Kann das Gehirn Schmerz empfinden?
Cephalgie ist der Fachbegriff für Kopfschmerzen. Der Kopf umfasst viele Strukturen, darunter auch das Gehirn. Aber kann das Gehirn Schmerz empfinden? Anders ausgedrückt: Welcher Teil deines Körpers tut weh, wenn du Kopfschmerzen hast?
Zum Kopf gehören die Schädelknochen, die Haut und die Muskeln, die ihn bedecken, das gesamte Gehirn und die Venen- und Nervenstrukturen, die dort zirkulieren. Das Gehirn ist ein Organ innerhalb der Schädelhöhle, also nur ein Teil des Kopfes.
Cephalgie kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal kann eine kleine Müdigkeit oder Stress einen banalen Kopfschmerz verursachen. In anderen Fällen sind die Kopfschmerzen ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung, wie z. B. einen Schlaganfall.
Um herauszufinden, ob das Gehirn Schmerzen empfinden kann, müssen wir zunächst prüfen, ob es im Hirngewebe Schmerzrezeptoren gibt. Bereiche des Körpers ohne diese Rezeptoren können keinen Schmerz erzeugen.
Das Gehirn hat keine Schmerzrezeptoren
Schmerzrezeptoren werden Nozizeptoren genannt. Das sind sensorische Strukturen, die die Möglichkeit bieten, etwas zu fühlen. Wenn ein Reiz einen Nozizeptor aktiviert, verspürst du möglicherweise Schmerzen.
Nozizeptoren gibt es in verschiedenen Geweben, aber nicht im Gehirn. Wenn diese Rezeptoren stimuliert werden, z. B. wenn du eine heiße Oberfläche berührst, leiten sie das Schmerzsignal über das Rückenmark an das Gehirn weiter.
Es gibt Nozizeptoren im äußeren Teil des Körpers, in der Haut. Aber auch bestimmte innere Organe haben sie. Außerdem gibt es Schleimhäute mit diesen Rezeptoren und Gewebe, wie zum Beispiel Muskeln, die über innere Nozizeptoren verfügen.
Das Gehirn selbst kann also keinen Schmerz empfinden. Es empfängt die Informationen, die die Nozizeptoren im Körper senden, und interpretiert sie. Allerdings handelt es sich hierbei jedoch nicht um zerebrale Schmerzen. Die benachbarten Strukturen verfügen über Nozizeptoren, wie zum Beispiel die Hirnhaut.
Da das Gehirn keine Schmerzrezeptoren hat, kann es mit lokaler Betäubung operiert werden, wie es bei vielen neurochirurgischen Eingriffen geschieht. Die Schädeldecke wird geöffnet und das Gehirn wird operiert, während der Patient wach ist, da der chirurgische Eingriff dort keine Schmerzen verursacht.
Lies auch diesen Artikel: Aufbau des Gehirns: die Gehirnlappen
Das Gehirn kann keinen Schmerz empfinden, aber es interpretiert ihn
Wie du nun weißt, kann das Gehirn keinen Schmerz empfinden. Aber es ist dafür zuständig, die Signale zu interpretieren, die es von den Nozizeptoren im ganzen Körper erhält. Einige Neurologen halten die Aussage für zutreffend, dass das Gehirn Schmerzen erzeugt, weil es letztlich das Organ ist, das uns sagt, dass etwas weh tut.
Wenn ein Nozizeptor eine physikalische, thermische, druckbedingte oder chemische Veränderung feststellt, die schädlich sein kann, alarmiert er das Gehirn. Die Information wandert vom Rezeptor durch das Rückenmark nach oben und sucht im Gehirngewebe nach einer Interpretation.
Das Gehirn sammelt die Daten und sendet eine Reaktion aus, die dadurch bedingt ist, wer wir sind, d.h. durch das, was wir erlebt und gelernt haben. Es wird ein Befehl erstellt und ausgeführt. Wenn das Gehirn gefährliche Schmerzen feststellt, kann der Befehl lauten, die Hand von der Stelle zu nehmen oder sich zu bewegen, zu springen, zu rennen oder vielleicht noch etwas länger durchzuhalten.
Es gibt Menschen, die für Schmerzen trainieren, wie es bei Boxern der Fall sein kann. Die Schläge, die sie erhalten, werden vom Gehirn registriert, um Erfahrungen zu sammeln. Nach weiteren Schlägen ist die Reaktion nicht mehr dieselbe, weil das Gehirn Informationen sammeln konnte, die es ihm ermöglichen, bessere Entscheidungen zu treffen.
Dennoch gibt es Grenzen für Schmerzen, die über die Erfahrung hinausgehen. Schmerz ist nämlich ein Abwehrmechanismus, mit dem uns der Körper vor Gesundheitsgefahren warnt. Ein gutes Schmerzerkennungssystem ist das, was uns als Spezies am Leben erhält.
Lies auch diesen Artikel: Spannungskopfschmerzen: Linderung ohne Schmerzmittel
Was genau sind also Kopfschmerzen?
Du weißt bereits, dass das Gehirn keinen Schmerz empfinden kann. Daher ist die Frage berechtigt, warum du dennoch manchmal Kopfschmerzen hast. Nun, die Antwort liegt in den anderen Strukturen des Schädels.
Cephalgien können ihren Ursprung in der Kopfhaut, in den Hirnhäuten oder in den Arterien des Schädels haben. Auch eine zervikale Kontraktur der Nackenmuskeln kann sie verursachen. Das Gehirn interpretiert die Signale von diesen Strukturen und entscheidet, ob es sich um Schmerzen handelt oder nicht.
Die Durchblutung ist eine häufige Ursache für Migräne. Wenn die Durchblutung in den Arterien oder Venen des Kopfes gestört ist, senden Nozizeptoren in den Gefäßen Signale an das Gehirn. Aus diesem Grund wirken einige Migränemedikamente auf eine Abschwächung der Gefäßverengung hin.
Das Gehirn kann keinen Schmerz empfinden, aber du kannst es!
Die Tatsache, dass das Gehirn keinen Schmerz empfinden kann, bedeutet nicht, dass wir nicht in der Lage sind, ihn wahrzunehmen. Im Gegenteil, unser Gehirngewebe verbindet uns über die Schmerzwahrnehmung mit der Außenwelt und interpretiert gleichzeitig unsere innere Umgebung über die Nozizeptoren. Letztlich kann das Gehirn keinen Schmerz empfinden, aber wir als Ganzes schon.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Benarroch, M. D. “Canales iónicos en nociceptores.” American Academy of Neurology 84 (2015): 31-42.
- Moreno, Carlos, and Diana M. Prada. “Fisiopatología del dolor clínico.” Guía neurológica 3 (2004): 9-21.
- Bultitude, Janet H., and Robert D. Rafal. “Derangement of body representation in complex regional pain syndrome: report of a case treated with mirror and prisms.” Experimental brain research 204.3 (2010): 409-418.
- González, A. Margarita. “Dolor crónico y psicología: actualización.” Revista Médica Clínica Las Condes 25.4 (2014): 610-617.
- Villar, J. “Cómo investigar en algo tan subjetivo como el dolor.” Revista de la Sociedad Española del Dolor 13.4 (2006): 250-253.
- Romera, E., et al. “Neurofisiología del dolor.” Rev Soc Esp Dolor 7.Supl II (2000): 11-17.