Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS
Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche und degenerative Krankheit, die das zentrale Nervensystem (ZNS) betrifft. Derzeit gibt es keine Heilung. Allerdings schlagen einige Experten verschiedene Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS vor, da die Einnahme die Lebensqualität der Patienten verbessern könnte.
Bei dieser chronischen Erkrankung ist die Myelinscheide der Neuronen betroffen, wodurch die Nervenübertragung beeinträchtigt wird. Die Symptome sind die Folge der geschädigten Fasern und umfassen motorische, visuelle, kognitive und emotionale Veränderungen. Die körperlichen Manifestationen treten in Schüben auf. Dies führt zu einer fortschreitenden Schädigung, die zu Behinderungen führt.
Können Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS hilfreich sein? In diesem Artikel erfährst du, was die Wissenschaft dazu sagt.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Sonnenexposition und MS?
Die Prävalenz der Multiplen Sklerose scheint mit den geografischen Breitengraden zu variieren. Die Weltbevölkerung wurde in drei verschiedene Zonen mit hohem, mittlerem und niedrigem Risiko eingeteilt. Diese Zonen werden durch ihre Nähe zum Äquator bestimmt.
So haben die Breitengrade, die am weitesten vom Äquator entfernt sind, die höchste Prävalenz. Man nimmt an, dass dieses Phänomen durch die geringere Sonneneinstrahlung in diesen Gebieten verursacht wird. Diese Hypothese besagt, dass die geringe Menge an ultravioletten (UV-)Strahlen zu einem Vitamin-D-Defizit führt, das das MS-Risiko erhöht.
Allerdings gibt es in der Forschung unterschiedliche Ergebnisse, da nicht alle Patienten mit Multipler Sklerose einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel haben. Tatsächlich kann auch bei Menschen, die als gesund gelten, ein Defizit bestehen, ohne dass dies ein erhöhtes MS-Risiko bedeutet.
Die höchste Prävalenz wird in Entwicklungsländern beobachtet, wo diagnostische Untersuchungen nur in begrenztem Umfang möglich sind.
Vitamin D und Multiple Sklerose
Vitamin D ist an vielen Funktionen beteiligt. Manchmal wird ein Vitamin-D-Mangel mit Erkrankungen des Bewegungsapparats in Verbindung gebracht. Inzwischen wurden jedoch in mehreren Zellen nukleare Vitamin-D-Rezeptoren gefunden. Diese Erkenntnis untermauert seine Bedeutung in anderen Körperbereichen.
Das zentrale Nervensystem ist einer dieser Bereiche, in denen sich Vitamin-D-Rezeptoren befinden. Daher geht man davon aus, dass dieses Molekül auf dieser Ebene Auswirkungen hat.
Ebenso wurden Funktionen bei der Regulierung des Immunsystems durch Vitamin D mit Multipler Sklerose in Verbindung gebracht. Und Multiple Sklerose hat eine Autoimmunkomponente, die den Entzündungsprozess auslöst, der zu Myelinschäden führt.
Aus diesem Grund empfehlen einige Forschungsarbeiten eine Vitamin-D-Supplementierung bei Patienten mit Multipler Sklerose. Allerdings ist die optimale Dosis noch nicht geklärt, da es noch nicht einmal einen Konsens über die ideale Blutkonzentration in der Allgemeinbevölkerung gibt.
Kann Vitamin D das Risiko für Multiple Sklerose verringern?
Außerdem vermutet man, dass bei schwangeren Frauen ein Vitamin-D-Mangel während des intrauterinen Lebens mit einem erhöhten MS-Risiko für den Fötus verbunden sein könnte. Daher wäre die Aufnahme von Vitamin D in die Liste der Nahrungsergänzungsmittel, die Frauen als Präventivmaßnahme während der Schwangerschaft einnehmen sollten, durchaus eine Überlegung wert.
