Embryonenreduktion bei einer Mehrlingsschwangerschaft

Die Embryonenreduktion wird eingesetzt, wenn eine Frau mit mehr als zwei Embryonen schwanger ist und sowohl für die Mutter als auch für die Babys ein Risiko besteht. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren!
Embryonenreduktion bei einer Mehrlingsschwangerschaft
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Geschrieben von Leonardo Biolatto

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Die Embryonenreduktion ist ein operativer Eingriff, der immer häufiger durchgeführt wird. Dabei handelt es sich um eine Technik, bei der die Anzahl der Föten bei Mehrlingsschwangerschaften reduziert wird. Das heißt, sie wird bei Frauen durchgeführt, die mit Zwillingen, Drillingen oder Vierlingen schwanger sind.

Der Grund für die Durchführung einer Embryonenreduktion ist, dass Mehrlingsschwangerschaften ein viel größeres Risiko darstellen als Einlingsschwangerschaften. Sie können sich negativ auf die Mutter auswirken und auch bei den Babys Komplikationen verursachen.

Deshalb erhöht dieser Eingriff die Chancen auf eine erfolgreiche Entbindung. In diesem Artikel erfährst du, was eine Embryonenreduktion ist, was sie mit sich bringt und wie man mit dieser Entscheidung umgeht.

Warum wird eine Embryonenreduktion durchgeführt?

Bevor wir die Embryonenreduktion selbst erklären, müssen wir erläutern, warum diese Technik manchmal notwendig ist. Eine Mehrlingsschwangerschaft ist eine Schwangerschaft, bei der sich zwei oder mehr Embryonen gleichzeitig in der Gebärmutter der Mutter entwickeln.

Diese Embryonen können aus der Befruchtung einer Eizelle (eineiige Schwangerschaft) oder zweier Eizellen (zweieiige Schwangerschaft) stammen. Mit anderen Worten: Eine Mehrlingsschwangerschaft ist eine Schwangerschaft, bei der sich Zwillinge, Drillinge, Vierlinge oder mehr Babys entwickeln.

Laut einem Artikel in Aísa Reproducción y Biotecnología haben Mehrlingsschwangerschaften eine höhere Morbiditäts- und Mortalitätsrate, sowohl für die Mutter als auch für die Embryonen. Schätzungen zufolge treten bei Mehrlingsschwangerschaften 3- bis 7-mal häufiger Komplikationen auf als bei Einlingsschwangerschaften.

Aus diesem Grund sind die Risiken in manchen Fällen inakzeptabel und die Embryonenreduktion ist die beste medizinische Option. Mehrlingsschwangerschaften treten häufig nach assistierten Reproduktionstechniken auf. Dadurch wird das Problem nur noch größer, da die Entscheidung komplexer ist.

Die Embryonenreduktion wird auch als “embryonale Reduktion bei Mehrlingsschwangerschaften” bezeichnet. Hierbei wird die Entwicklung eines oder mehrerer Föten unterbrochen und unterbunden.

Es handelt sich um eine Technik, die Experten empfehlen, wenn das Risik sowohl für die Mutter als auch für die Babys sehr hoch ist. Das Ziel besteht darin, die Schwangerschaftsbedingungen zu verbessern, damit zumindest ein oder zwei gesunde Föten geboren werden können.

Embryonenreduktion - Fötus im Reagenzglas
Assistierte Reproduktionstechniken führen oft zu Mehrlingsschwangerschaften.

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Wann wird eine Embryonenreduktion empfohlen?

Eine Embryonenreduktion wird im Zusammenhang mit Hochrisiko-Mehrlingsschwangerschaften empfohlen. Eine Veröffentlichung in Reproducción Asistida weist darauf hin, dass sie in der Regel bei mehr als drei Embryonen (Drillingen oder Vierlingen) durchgeführt wird.

Der Grund dafür ist, dass Schwangerschaften mit Zwillingen oder sogar Drillingen nicht so risikoreich sind, wenn die Mutter bei guter Gesundheit ist. Das Risiko erhöht sich in bestimmten Situationen, zum Beispiel wenn bei einem der Föten eine intrauterine Wachstumsverzögerung auftritt. Die embryonale Reduktion wird auch durchgeführt, um eine Frühgeburt zu verhindern.

Ein weiterer Grund, warum diese Technik zum Einsatz kommt, ist die Verhinderung kardiovaskulärer Komplikationen bei der Mutter. Darüber hinaus versuchen Ärzte durch einen derartigen Eingriff, Blutungen und Rupturen der Gebärmutterwand zu verhindern.

Obwohl dies etwas komplizierter ist, können Familien selbst eine Embryonenreduktion beantragen. Besonders in Fällen, in denen wirtschaftliche Schwierigkeiten vorliegen.

Wie wird die Embryonenreduktion bei Mehrlingsschwangerschaften durchgeführt?

Die Embryonenreduktion ist ein Eingriff, der normalerweise zu Beginn der Schwangerschaft erfolgt. Im Idealfall führen Ärzte dies zwischen der 10. und 13. Woche nach der ersten Ultraschalluntersuchung durch.

