Warum Stress den Appetit steigert
Ein großer Prozentsatz der Bevölkerung ist heute von Stress betroffen. Arbeitsüberlastung, zu viele Reize oder Schwierigkeiten, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, können zu Stress führen, und Stress steigert den Appetit.
Evolutionär gesehen sind wir daran gewöhnt, bestimmte Stressmomente zu erleben, denn das hat unserer Spezies geholfen zu überleben. Es gibt jedoch eine große Diskrepanz zwischen dem Design, das wir haben, und dem, was wir tatsächlich erleben.
Das Leben in einer stressigen Zeit ist nicht dasselbe wie das Leben unter Stress. Ersteres ist normal, unerwartet und durch die Umwelt verursacht. Das zweite, das Leben unter Stress, ist schädlich, bewusst herbeigeführt und etwas, das wir selbst verursachen, weil es uns zur Gewohnheit geworden ist und wir nicht wissen, wie wir anders leben sollen.
Bernardo Stamateas, Toxische Gefühle
Vom periodischen Stress zum chronischen Stress
Täglicher Stress wird chronisch und beeinträchtigt deine Gesundheit in vielerlei Hinsicht:
- Er begünstigt Bluthochdruck und Allergien.
- Schmerzen nehmen zu.
- Stress führt zu Angstzuständen, Schlaflosigkeit oder Depressionen.
Einer der Faktoren, die am meisten betroffen sind, wenn wir gestresst sind, ist der Appetit. Manche Menschen können unter Stress nicht essen, andere wiederum können nicht aufhören zu essen.
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Der Zusammenhang zwischen ungesundem Essen und Stress
Wenn wir gestresst sind, neigen viele von uns dazu, mehr zu essen. Darüber hinaus sind die Lebensmittel, die unsere Ängste lindern, meist nicht gesund.
Eine 2006 in der Zeitschrift Physiology and Behavior veröffentlichte Studie zeigte, dass Menschen unter Stress eher zu ungesunden, fettreichen Lebensmitteln wie Schokolade greifen, als zu gesunden, fettarmen Lebensmitteln wie beispielsweise Weintrauben.
Ein anderes Experiment derselben Autoren zeigte, dass mehr Frauen als Männer ihre Nahrungsaufnahme deutlich erhöhten, wenn sie gestresst waren, insbesondere wenn sie bereits eine Diät zur Gewichtsabnahme durchführten.
In vielen Fällen ist dieses Verhalten eine Reaktion auf das, was wir als emotionalen Hunger kennen. Dabei handelt es sich um eine Art von Hunger, der dazu führt, dass wir zwanghaft leckere Lebensmittel essen, um unangenehme Empfindungen und Gefühle wie Stress, Traurigkeit, Wut oder Einsamkeit zu beruhigen.
Aber warum steigert Stress den Appetit? Mit dieser Frage werden wir uns nachfolgend befassen.
Warum Stress den Appetit steigert: Die physiologischen Einflussfaktoren
Laut einer Studie, die 2007 in der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology veröffentlicht wurde, kann ein Überschuss an Cortisol dazu führen, dass du ungesunde Lebensmittel isst. Es ist eines der Hormone, die wir am meisten ausschütten, wenn wir gestresst sind.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2009 in der Zeitschrift Trends in Endocrinology and Metabolism zeigt, wie Stress die Ausschüttung von Glukokortikoiden bewirkt, die das Verlangen nach Essen steigern. Außerdem erhöht er die Insulinausschüttung, was dazu führen kann, dass du mehr isst und Übergewicht bekommst.
Lebensmittel, die reich an Zucker und ungesunden Fetten sind, reduzieren also die Stressreaktion. Der negative Effekt ist, dass die Gewohnheit, sich schlecht zu ernähren, dadurch verstärkt wird. Daher betonen die Experten, wie wichtig es ist, den Patienten Techniken beizubringen, mit denen sie lernen, ihre Gefühle zu erkennen und ihre Reaktionsmuster in Bezug auf übermäßiges Essen zu ändern.
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Was kannst du tun, um zu verhindern, dass Stress den Appetit steigert?
Hier sind einige Tipps, die dazu beitragen können, stressbedingte Heißhungerattacken zu vermeiden:
- Lerne, auf das zu hören, was dein Körper dir sagt: Es ist wichtig, Hunger von Emotionen unterscheiden zu können und entsprechend zu handeln.
- Iss gesunde, sättigende Lebensmittel: Wenn du ausreichend gesunde und vollwertige Lebensmittel isst und genügend Kohlenhydrate, Proteine und Fette zu dir nimmst, fällt es dir viel leichter, Heißhunger zu verhindern.
- Vermeide es, ungesundes Essen zu Hause zu haben: Der beste Weg, sich nicht mit ultra-verarbeiteten Lebensmitteln vollzustopfen, besteht darin, keinen Zugang dazu zu haben.
- Ersetze ungesunde Lebensmittel durch gesunde Snacks: Wenn du dich sehr gestresst fühlst und das Essen nicht vermeiden kannst, iss zumindest Lebensmittel, die deinem Körper Nährstoffe liefern.
- Ersetze Essattacken durch ein anderes Verhalten: Zwanghaftes Essen kann zur Gewohnheit werden, aber Gewohnheiten kann man ändern. Anstatt zu essen, kannst du spazieren gehen, einen Freund anrufen oder Zeit mit deinen Haustieren verbringen.
- Analysiere, was passiert: Übermäßiges Essen ist häufig eine Reaktion, um unangenehme Gefühle zu vermeiden. Wenn du diese erkennst, wird dir das dabei helfen, dein Problem zu lösen.
- Schaffe Raum für deine Gefühle: Wenn du fühlst, was du fühlen musst, ist dies ein weiterer wichtiger Schritt, um deinen Stress zu überwinden.
- Denke langfristig: Wenn wir uns überessen, ist es leicht, sich nur auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren. Deshalb ist es wichtig, an die Folgen unseres Handelns zu denken.
- Bleibe rational: Wenn wir überlastet sind, werden wir oft von Gefühlen überwältigt. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir rational denken, um unser Verhalten zu regulieren.
- Übe dich in Akzeptanz: Dauerhaft gestresst zu sein, versetzt dich in einen ständigen Kampf zwischen dem, was passiert, und dem, was du dir wünschst. Um ein Problem zu lösen, muss man die Situation akzeptieren, in der man sich befindet.
Abschließende Empfehlungen zur Appetitkontrolle bei Stress
Übermäßiger Appetit, Gewichtszunahme und stressbedingte Fettleibigkeit sind die Folgen, nicht die Ursache. Deshalb ist es wichtig, dass du versuchst, besser zu essen. Darüber hinaus solltest du herausfinden, was dich immer wieder zu diesem Verhalten veranlasst.
Jetzt weißt du, warum Stress den Appetit steigert. Wenn du verstehst, was deinen chronischen Stress auslöst, kannst du damit beginnen, dein problematisches Essverhalten zu verändern. Wenn du die Antwort nicht kennst oder nicht weißt, wie du mit Stress umgehen sollst, ist es am besten, wenn du einen Psychologen um Hilfe bittest.
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