Wissenswertes über Schwangerschaftsdemenz
Viele Frauen beschweren sich in der Schwangerschaft oder machen sich Sorgen, da sie oft vergesslich sind. Doch eine Schwangerschaftsdemenz oder Stilldemenz ist ganz normal. Im Englischen Sprachraum spricht man von “Pregnancy brain” oder “Momnesia”. Doch es handelt sich nicht um eine tatsächliche Demenz, bei der Nervenzellen absterben, sondern nur um einen vorübergehenden Zustand.
Aus verschiedenen Studien, unter denen sich eine Forschungsarbeit befindet, die in der Zeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht wurde, geht hervor, dass während der Schwangerschaft verschiedene Veränderungen im Gehirn der werdenden Mütter stattfinden.
Diese strukturellen Veränderungen bleiben auch noch die ersten zwei Jahren nach der Entbindung vorhanden. Wir schauen uns in unserem heutigen Beitrag etwas genauer an, warum viele Frauen in dieser Zeit vergesslicher als sonst sind.
Schwangerschaftsdemenz: Was ist das?
Viele schwangere Frauen sind in dieser Zeit zerstreut und haben Probleme mit dem Gedächtnis. Sie verlieren das Handy, verlegen die Schlüssel oder vergessen, im Lebensmittelgeschäft etwas zu kaufen oder den Herd abzuschalten. Es fällt ihnen auch schwieriger, sich an Termine zu erinnern. Doch dies ist insbesondere im zweiten und dritten Schwangerschaftsabschnitt ganz normal.
Der Ausdruck Schwangerschaftsdemenz ist ungünstig gewählt, denn es handelt sich nur um einen vorübergehenden Zustand der Vergesslichkeit.
Doch woran liegt das? Die Ausdrücke Schwangerschaftsdemenz oder “Momnesia” wurden nicht von der Wissenschaft geprägt. Doch Experten wissen, dass es zu Gedächtnisproblemen kommen kann, da sich der Hormonhaushalt während der Schwangerschaft verändert. Dazu kommen oft Schlafprobleme und Sorgen, ob wohl alles gut gehen wird und darüber hinaus sind plötzlich völlig andere Themen wichtig und beschäftigen die Gedanken.
Nach der Geburt des Kindes sind Mütter in der Regel erschöpft, was auch zu kleinen Gedächtnislücken beitragen könnte.
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Schwangerschaftsdemenz: Weniger graue Zellen in der Schwangerschaft?
Aus einer Studie der Universität von Deakin (Australien), die im Medical Journal of Australia veröffentlicht wurde, geht hervor, dass sich die graue Substanz während der Schwangerschaft in bestimmten Bereichen reduziert. Die Forscher untersuchten 20 Studien und verglichen die kognitiven Funiktionen von 709 schwangeren Frauen mit 521 nicht schwangeren Frauen.
Die Ergebnisse zeigen, dass bei schwangeren Frauen kognitive Funktionen und das Gedächtnis im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen schlechter funktionieren. Doch es sind weitere Forschungen auf diesem Gebiet notwendig, um tatsächlich von einer Schwangerschaftsdemenz sprechen zu können.
Vergesslichkeit der frischgebackenen Mutter
Weitere Forschungen sind notwendig, um mehr über die Schwangerschaftsdemenz herauszufinden. Doch eine Studie von 2010 legt nahe, dass hormonelle Veränderungen der werdenden Mutter für die Gedächtnislücken verantwortlich sind.
Diese Hormonveränderungen helfen der werdenden Mutter, sich an die neuen Herausforderungen anzupassen und ermöglichen es dadurch dem Baby, gesund zu bleiben. Das Gehirn soll dabei schwache neuronale Verbindungen eliminieren, um sich auf die tatsächlich wichtigen zu konzentrieren: die emotionalen Verbindungen und die Antwort auf die Bedürfnisse des Babys.
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Wie wirkt sich die Schwangerschaftsdemenz aus?
Zwar ist die Schwangerschaftsdemenz noch nicht ausreichend erforscht, doch viele Frauen leiden daran. Aus einer weiteren Studie geht hervor, dass schwangere Frauen insbesondere bei bestimmten Aufgaben größere Schwierigkeiten haben. Konkret handelt es sich dabei um Dinge, für die das räumliche Gedächtnis notwendig ist.
Die Vergesslichkeit steht mit dem veränderten Hormonspiegel der werdenden Mutter im Zusammenhang, wobei insbesondere Prolactin und Progesteron dafür verantwortlich sind. Es ergeben sich deshalb im Alltag häufig Probleme, die mit dem räumlichen Gedächtnis zusammenhängen. Ein paar typische Beispiele sind:
- Die werdende Mutter wäscht die Wäsche, vergisst jedoch, sie danach aufzuhängen.
- Sie öffnet die Tür und lässt die Schlüssel außen stecken.
- Die schwangere Frau geht einkaufen, kann sich jedoch nicht mehr daran erinnern, was sie wollte.
- Sie vergisst das Essen im Backrohr oder in der Mikrowelle.
- Die werdende Mutter möchte etwas tun, vergisst das jedoch wieder, bevor es dazu kommt.
Was kann man gegen Schwangerschaftsdemenz tun?
Wenn du dich in der Schwangerschaft sehr vergesslich fühlst, mach dir keine Sorgen! Den meisten Frauen passiert das, doch es handelt sich nur um einen vorübergehenden Zustand. Wir haben ein paar Tipps für dich, um dagegen anzukämpfen:
- Schreib dir wichtige Daten auf und gehe nicht ohne Einkaufszettel in das Lebensmittelgeschäft!
- Bitte um Unterstützung, damit du nicht alles alleine tun musst.
- Nimm dir Zeit für Erholung! Deine Gesundheit und die deines Kindes stehen jetzt an erster Stelle. Lass dir helfen und gönne dir ausreichend Ruhe.
- Gönne dir auch Zeit für dich selbst: Wenn du bereits Mutter bis und an Stilldemenz leidest, lass dir von deinem Partner bei der Babypflege helfen und nimm dir auch Zeit für dich selbst. Du kannst ab und zu Dinge alleine unternehmen, die dir Spaß machen.
- Auch Sport ist wichtig!
- Du kannst dich mit Puzzles oder Gedächtnisspielen unterhalten.
- Achte auf eine gesunde, ausgeglichene Ernährung. Dein Gehirn benötigt jetzt besonders viele Nährstoffe, damit es richtig funktionieren kann.
Vergesslichkeit in der Schwangerschaft und Stillzeit ist bis zu einem gewissen Maße ganz normal. Du musst dir darüber keine Sorgen machen, denn spätestens nach der Stillzeit wird sich alles wieder normalisieren. Solltest du jedoch ungewöhnliche Anzeichen beobachten oder dich auch extrem traurig und antriebslos fühlen, solltest du dich unbedingt von deinem Arzt untersuchen und beraten lassen.
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