Emotionale Kälte in einer Beziehung
Emotionale Kälte in der Partnerschaft ist etwas, mit dem Millionen von Menschen täglich umgehen müssen. Tatsächlich ist Gefühlskälte eines der häufigsten Beziehungsprobleme, ganz zu schweigen davon, dass sie für eine Beziehungskrise und viele Trennungen verantwortlich ist. Das Gefühl, in einer Beziehung emotional alleine zu sein, hat viele Folgen. Deshalb wollen wir heute ausführlich darüber sprechen.
Emotionale Kälte kann auch als Gefühlskälte, emotionale Distanz, emotionale Gleichgültigkeit oder mangelnde Empathie bezeichnet werden. Egal, wie man es nennt, letztlich ist dies ein echtes Problem, mit dem man manchmal nicht umzugehen weiß. Deshalb möchten wir dir ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Doch zunächst wollen wir die möglichen Ursachen für dieses Phänomen untersuchen.
Die Ursachen für emotionale Kälte in einer Beziehung
Wenn wir über emotionale Kälte in einer Beziehung sprechen, müssen wir zwischen zwei Fällen unterscheiden: emotionale Kälte, die von Anfang an da war, und jene Kälte, die sich erst später manifestiert. Obwohl sich ihre Merkmale ähneln können, unterscheiden sich die möglichen Ursachen, die ein solches Verhalten motivieren.
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Es ist nicht dasselbe, wenn dein Partner schon immer gefühlskalt war, als wenn dieser Zug erst vor kurzem begonnen hat, sich zu assimilieren. Manchmal übersehen wir zu Beginn einer Beziehung verschiedene Warnsignale, die wir erst ein paar Monate später erkennen.
Vor diesem Hintergrund haben wir eine Reihe von Erklärungen zusammengestellt, warum sich dein Partner oder deine Partnerin dir gegenüber kalt verhält. Dabei haben wir die beiden oben erwähnten Zusammenhänge als Ausgangspunkt genommen.
Emotionale Kälte, die auf vermeidende Bindung zurückzuführen ist
Vermeidendes Bindungsverhalten bezieht sich auf ein Verhaltensmuster, das sich in der Kindheit entwickelt. Es entsteht, wenn Eltern oder Bezugspersonen in den wichtigsten Wachstumsphasen nicht genug Zuneigung zeigen. Infolgedessen entwickeln kleine Kinder eine Bindung zu ihnen, neigen aber dazu, Emotionen zu unterdrücken und werden sehr unabhängig.
Allerdings ist dies nicht etwas, das sich nur in der Kindheit oder in der Beziehung zwischen Kind und Eltern manifestiert. Eine vermeidende Bindung tritt in allen Kontexten auf, in denen die Bindung eine zentrale Rolle spielt. Experten und Forscher sind sich einig, dass diese Art der Bindung zu einer geringen Zufriedenheit in Beziehungen führt.
Kurz gesagt, dein/e Partner/in könnte dieses Verhaltensmuster entwickelt haben, was ein Hinweis darauf wäre, warum er/sie so kalt und abweisend zu dir ist. Entgegen der landläufigen Meinung ist diese Art der Bindung sehr verbreitet: Etwa 30 % der Menschen weisen diese Eigenschaften auf. Von 10 Menschen entwickeln drei diese Art von Bindung und halten sie fast ihr ganzes Leben aufrecht.
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Emotionale Distanzierung
Emotionale Distanzierung ist ein Verhalten, das darauf abzielt, die eigenen Gefühle zu verbergen und gleichzeitig die Gefühle anderer zu ignorieren. Sie kann bewusst oder unbewusst ausgelöst werden und hat vielfältige psychologische Auswirkungen.
Emotionale Distanzierung wird oft als Abwehrmechanismus betrachtet, um sich vor Schmerzen, Stress, Konflikten und Ängsten zu schützen, selbst wenn dies zahlreiche negative Folgen hat. Einige psychosoziale Störungen können dieses Verhalten erklären. Oft ist es jedoch auf Erfahrungen zurückzuführen, die vor oder während dieser oder einer früheren Beziehung gemacht wurden (Untreue, Verlassenwerden, Streit usw.).
Emotionale Gleichgültigkeit
Einige Experten bezeichnen emotionale Gleichgültigkeit als ein Symptom, das der Liebe entgegensteht. Allerdings handelt es sich hierbei um ein Verhalten, das sich von den vorherigen Fällen abhebt, da es bewusst ausgeführt wird. Bei Unzufriedenheit kann zum Beispiel dennoch der Wunsch bestehen, die Beziehung fortzusetzen, was dazu führt, dass sich ein Partner dem anderen gegenüber gleichgültig verhält.
