Kontroversen über Kokosöl: Alles Wissenswerte

Kokosöl ist wegen seiner Fettsäuren ein umstrittenes Lebensmittel. In diesem Artikel erfährst du, was die Experten zu der Frage sagen, ob es gesund ist oder nicht.
Kontroversen über Kokosöl: Alles Wissenswerte
Maria Patricia Pinero Corredor

Geprüft und freigegeben von der Ernährungswissenschaftlerin Maria Patricia Pinero Corredor.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Kokosöl ist eines der Nahrungsmittelderivate, dessen Vor- und Nachteile im Laufe seiner Geschichte als Handelsprodukt immer wieder hervorgehoben wurden. Dieses Öl ist eine Mischung aus Triglyceriden, in der einige Fettsäuren mit ernährungsphysiologischen und medizinischen Eigenschaften überwiegen. Hier erfährst du alles Wissenswerte in Bezug auf die Kontroversen über Kokosöl.

Bislang gibt es zwei Arten von Kokosöl: raffiniertes und natives Öl, das mittelkettige Fettsäuren enthält. Seine Eigenschaften sind umstritten, möglicherweise wegen seiner indirekten Wirkung auf einige Krankheiten.

In der Küche kann Kokosöl zum Kochen, Braten und Würzen verwendet werden. Es hat bemerkenswerte Eigenschaften wie eine helle Farbe, einen angenehmen Geruch und Geschmack. Außerdem verdirbt es aufgrund seines hohen Gehalts an gesättigten Fettsäuren nicht so leicht. Dennoch gibt es zahlreiche Kontroversen über Kokosöl. Wenn du wissen möchtest, was Experten zu dieser Frage meinen, lies einfach weiter!

Was ist in Kokosöl enthalten?

Kokosöl wird aus der tropischen Frucht der Kokospalme oder Cocos nucifera gewonnen, die auch als die größte Nuss der Welt bekannt ist. Aus dieser Nuss lässt sich natives Öl gewinnen, indem man frische Kokosnüsse als Rohmaterial verwendet oder raffiniertes Öl aus getrockneten Kokosnüssen extrahiert.

Je nach Art der Gewinnung ändert sich der Gehalt an bestimmten Bestandteilen wie Polyphenolen, Vitamin E und Phytosterolen. Das Lipidprofil ist jedoch bei beiden Öltypen gleich.

Im Jahr 2019 veröffentlichte eine Expertengruppe die Zusammensetzung von Kokosnussöl: 90 % aller Fettsäuren sind gesättigt, 5,38 % einfach ungesättigt und 1,5 % mehrfach ungesättigt.

100 Prozent reines Kokosfett enthält die folgenden Elemente:

  • 8,05 Gramm Caprylsäure
  • 5,42 Gramm Caprinsäure
  • 19,7 Gramm Myristinsäure
  • 7,83 g Palmitinsäure
  • 45,5 Gramm Laurinsäure

Insgesamt zeichnet sich Kokosnussöl unter den anderen Pflanzenölen durch seinen hohen Gehalt an mittelkettigen Fettsäuren (MCT) wie Caprin-, Capryl- und Laurinsäure aus. Diese machen 60 Gramm der 90 Gramm gesättigten Fettsäuren aus.

Laut Sayago und anderen Autoren enthalten MCT zwischen 8 und 12 Kohlenstoffatome, was ihnen eine chemische Struktur verleiht, die leichter verdaulich und absorbierbar ist.

Kontroversen über Kokosöl - Kokosnuss und -raspel
Kokosnuss hat mehrere Derivate. Öl ist eines davon, aber es gibt auch Butter und Cremes.

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Warum gibt es so viele Kontroversen über Kokosöl?

Die Nachfrage von Verbrauchern, die sich gesund ernähren wollen, steigt ständig. Deshalb gibt es einen zunehmenden Bedarf an Forschung, um einige kontroverse Themen zu klären.

Eines der umstrittenen Lebensmittel ist Kokosnussöl, das aufgrund seiner Zusammensetzung nicht mehr als Superfood, sondern als “gesundheitsschädlich” gilt. Allerdings basieren die Ergebnisse der Wissenschaft lediglich auf Laboruntersuchungen oder Tierversuchen.

Darüber hinaus sind die direkten Studien über die Wirkung auf bestimmte Krankheiten beim Menschen nicht schlüssig. Letztendlich überwiegen die Annahmen, die auf die menschliche Gesundheit extrapoliert werden.

Kontroversen über Kokosöl: Ist es wirklich ein Superfood?

Kokosnussöl wird einige gesundheitliche Vorteile zugeschrieben, da es eine nützliche Fettart enthält. Diese Art von Fett ist jedoch nicht ausschließlich in dieser Nuss enthalten und kommt auch nicht in großen Mengen in normalen Verzehrmengen vor.

Die Verwirrung entstand, als in einer Studie ein mittelkettiges Triglyceridkonzentrat oder MCT und nicht direkt Kokosnussöl verwendet wurde, um die Wirkung auf die Gewichtsabnahme und die Körperfettverbrennung zu untersuchen. Die Ergebnisse waren positiv.

