Übertragbarkeit: Die wahre Gefahr des Coronavirus

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hat sich in fast allen Ländern der Welt ausgebreitet, deshalb ist es grundlegend, gut über die Übertragbarkeit dieses Virus informiert zu sein, um sich selbst und andere zu schützen. Erfahre heute Wissenswertes über dieses Thema. 
Übertragbarkeit: Die wahre Gefahr des Coronavirus
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Wissenschaftler der ganzen Welt nehmen an einem Wettlauf gegen die Zeit teil, um eine weitere Ausbreitung des Coronavirus (SARS-CoV-2) zu verhindern. Die hohe Ansteckungsrate durch die schnelle Übertragbarkeit hat das Leben in vielen Ländern zum Stillstand gebracht. Maßnahmen wie Bewegungseinschränkungen, Quarantäne, Händewaschen und andere präventive Schritte sollen im Rahmen des Möglichen die Infektionskurve abflachen, solange es noch keine Impfung gibt.

Um im Kampf gegen diesen Krankheitserreger erfolgreich zu sein, müssen wir genau verstehen, wie er wirkt. Die präzisen Eigenschaften des Virus müssen noch besser erforscht werden, doch wir wissen inzwischen schon einiges über seine Übertragbarkeit. 

Viren sind kleine organische Strukturen, die sich aus Nukleinsäure zusammensetzen, die von Proteinen umgeben wird. Sie haben die Fähigkeit, in eine Wirtszelle einzudringen, um sich zu reproduzieren.

Normalerweise ist es für ein Virus nicht vorteilhaft, den Wirt zu töten, denn er benötigt diesen, um selbst zu überleben. Ein Virus ist dann effizient, wenn er sich ungestört und unbemerkt in seinem Träger vermehren kann, um möglichst viele andere Individuen anzustecken, bevor Symptome auftreten, die auf ihn aufmerksam machen.

Die Übertragbarkeit spielt deshalb in der Bekämpfung jeder Epidemie eine grundlegende Rolle. Anschließend erfährst du, warum dies so ist.

Übertragbarkeit des Coronavirus: Was du darüber wissen solltest

Die Centers for Desease Control and Prevention (CDC) erklären, dass die Übertragbarkeit eines Virus von einer Person auf die andere sehr unterschiedlich ist. Manche Viren sind hoch ansteckend, während andere sehr langsam wirken. Um zu verstehen, warum die Übertragbarkeit bei dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 so gefährlich ist, müssen wir den genauen Prozess verstehen.

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Die Basisreproduktionszahl (R0)

Übertragbarkeit des Coronavirus: Was du darüber wissen solltest
Schätzungsweise liegt der R0-Wert des Coronavirus zwischen 2 und 3. Deshalb steigen die Infektionszahlen in den am stärksten betroffenen Regionen exponentiell.

Die Basisreproduktionszahl oder Grundvermehrungsrate, kurz R0-Wert, gibt an, wie viele andere Personen ein bereits infizierter Mensch während der Infektiosität im Durchschnitt ansteckt. Wenn dieser Wert unter 1 liegt, verschwindet die Infektion nach einer längeren Periode. Doch wenn die Werte höher sind, besteht die Wahrscheinlichkeit der kontinuierlichen Ausbreitung.

Ein Beispiel:

  • Die Basisreproduktionszahl beträgt bei Masern 15 (R0:15), das heißt, dass es sich um eine hoch ansteckende Krankheit handelt.

Dieser Wert drückt aus, dass eine mit Masern infizierte Person während der Infektiosität im Durchschnitt weitere 15 Menschen ansteckt, wenn diese nicht dagegen geimpft sind. Bei einer gewöhnlichen Grippe beträgt der R0-Wert 1,3.

Schätzungsweise beträgt die Basisreproduktionszahl des Coronavirus (SARS-CoV-2) zwischen 2 und 3. Die Übertragbarkeit ist also doppelt so hoch wie die der gewöhnlichen Grippe, doch weitaus geringer als bei Masern. Doch wo liegt in diesem Fall die wahre Gefahr des Coronavirus, wenn wir schon seit Langem mit anderen Krankheiten umzugehen gelernt haben, die eine weitaus höhere Basisreproduktionszahl aufweisen?

