Wie sich Lärm auf den Gemütszustand auswirkt
Wissenschaftler konnten in den letzten Jahren belegen, dass sich Lärm negativ auf den Gemütszustand auswirkt. Natürlich kann durch Lärm auch Schwerhörigkeit entstehen, die wiederum verschiedene Schwierigkeiten und psychologische Auswirkungen zur Folge hat.
Lärm stimuliert das Gehirn auf sehr aggressive Weise. Denn Hupen, Sirenensignale, Klingelgeräusche und ähnliche Laute werden vom Gehirn als Alarmsingal interpretiert und deshalb reagiert es auch entsprechend. Das Ergebnis ist mehr Stress und in der Folge auch schlechtere Laune.
Andererseits führt Lärm zu einer Überstimulierung des Gehirns. Meist ist die Lärmbelästigung tagsüber vorhanden, während wir unseren Tätigkeiten nachgehen. Wir müssen also gleichzeitig verschiedenste Reize verarbeiten, was die kognitive Leistung negativ beeinflusst. Auch deshalb wirkt sich der Lärm auf den Gemütszustand aus.
So wirkt sich Lärm auf den Gemütszustand aus
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschränkt die maximale Lärmbelastung auf 65 Dezibel. Alles was darüber liegt, wirkt sich negativ auf das Sozialverhalten aus. Die Auswirkungen machen sich besonders stark durch Nervosität, Reizbarkeit und das Gefühl der Hilflosigkeit bemerkbar.
Aus den verfügbaren Daten geht außerdem hervor, dass sieben von zehn Personen sich bei Lärm nicht konzentrieren können. Die Lärmbelastung hat also auch negative Wirkungen auf die Aufmerksamkeit und kann langfristig sogar zu Gedächtnis- und Lernstörungen führen. Sehr viele Menschen sind durch einen erhöhten Lärmpegel schlechter Laune.
Außerdem wirkt sich die Lärmbelastung nicht nur auf den Gemütszustand, sondern auch auf die nächtliche Erholung aus. Wir benötigen eine ruhige Umgebung, um in der Nacht einen erholsamen Schlaf zu erreichen. Wenn dies nicht gegeben ist, treten häufig Schlafstörungen oder -unterbrechungen auf. Dadurch ergeben sich wiederum verschiedenste physische und psychologische Konsequenzen.
Die akustische Architektur
Die akustische Architektur beeinflusst die Art und Weise, wie Lärm unseren Gemütszustand beeinflusst. Die Wissenschaft konnte zum Beispiel erkennen, dass die akustischen Eigenschaften einer Wohnung oder eines Gebäudes in direkter Weise die Emotionen eines Menschen beeinflussen.
Experten auf diesem Gebiet weisen darauf hin, dass die Bauweise einer Struktur für ihre akustischen Eigenschaften ausschlaggebend ist und diese wiederum die Gemütsverfassung eines Menschen direkt beeinflussen. Die akustische Architektur hängt mit dem Design eines Bauwerkes und auch mit den dafür verwendeten Materialien zusammen.
Trevor Cox, Ingenieur für Akustik an der Universität Salford in Manchester (Großbritannien), ist ein Experte auf diesem Gebiet. Er weist darauf hin, dass Strukturen wie die Kirche Hagia Sophia in der Türkei eine ästhetische Akustik haben. Das bedeutet, dass man bereits beim Betreten das Gefühl des Friedens und der Spiritualität experimentiert.
Eine Studie zu diesem Thema hat gezeigt, dass das Hören eines Tones mit einer Frequenz von 110 Hz die Aktivität im Sprachzentrum reduziert. Gleichzeitig aktivieren sich die Gehirnbereiche der Abstraktion und Kreativität.
Musik und Gemütszustand
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Der Einfluss der verschiedenen Geräusche auf unsere Gemütsverfassung ist so entscheidend, dass es bereits einen eigenen Forschungszweig gibt. Aus einer Studie, die an den Universitäten Bari (Italien) und Helsinki (Finnland) durchgeführt wurde, geht hervor, dass Musik die Biochemie der Emotionen verändert.
In der Fachzeitschrift Nature wurde ebenfalls eine sehr interessante Studie veröffentlicht. Darin konnten bei der musikalischen Stimulation Veränderungen der Dopaminrezeptoren beobachtet werden. Diese Studie ist eine erste Annäherung, um pharmakologische Behandlungen zu entwickeln, mit denen Störungen des Gemütszustands verbessert werden können.
Es kommen bereits Musiktherapien mit Patienten, die an Alzheimer oder Parkinson leiden, mit guten Resultaten zum Einsatz. Wenn die Musik so wirksam ist, können wir uns vorstellen, dass auch Lärm die emotionale Verfassung stark beeinflusst.
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Lärm: Vorsorge und Empfehlungen
In großen Städten stellt die akustische Kontamination ein erhebliches Problem dar. Am besten wäre es, wenn jeder im Alltag versuchen würde, den Lärmpegel zu reduzieren. Viele freiwillige Aktionen, wie zum Beispiel auf die Hupe zu verzichten, wenn es nicht wirklich nötig ist, laute Musik zu vermeiden oder beim Sprechen die Lautstärke zu reduzieren, können einen kleinen Beitrag leisten.
Darüber hinaus sind Schallmaßnahmen und Schutzelemente wichtig, um uns vor der übermäßigen Lärmbelastung zu bewahren. Menschen, die zum Beispiel in einem lauten Umfeld arbeiten, das nicht kontrolliert werden kann, müssen Gehörschutz tragen. Außerdem ist es für uns alle wichtig, uns regelmäßig Ruhe zu gönnen und die Stille zu genießen.
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