Direkter Haut- und Körperkontakt zum Baby

Der direkte Haut- und Körperkontakt wurde bereits seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte gepflegt. Allerdings wurde ihm nach Einführung der Geburt im Krankenhaus nicht mehr die nötige Wichtigkeit beigemessen. Wir erklären dir heute, welche Vorteile der Hautkontakt für das Baby hat.
Direkter Haut- und Körperkontakt zum Baby
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 27. Mai 2022

Der Haut- und Körperkontakt zum Baby ist auch als Kängurumethode bekannt. Es geht darum, das Neugeborene gleich Haut an Haut auf den Oberkörper von Mutter oder Vater zu legen, bereits vor die Nabelschnur durchtrennt wird.

Diese Methode kann natürlich auch in den nachfolgenden Tagen sehr vorteilhaft sein. Denn damit stärkst du die Gesundheit deines Kindes und baust eine innige Bindung zu ihm auf. Erfahre heute alles, was du über die Kängurumethode wissen solltest.

Haut- und Körperkontakt zum Baby

Der direkte Kontakt zwischen Mutter und Kind gleich nach der Geburt wird bereits seit den Anfängen der Menschheit gepflegt. Es handelt sich um ein fast unbewusstes Verhalten, mit dem die Mutter ihrem Neugeborenen Zärtlichkeit zeigt und das Kleine gleichzeitig schützt.

Die Geburt ist für das Kind ein schwieriges Erlebnis, denn damit wird die Ruhe und Bequemlichkeit, die es im Mutterbauch genießt während es heranwächst, unterbrochen. Der erste Kontakt zur Mutter kann dem Neugeborenen Ruhe vermitteln, was nach der Geburt sehr wichtig ist.

Die Kängurumethode hat viele Vorteile, die lange nicht bekannt waren oder nicht als so wichtig erachtet wurden. Sie kam lange Zeit aus reinem Instinkt zum Einsatz, wird jedoch seit einigen Jahren vermehrt als Instrument verwendet, um die verschiedenen Vorteile nach der Geburt zu nutzen.

Körperkontakt zum Baby
Es ist sehr wichtig, den Haut- und Körperkontakt von Anfang an zu fördern, da dies unmittelbare Vorteile hat.

Wie du den Haut- und Körperkontakt mit deinem Baby fördern kannst

Der Körperkontakt besteht zunächst darin, das Neugeborene auf die Brust oder den Bauch der Mutter zu legen. Dies erfolgt in der Regel noch bevor die Nabelschnur durchgeschnitten wird. Ideal ist, das Kind direkt an die Brust der Mutter zu legen, auch wenn es noch nicht daran saugt. Dies ist sowohl bei einer natürlichen Geburt als auch bei einem Kaiserschnitt zu empfehlen. Das Kind sollte mindestens eine Stunde lang auf der Mutterbrust liegen.

Die Mutter macht ihre Brust frei und legt das Baby darauf. Danach deckt sie es mit einer Decke zu, damit es ihm nicht kalt wird. Solange das Kind noch sehr klein ist, muss es gut geschützt werden, da es die Temperatur noch nicht ausreichend regulieren kann.
Mutter und Kind können diesen Augenblick der Ruhe genießen. Dies hat verschiedene Vorteile, auf die wir nachfolgend näher eingehen werden. Lasse den Stress zurück und widme dich voll und ganz dem Kontakt zu deinem Kind. Die möglichen Temperaturschwankungen, die wir bereits erwähnt haben, werden auch durch die Körperwärme der Mutter verhindert, was die Homöostase des Babys ermöglicht.
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Vorteile von Haut- und Körperkontakt zum Baby

Die Vorteile des Körperkontaktes wurden in verschiedensten wissenschaftlichen Studien in den letzten Jahren erforscht. Aus einer Forschungsarbeit, die in der Zeitschrift Cochrane veröffentlicht wurde, geht hervor, dass sich damit die Bindung von Mutter und Kind verbessert und das Baby nach der Geburt weniger weint.

Die Mutter-Kind-Beziehung wird damit also deutlich gefördert. Die Mutter versteht die Signale ihres Babys besser, kann die Kommunikation stärken und den Bedürfnissen des Neugeborenen besser und schneller entsprechen.

Aus einem in einer Revision der Universität von Chile (Pontificia Universidad Católica de Chile) veröffentlichten Artikel geht hervor, dass sich die Wahrscheinlichkeit für eine postpartale Depression der Mutter reduziert. Außerdem können damit scheinbar auch die Tage nach der Geburt im Krankenhaus verkürzt werden.

Eine Studie der Enfermería Universitaria bestätigt, dass die Mutter das Baby einfacher stillen kann, wenn sie direkt nach der Geburt die Kängurutechnik verwendet. Des Weiteren begünstigt sie damit die Rückbildung der Gebärmutter und reduziert das Risiko von Infektionen, was zu einem geringeren Medikamentenverbrauch der Frauen in der Zeit nach der Geburt führt.

Körperkontakt zum Baby
Die Kängurutechnik besteht darin, dass Mutter und Kind vom Tag der Geburt an Hautkontakt haben, denn dies hat für beide verschiedene Vorteile.

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Hautkontakt, wann immer möglich!

Die Kängurumethode ist ein natürliches und instinktives Verhalten nach der Geburt. Sowohl die Mutter als auch das Kind kommen dadurch in den Genuss verschiedener Vorteile. Allerdings müssen auch einige Nachteile berücksichtigt werden.

Eine Veröffentlichung der Zeitschrift Progresos de obstetricia y ginecología erklärt, dass es natürlich gleich nach der Geburt auch zu Komplikationen kommen kann, die das Leben des Kindes gefährden. Diese Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, doch es besteht die Möglichkeit, dass das Kind nicht richtig atmen kann und es zu einer Kompressionserstickung kommt. Trotzdem ist der Haut- und Körperkontakt auf jeden Fall zu empfehlen. Gleich nach der Geburt helfen Arzt und Hebamme dabei, um alles richtigzumachen.

Wenn du ein Baby erwartest, informiere dich rechtzeitig über die Kängurutechnik, damit du sie dann vom ersten Tag an gemeinsam mit deinem Kleinen genießen kannst. Der erste Augenblick ist unvergesslich und du schenkst damit deinem Kind einen sanfteren Beginn in der neuen Lebenswelt.


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