Der Hauptgrund, warum dies nicht früher geschieht, ist, dass die Möglichkeit besteht, dass die Embryonen in den ersten Wochen schrumpfen. Außerdem ist es unmöglich, bestimmte Ultraschallmerkmale vor der 12. Woche zu beurteilen.

Zum Beispiel die Nackenfalte oder die Herzfrequenz. Diese Parameter lassen Ärzte vermuten, dass ein hohes Schwangerschaftsrisiko besteht. In diesen Wochen wird auch festgestellt, ob die Föten aus der gleichen Eizelle stammen und ob sie eine gemeinsame Plazenta haben.

Die Embryonenreduktion ist eine Operation, die der Fruchtwasseruntersuchung ähnelt. Sie erfolgt in der Regel unter örtlicher Betäubung.

Es gibt zwei Möglichkeiten, diesen Eingriff durchzuführen: vaginal und abdominal. Der Arzt oder die Ärztin führt eine Nadel durch die Vagina oder den Abdomen ein, bis er oder sie den betreffenden Fötus erreicht. Damit bei dem Eingriff der Fötus gut erreicht werden und die Nadel korrekt geführt werden kann, wird gleichzeitig ein Ultraschall durchgeführt.

Sobald der Arzt den Fötus erreicht hat, injiziert er eine Kaliumchloridlösung in die Brust des Fötus, wodurch das fötale Herz zum Stillstand kommt. Das Gewebe der Gebärmutter nimmt den Fötus dann wieder auf, so dass er nicht entfernt werden muss.

Wie erfolgt die Auswahl des Fötus, der entfernt werden soll?

Es gibt zwei verschiedene Arten der Embryonenreduktion, je nachdem, ob die zu entfernenden Föten ausgewählt werden oder nicht.

Die erste Art ist die selektive Reduktion. Sie ist am besten geeignet, wenn einer der Föten bereits Merkmale aufweist, die auf Anomalien hindeuten. Zum Beispiel angeborene Defekte oder ein Entwicklungsdefizit. Die Idee ist, diesen Fötus zu reduzieren, weil er die geringsten Überlebenschancen hat.

Die zweite Art ist die nicht-selektive Reduktion. In diesem Fall erfolgt keine vorherige Selektion eines Fötus. Der Spezialist entfernt den Fötus, der sich in der am besten zugänglichen Position für das Einführen der Nadel in den Brustkorb befindet.

Die möglichen Risiken der Technik

Laut einer Studie, die im Cuban Journal of Obstetrics and Gynecology  veröffentlicht wurde, ist die Embryonenreduktion eine sichere Technik. Die Rate des totalen Abortes liegt zwischen 5 und 6 %.

Wenn die Technik jedoch nicht durchgeführt wird, ist die Rate der Fehlgeburten höher. Außerdem variiert das Risiko für die Mutter und die überlebenden Föten, je nachdem, wann die Reduktion durchgeführt wird und ob die Föten eine gemeinsame Plazenta haben.

In jedem Fall erhöht die Embryonenreduktion die Überlebenswahrscheinlichkeit der verbleibenden Föten. Denn so haben die anderen Föten mehr Platz und es stehen ihnen mehr Nährstoffe zur Entwicklung zur Verfügung.

Allerdings gibt es bei diesem Eingriff auch gewisse Risiken. Es kann zu intra-amniotischen Blutungen und Infektionen kommen. Außerdem erfolgt die Entbindung in fast 75 % der Fälle vor der 37 Woche. Darüber hinaus ist die Tatsache, dass die Embryonenreduktion psychische Folgen für die Mutter haben kann, ein weiterer wichtiger Faktor, den es zu berücksichtigen gilt.

Embryonenreduktion - Schwangere Mutter mit Zwillingen in der Gebärmutter
Bei Zwillingsschwangerschaften bestehen weniger Risiken als bei Drillings- oder Vierlingsschwangerschaften. Dennoch sind auch Zwillingsschwangerschaften immer noch problematischer als Einlingsschwangerschaften.

Die Embryonenreduktion ist eine schwierige Entscheidung

Die Embryonenreduktion ist für alle Eltern eine schwierige Entscheidung. Der Wunsch, bei einer bestehenden Mehrlingsschwangerschaft alle Babys zur Welt zu bringen, ist vollkommen normal. Deshalb gibt es immer wieder Zweifel, ob dieses Vorgehen die beste Entscheidung ist oder nicht.

In anderen Fällen treffen die Eltern die Entscheidung nicht aus medizinischen, sondern beispielsweise aus finanziellen Gründen. All das macht die Embryonenreduktion zu einem stressigen Eingriff, der kompliziert ist und zudem große emotionale Auswirkungen hat. Deshalb ist es immer am besten, mehrere Fachleute zu konsultieren. Es kann sogar von Vorteil sein, wenn du die Situation vorab mit einem Psychologen besprichst.

Darüber hinaus ist auch die Unterstützung der Angehörigen von großer Bedeutung. Die Meinung und Erfahrung anderer Eltern, die die gleiche Situation durchgemacht haben, kann ebenfalls hilfreich sein.


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