Emotionale Gleichgültigkeit kann auch als Folge sekundärer Prozesse auftreten. Zum Beispiel ist emotionale Betäubung eine Form der emotionalen Gleichgültigkeit, die sich bei Patienten mit Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen usw. entwickelt, wenn auch nicht bewusst oder beabsichtigt. Dennoch ist emotionale Gleichgültigkeit in den meisten Fällen ein bewusster Akt der Ablehnung der Beziehung selbst.
Dies sind die drei möglichen Ursachen für emotionale Kälte in der Partnerschaft. Zusammengefasst: Sie kann durch ein Trauma in der Bindungsbeziehung entstehen (zunächst zur Mutter/zum Vater, das dann auf andere ausgeweitet wurde). Des Weiteren kann sie als Abwehrmechanismus entstehen, um sich nicht selbst zu verletzen (z. B. bei Liebeskummer). Darüber hinaus kann sie auch einfach ein Zeichen dafür sein, dass die Liebe, die dein/e Partner/in einst für dich empfand, nachgelassen hat.
Die Folgen von emotionaler Kälte in einer Beziehung
Emotionale Kälte in der Partnerschaft ist etwas, das nie unbemerkt bleibt. Ihre Folgen sind von der ersten Minute an spürbar und hängen von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören die Dauer der Beziehung, der Grad der gefühlten oder bekundeten Liebe zwischen den Partnern, die Projekte, die zwischen euch bestehen, und euer Alter.
Das sind einige der Konsequenzen:
- Frustration und Unzufriedenheit in der Beziehung
- Ängste und Unsicherheiten in der Beziehung
- Ständige Konflikte und Streitereien
- Geringes Selbstwertgefühl
- Depressionen
- Schuldgefühle (die dazu führen, dass du die Verhaltensweisen deines Partners rechtfertigst)
- Entwicklung von krankhafter Eifersucht
- Anhänglichkeit und Abhängigkeit
Das sind nur einige der Folgen von emotionaler Kälte in der Partnerschaft. Wir könnten aber natürlich noch Dutzende weitere aufzählen. Sicher ist, dass Unzufriedenheit vorprogrammiert ist, die dich emotional in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen wird. Wenn du nichts dagegen unternimmst, wirst du mit emotionaler Kälte zu kämpfen haben, bis du die Beziehung beendest.
Was kann man tun, um emotionale Kälte in einer Beziehung zu verhindern?
Alle oben genannten Ursachen sind lösbar – zumindest in dem Maße, wie dein/e Partner/in bereit ist, sein/ihr Scherflein beizutragen. Vermeidendes Bindungsverhalten, emotionale Gleichgültigkeit und emotionale Distanzierung können korrigiert werden, wenn beide Partner bereit sind, in die Beziehung zu investieren. Hier sind einige Ideen, wie das gelingen kann:
- Sprich offen mit deinem/r Partner/in. Lasse ihn/sie wissen, was du über sein/ihr Verhalten denkst und welchen Schaden er/sie in der Beziehung anrichtet.
- Denkt gemeinsam über die möglichen Ursachen oder Verhaltensweisen nach, die hinter seiner/ihrer Kälte stecken. Handelt es sich um innere Ursachen oder finden sie sich in der Beziehung?
- Lasse deine/n Partner/in wissen, dass du dich sorgst. Lasse sie/ihn auch wissen, dass du an der Beziehung arbeiten willst und dass du ihr/ihm nicht helfen kannst, wenn sie/er ihre/seine Gefühle nicht ausdrückt.
- Legt Routinen fest, in denen ihr beide körperliche und emotionale Zuneigung austauscht (Umarmungen, Küsse, gute Gespräche usw.).
- Mache es dir zum Ziel, deine oder die Gefühle deines Partners nicht zu unterdrücken oder zu verdrängen, egal ob sie positiv oder negativ sind.
- Außerdem solltet ihr in Erwägung ziehen, euch professionelle Hilfe zu suchen und eine Paartherapie zu machen.
Neben all den Empfehlungen kann dieser letzte Schritt den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg in der Beziehung ausmachen. Daher solltet ihr euch dieser Idee nicht verschließen. Sucht euch Hilfe, wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr alleine nicht weiterkommt. Wenn die Bereitschaft besteht, die Beziehung fortzusetzen, gibt es immer Hoffnung.
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