Die Inkubationszeit und asymptomatische Personen

Wir hören in den Nachrichten Berichte vieler Menschen, die bestätigen, dass sie zwar Träger des Coronavirus sind, jedoch keine Symptome aufweisen. Genau hier liegt eines der größten Probleme:

  • Statistische Daten lassen erkennen, dass 80 Prozent der Corona-Infizierten nur sehr leichte Symptome aufweisen und deshalb keinen Krankenhausaufenthalt benötigen.
  • In China wurden 43.000 Menschen mit Covid-19 diagnostiziert, die keine eindeutigen Symptome aufwiesen.
  • Die Inkubationszeit liegt zwischen 5 Tagen und 3 Wochen, mit Durchschnittswerten von 7 Tagen. Es konnten zwar Ansteckungen durch Träger in der Inkubationsphase bestätigt werden, doch es handelt sich nicht um die Hauptinfektionszeit.

Diese Daten geben Einzelmenschen Hoffnung: Es ist möglich, dass Menschen mit geringem Risiko die Krankheit bereits überwunden haben, ohne sich darüber bewusst zu sein. Das ist natürlich sehr positiv für die betroffenen Personen, doch sehr gefährlich für gefährdete Menschen in ihrer Umgebung. Die relativ gute Gesundheit von infizierten Menschen erhöht die Übertragbarkeit des Virus.

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Höhere Übertragbarkeit durch die listige Strategie des neuen Coronavirus

Höhere Übertragbarkeit durch die listige Strategie des neuen Coronavirus
Viele mit dem neuen Coronavirus infizierte Menschen verspüren nur sehr leichte Symptome und genau dies macht den Krankheitserreger so gefährlich. Da er oft lange nicht bemerkt wird, erhöht sich die Übertragbarkeit, wobei insbesondere Menschen in den Risikogruppen gefährdet sind.

Wenn eine infizierte Person sofort schwer erkrankt, muss sie unmittelbar im Krankenhaus behandelt werden. Dadurch verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass andere Menschen mit diesem Virus angesteckt werden. Der R0-Wert beträgt in diesem Fall weniger als 1.

Im Krankenhaus ist die erkrankte Person vom normalen Leben isoliert. Sie kann sich nicht bewegen und deshalb ist die Wahrscheinlichkeit, andere Menschen anzustecken minimal.

Doch die hohe Effizienz des Coronavirus und seiner listigen Strategie ist darauf zurückzuführen, dass viele Träger ihren Alltag ganz normal weiterführen können. Sie leiden vielleicht an Husten, Kopfschmerzen oder haben leichtes Fieber, doch diese Symptome sind nicht so einschränkend, dass sie einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen würden.

Wir alle sind vermutlich bereits mehrfach mit Husten, Halsschmerzen oder allgemeinem Unwohlsein zur Arbeit oder einkaufen gegangen. Doch diese auf den ersten Blick normale Situation ermöglicht es dem Virus, sich über Tröpfchen, die wir beim Sprechen, Husten oder Niesen in die Luft abgeben, andere Wirte zu suchen, wobei Menschen in den Risikogruppen die besten Zielscheiben sind. Genau hier liegt der Schlüssel zum Erfolg des Coronavirus: Gesunde Menschen können ihr Alltagsleben trotz einer Infektion ganz normal fortführen und so kann der neue Coronavirus sehr viele andere Opfer finden und sich rasch reproduzieren.

Die Wichtigkeit der Diagnose

Genau aus diesem Grund ist die Massendiagnose so wichtig: Schnelle Tests, die an möglichst vielen Menschen vorgenommen werden, können die Infektionsrate reduzieren. Deshalb sollten alle Menschen getestet werden, die mit infizierten Menschen Kontakt hatten oder sich in Risikogebieten aufhielten, auch wenn sie keine Symptome aufweisen.

Dies ist aus logistischen Gründen äußerst schwierig. Denn die Krankheit verbreitet sich sehr schnell und die Zeit sowie die Ressourcen sind begrenzt. Deshalb werden derzeit in den meisten Ländern nur jene Menschen getestet, die direkten Kontakt mit infizierten Personen hatten oder eindeutige Symptome aufweisen.

Deshalb ist die individuelle Verantwortung in dieser ernsten Lage besonders wichtig: Viele von uns wissen nicht, ob sie das Virus in sich tragen oder nicht. Indem wir zu Hause bleiben können wir die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung reduzieren und uns selbst und auch andere schützen.

Die wahre Gefahr des Coronavirus liegt also nicht in der Sterblichkeitsrate, die bei älteren Menschen besonders hoch ist, in verschiedenen Regionen jedoch sehr unterschiedliche Zahlen ergibt und noch genauer erforscht werden muss. Wirklich gefährlich ist die schnelle Übertragbarkeit des SARS-CoV-2. Deshalb muss der Kontakt mit anderen in dieser akuten Phase der Pandemie unbedingt so gering wie möglich gehalten werden. 


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