Ein Esslöffel Kokosöl enthält jedoch nur 7,07 Gramm mittelkettige Fettsäuren und einen hohen Brennwert, der 120 Kalorien entspricht. Wir müssten also 8 Esslöffel zu uns nehmen, um fast 60 Gramm MCT zu erhalten. Allerdings bedeutet das gleichzeitig auch die Aufnahme von 900 Kalorien und 90 Gramm gesättigten Fettsäuren.

Palmkernöl enthält ebenfalls mittelkettige Fettsäuren in einem ähnlichen Verhältnis wie Kokosöl. Ein weiteres Lebensmittel, das für seinen Gehalt an MCT bekannt ist, ist Kuhmilch.

Die Bezeichnung “Superfood” scheint grundsätzlich fragwürdig. Wie in einem Gesundheitsprojekt festgestellt wurde, ist dieses Konzept neu und das Ergebnis von Marketingkampagnen.

Als Superfood werden natürliche Lebensmittel definiert, die neben den für ihre Art typischen Nährstoffen auch andere gesundheitsfördernde Eigenschaften haben. Es ist jedoch nicht klar, ob ihr Verzehr zur Verbesserung oder Vorbeugung von Krankheiten beiträgt.

Die bioaktiven Komponenten im Kokosöl

Kokosöl ist eine Quelle bioaktiver Verbindungen, darunter Phenolsäuren, Tocopherole, Tocotrienole und Phytosterine. Phenolische Verbindungen fangen freie Radikale ab, verhindern Peroxidation und sind an Oxidations-Reduktionsreaktionen beteiligt. Die wichtigsten in Kokosnussöl sind Hydroxybenzoesäure, Cumarsäure und Ferulasäure.

Tocopherole verhindern wie Vitamin E die Oxidation von ungesättigten Lipiden, während Tocotrienole neuroprotektive und antioxidative Eigenschaften haben. Außerdem verringern Phytosterine die Cholesterinaufnahme im Dünndarm.

Auch andere Samenöle und natives Olivenöl extra enthalten bioaktive Verbindungen mit gesundheitlichem Nutzen. Derartige Verbindungen sind also nicht nur im Kokosnussöl zu finden.

Kontroversen über Kokosöl: Ist es tatsächlich gesundheitsschädlich?

Einige Experten halten Kokosnussöl für gesundheitsschädlich. Diese Ansicht stützt sich auf eine Studie der American Heart Association, die in einem Artikel feststellte, dass Kokosnussöl eine reiche Quelle gesättigter Fettsäuren ist. Diesen Forschern zufolge erhöhen gesättigte Fettsäuren den Spiegel von LDL oder “schlechtem” Cholesterin. Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Allerdings gibt es keine direkten Studien über Kokosöl, die diese Behauptung belegen. Es wird angenommen, dass Lebensmittel, die gesättigte Fette enthalten, wie Kokosnuss, Rinderfett, Butter und Sahne, indirekt das Herzinfarktrisiko erhöhen.

Beim Vergleich von Kokosöl mit anderen Pflanzenölen wurde ein Anstieg des Gesamt- und LDL-Cholesterins durch Laurinfettsäure festgestellt. Andere Forschungen versichern jedoch, dass gesättigte Fette nicht mit kardiovaskulären Risikofaktoren in Verbindung stehen.

Diesen Studien zufolge sind die Qualität der Ernährung, der Verzicht auf einfache Kohlenhydrate und bestimmte verarbeitete Lebensmittel sinnvollere Maßnahmen zur Vorbeugung von Herzkrankheiten.

Trotz dieser Erkenntnisse hält die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an ihren Empfehlungen zum Konsum von gesättigten Fettsäuren fest. Der Verzehr von gesättigten Fetten sollte weniger als 10 % der Gesamtenergiezufuhr ausmachen, was etwa 20 Gramm für Frauen und etwa 30 Gramm für Männer pro Tag entspricht.

Kardioprotektive Ernährung
Kokosöl wird oft nicht in kardioprotektive Diäten aufgenommen, weil man annimmt, dass es eine große Menge an gesättigten Fetten liefert.

Was du über die Kontroversen um Kokosöl wissen solltest

Kokosöl enthält wie jedes andere Öl gesättigte und ungesättigte Fettsäuren. Seine Besonderheit ist vielleicht, dass es, wie Palmkernöl und Milchfett, mittelkettige Fettsäuren enthält. Diese werden im Darm leicht aufgenommen und werden von Ärzten oft mit Gewichtsverlust in Verbindung gebracht.

Darüber hinaus enthält Kokosnussöl wie andere native Öle bioaktive Verbindungen. Allerdings ist unklar, wie hoch der gesundheitliche Nutzen ist.

Gesättigten Fette und Laurinfettsäure wurden mit einem erhöhten Cholesterinspiegel in Verbindung gebracht. Jüngste Studien deuten jedoch darauf hin, dass diese Bestandteile das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht erhöhen.

Es besteht kein Zweifel, dass das Fehlen schlüssiger Studien über die positiven oder negativen Auswirkungen von Kokosöl auf bestimmte Krankheiten den tatsächlichen Nutzen seiner Verwendung in unserer Ernährung verzerrt hat. In Anbetracht dessen empfehlen wir, es in Maßen zu konsumieren. Außerdem solltest du darauf achten, dass du es beim Kochen nicht zu hohen Temperaturen aussetzt.


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