Fettsäuren und MS
Neben Vitamin D wollen wir auch die Wirkung von mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie Omega-3, auf das Fortschreiten der Krankheit untersuchen. Diese Verbindungen sind an mehreren Funktionen beteiligt, unter anderem an der Neuroprotektion und der Immunmodulation.
Daher könnte ihre Supplementierung bei neurodegenerativen Erkrankungen nützlich sein.
Allerdings sind die momentan verfügbaren Informationen zu diesem Thema begrenzt. Daher sind noch weitere Langzeitstudien erforderlich. Ziel ist es, diese schützenden Wirkungen zu klären.
Eine Ernährung, die reich an fettem Fisch ist, der Hauptquelle für Omega-3, ist generell für die Allgemeinbevölkerung empfehlenswert. Der Grund dafür sind die gesundheitlichen Vorteile, die sie für verschiedene Systeme des menschlichen Körpers haben. Deshalb ist es besser, diese Lebensmittel in die Ernährung einzubeziehen, als auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen, die sie enthalten.
Lies auch diesen Artikel: 5 Symptome eines Defizits an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren
Weitere möglicherweise hilfreiche Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS
Es gibt auch einige Untersuchungen, die andere Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS empfehlen. Die Informationen darüber sind jedoch spärlich und manchmal widersprüchlich, sodass es schwierig ist, eine alternative Therapie zu finden, die Vorteile zeigt.
Cobalamin und Folsäure bei Multipler Sklerose
Ein Beispiel dafür sind Vitamin B12 oder Cobalamin und Folsäure oder Folat, deren Mangel mit einer Veränderung des Proteinstoffwechsels zusammenhängt. Myelin hat in seiner Struktur ein myelinbasisches Protein (MBP), das von chemischen Prozessen abhängt, an denen Cobalamin und Folsäure beteiligt sind.
Aus diesem Grund könnte eine Hypovitaminose von B12 oder eine niedrige Konzentration von Folsäure den für MS charakteristischen Entzündungsprozess verstärken. Und damit wären diese Defizite Teil des Problems. Die vorgeschlagene Lösung besteht darin, diese Patienten mit Vitamin B12 und Folsäure zu versorgen.
Es wurde jedoch kein Zusammenhang zwischen neuronalen Schäden und einem niedrigen Gehalt an diesen Komponenten nachgewiesen. Es ist auch nicht bewiesen, dass eine Supplementierung mit Cobalamin und Folsäure beim Fortschreiten der MS von Vorteil ist.
Lies auch diesen Artikel: Wissenswertes über Vitamin B12
Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel bei MS: Zink
Ein gut untersuchter Mineralstoff bei MS ist Zink, das an der Immunantwort und an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Tatsächlich gibt es einige Berichte über niedrigere Werte dieses Minerals bei Patienten mit Multipler Sklerose, aber diese Werte stellen keinen signifikanten Rückgang im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung dar.
Ist es sinnvoll, bei MS Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zu sich zu nehmen?
Einige Untersuchungen, die zum Beispiel eine ballaststoffreiche Ernährung oder den Verzehr von Probiotika empfehlen, kamen zu sehr fragwürdigen Ergebnissen. Aus diesen Gründen sind Nahrungsergänzungsmittel bei Multipler Sklerose nach wie vor ein umstrittenes Thema, da eine gesunde Ernährung bei jeder Krankheit wichtig ist, der Nutzen bei MS jedoch unklar ist.
Da es keine eindeutige Ursache für MS gibt, ist es schwierig, eine endgültige Behandlung zu finden. Das gilt umso mehr, wenn es sich um eine alternative Therapie auf der Grundlage von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln handelt. Diese könnten zwar eine Verbesserung bewirken, aber das Problem nicht vollständig lösen.
Es sind weitere Studien erforderlich, vor allem, wenn Substanzen empfohlen werden sollen, deren tatsächlicher Nutzen für die Patienten noch nicht erwiesen ist. Bis auf Weiteres sollte die Einnahme von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln bei MS daher nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen. Denn auf diese Weise erhalten die Patient/innen verlässliche Informationen und haben realistische Erwartungen.
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