ob alles, was man tut, perfekt und besonders wäre. Für nicht angemessen angepasste Menschen ist keine Tätigkeit einfach; sie können Stunden damit verbringen, ihren Kleiderschrank aufzuräumen – und sind dennoch nie mit dem Resultat zufrieden.

Die Vorteile einer gewissen Unzufriedenheit

Unzufriedenheit mit etwas, das wir besser machen können, ist kein Problem. Im Gegenteil, es ist sogar positiv, wenn du erkennst, dass du dich in irgendeiner Hinsicht verbessern kannst. So gesehen kann Unzufriedenheit dich in gewisser Weise sogar stärken. Allerdings gilt dies nur, solange du keine unrealistischen Erwartungen an dich selbst stellst. Wenn dir das gelingt, kannst du dich zu einer besseren Version deiner selbst entwickeln.

Einige spezifische Vorteile der Nicht-Zufriedenheit mit sich selbst sind die Suche nach neuen Erkenntnissen und kontrollierten Herausforderungen. Um sich in irgendetwas zu verbessern, muss man aus seiner Komfortzone herauskommen. Dies ist zweifellos ein Schritt zur persönlichen Entwicklung und zur Förderung des Selbstwertgefühls.

Risiken, die mit chronischer Unzufriedenheit einhergehen

Chronische Unzufriedenheit führt zu starkem Unbehagen im Leben. In extremen Fällen werden Menschen depressiv, weil sie sich nie gut genug fühlen. Weitere Risiken des Strebens nach Perfektion sind u.a. die folgenden:

  • Geringe Frustrationstoleranz. Selbst kleinste Fehler nicht zu tolerieren, ist eines der charakteristischsten Risiken in diesen Fällen. Es tritt auf, wenn kleine Fehler unverhältnismäßig große Unannehmlichkeiten verursachen.
  • Problematische zwischenmenschliche Beziehungen. Die Menschen in deinem Umfeld fühlen sich vielleicht unwohl mit deinem nicht konformen und unangepassten Verhalten. Manche Freunde distanzieren sich sogar von dir, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Wie kannst du deine Unzufriedenheit überwinden?

Ob du es glaubst oder nicht, es ist möglich, mit dem, was du erreichst, zufrieden zu sein! In dem Maße, in dem sich dein Selbstwertgefühl verbessert, passt sich auch das Niveau der eigenen Ansprüche an. Hier ist eine Liste mit Tipps zur Überwindung von Unzufriedenheit.

1. Setze dir realistische Ziele

Realistische Ziele helfen, deine Ziele zu erreichen. Das heißt, wenn du etwas erreichen willst, stellst du am besten sicher, dass du dies auch schaffen kannst. Du musst eine objektive Einschätzung deiner Möglichkeiten vornehmen und die Ressourcen berücksichtigen, die dir zur Verfügung stehen.

Dieser Artikel wird dir bestimmt gefallen: Erfolg – was ist das eigentlich?

2. Akzeptiere dich so, wie du bist

Alle Menschen sind unterschiedlich. Natürlich sind manche in bestimmten Dingen besser als andere. Es geht darum, die eigenen Tugenden und Schwächen zu akzeptieren. Akzeptanz bedeutet nicht, dass du dich anpasst, sondern dass du verstehst, dass du dich für manche Dinge mehr anstrengen musst als andere Menschen. Außerdem musst du lernen, fair und realistisch mit dir selbst zu sein.

3. Externale versus internale Kontrollüberzeugung

Die Kontrollüberzeugung ist der Grad der Kontrolle, den du über dein Handeln hast und übernimmst. Wenn ein Mensch eine externale Kontrollüberzeugung hat, bedeutet das, dass er die Verantwortung für das, was ihm widerfährt, nicht übernimmt. Wenn jemand zum Beispiel unpünktlich ist, sucht er/sie nach Ausreden, um nicht die Verantwortung für die eigene Verspätung zu übernehmen.

Im Gegensatz dazu übernehmen Menschen mit einer internalen Kontrollüberzeugung die Verantwortung für die Folgen ihres Handelns. Wenn du dir bewusst bist, dass du die Ereignisse beeinflussen kannst, führt dies folglich zu mehr Zufriedenheit, wenn du deine Aufgaben oder Dinge gut erledigst. Das bedeutet, dass du zufrieden bist, wenn du weißt, dass deine Bemühungen Früchte tragen.

Chronische Unzufriedenheit - zufriedene Frau
Um keine Unzufriedenheit mehr zu empfinden, musst du ein gesundes Selbstwertgefühl kultivieren. Auf diese Weise kannst du deine Stärken, Fähigkeiten und Tugenden erkennen und eine aktivere Rolle in jeder Situation übernehmen.

Chronische Unzufriedenheit verhindern

Wie du gesehen hast, ist Unzufriedenheit ein natürlicher Teil des Lebens und sie lässt sich nicht vollständig vermeiden oder verhindern. Was du jedoch verhindern kannst, ist, dass sie chronisch wird. Die Prävention basiert auf der Vermeidung von Polaritäten; nicht alles ist völlig negativ. Du musst dir bewusst machen, dass du auch aus deinen Fehlern lernen kannst.

Die irrationale Vorstellung, dass man nie gut genug ist, lässt sich überwinden. Allerdings musst du dazu deine vorgefasste Einstellung zu Fehlern ändern. Das Ziel besteht darin, Zufriedenheit mit der Reise zu empfinden, auf der wir uns alle befinden. Darüber hinaus solltest du eine Dankbarkeit für das entwickeln, was du auf deinem persönlichen Weg lernst.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Londoño, N. A., Vargas, C. Á., Bustamante, P. L., & Gómez, S. P. (2005). Distorsiones cognitivas asociadas al trastorno de ansiedad generalizada. Informes psicológicos7, 123-136.
  • Veenhoven, R. (1994). El estudio de la satisfacción con la vida. Intervención psicosocial3, 87-116.
  • Heinström, J. (2010). Locus of control. In From Fear to Flow (pp. 133–138). Elsevier. https://doi.org/10.1016/b978-1-84334-513-8.50011-x

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.