Das Dorian-Gray-Syndrom: Was verursacht diese Dysmorphie?
Auch wenn jeder Mensch anders damit umgeht, ist es doch so, dass niemand gerne alt wird. Der gesellschaftliche Druck, immer jung und schön zu bleiben, ist offensichtlich und jederzeit und überall präsent. Manche Menschen sind in der Lage, ihr Aussehen zu akzeptieren und zu lieben, selbst mit ihren Unvollkommenheiten und in jeder Lebensphase. Andere hingegen entwickeln in diesem Bereich unangepasste Symptome, die als Dorian-Gray-Syndrom bekannt sind.
Obwohl dieses Phänomen nicht in den wichtigsten psychologischen und psychiatrischen Diagnosehandbüchern aufgeführt ist, sind viele Menschen davon betroffen. Es wird geschätzt, dass etwa 3 % der Bevölkerung darunter leiden. Dieses Syndrom ist gekennzeichnet durch eine übermäßige Beschäftigung mit dem eigenen Körperbild und eine starke Ablehnung des Alterns. Und obwohl wir es mit dem weiblichen Geschlecht assoziieren, leiden auch Männer darunter.
Was ist das Dorian-Gray-Syndrom?
Das Dorian-Gray-Syndrom ist ein soziokulturelles und psychologisches Phänomen, das mit dem Druck zusammenhängt, ein junges und attraktives Aussehen zu erhalten. Dieses Syndrom wurde erstmals im Jahr 2000 von Burkhard Brosig, Jörg Kupfer, V. Niemeier und Uwe Gieler in ihrem Essay Das Dorian-Gray-Syndrom beschrieben.
Der eigentümliche Name bezieht sich auf Oscar Wilds Roman Das Bildnis des Dorian Gray, in dem der Protagonist seine Seele verkauft, um die ewige Jugend zu erhalten. In diesem Rahmen von Eitelkeit, Unreife und Schönheit entwickelt sich die Störung.
Man kann also sagen, dass es sich um eine erworbene Störung handelt (eine Störung, mit der man nicht geboren wird, sondern mit der man im Kontext soziokultureller Normen aufwächst, die sich auf das körperliche Aussehen konzentrieren). Allerdings reagieren nicht alle Menschen gleich. Daher treten diese Art von Symptomen nicht bei allen auf. Besonders anfällig sind Menschen mit geringem Selbstwertgefühl und solche, die ihr Selbstwertgefühl an ihrem Aussehen festmachen.
Hauptmerkmale
Um das Dorian-Gray-Syndrom zu verstehen, müssen wir seine drei Hauptaspekte betrachten:
Veränderung der Körperwahrnehmung
Menschen mit diesem Syndrom sind übermäßig mit ihrem Aussehen und ihrem Image beschäftigt. Sie haben eine regelrechte Angst vor Hässlichkeit oder körperlicher Deformation und suchen immer wieder nach Mängeln, die sie beseitigen können.
Häufig treten Symptome der Dysmorphophobie auf, wie übermäßige Aufmerksamkeit und eine verzerrte Wahrnehmung eines Körperbereichs, der als äußerst unangenehm und unproportional empfunden wird, obwohl er es in Wirklichkeit nicht ist.
Um Schönheit und ein jugendliches Aussehen zu erhalten, greifen sie zu allen möglichen Hilfsmitteln, Behandlungen und Medikamenten. Zum Beispiel:
- Haarwuchsmittel
- Medikamente gegen erektile Dysfunktion
- Medikamente gegen Fettleibigkeit und Medikamente für andere ästhetische Zwecke (z. B. zur Revitalisierung der Haut oder zur Erhöhung der Muskelmasse)
- Kosmetische Dermatologie
- Kosmetische Chirurgie
- Übertriebene Diäten und körperliche Betätigung
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Narzisstische Persönlichkeit
Auf der Suche nach ewiger Jugend und einem attraktiven und perfekten körperlichen Erscheinungsbild besteht eine Tendenz zum Narzissmus. Außerdem kann sich die Person in verschiedenen Aspekten überlegen fühlen, eitel sein, glauben, dass sie eine bessere Behandlung verdient oder dass sie mehr Rechte als andere hat. Kurz gesagt, es gibt viel Hedonismus und ein übermäßig ausgeprägtes Selbstwertgefühl.
Weigerung, alt zu werden und zu reifen
Eine dritte Komponente ist die Ablehnung des Alterns, sowohl physisch als auch psychisch. Menschen, die unter dem Dorian-Gray-Syndrom leiden, tun alles, um die Folgen des Alterns für ihren Körper zu vermeiden, und fürchten sich zutiefst davor, älter und gereifter auszusehen.
Darüber hinaus zeigen sie eine Abneigung gegen Reife und behalten kindische und altersunangemessene Einstellungen und Verhaltensweisen bei. Kurz gesagt, sie lehnen alles ab, was als reif oder “alt” gelten könnte.
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Wie geht man mit dem Dorian-Gray-Syndrom um?
Kurz gesagt, diese Menschen haben eine verzerrte und unrealistisch negative Sicht auf ihren Körper und ihr allgemeines Image, sind extrem besorgt um ihr Aussehen und weigern sich, ihr eigenes Altern zu akzeptieren. Obwohl das Dorian-Gray-Syndrom wie ein überflüssiges und unwichtiges Syndrom erscheinen mag, kann es in Wahrheit ernsthafte Auswirkungen haben.
Der übermäßige und wahllose Einsatz von Medikamenten und kosmetischen Behandlungen kann erhebliche gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Auch das psychische Leid ist groß. Tatsache ist, dass das Altern unvermeidlich ist und dass kein Körper, egal wie sehr man es sich wünscht, Perfektion erreichen, geschweige denn über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten kann.
Die dadurch verursachte Leere und Frustration kann also zu ständigen Angststörungen, selbstzerstörerischem Verhalten und depressiven Symptomen führen. Tatsächlich hat man festgestellt, dass depressive Episoden und Suizidgefährdung bei diesem Syndrom recht häufig sind.
Aus demselben Grund ist es wichtig, beim ersten Verdacht, an diesem Syndrom zu leiden, professionelle Hilfe zu suchen. Es gibt einige pharmakologische Optionen, die den Genesungsprozess unterstützen können. Aber letztendlich ist eine intensive Psychotherapie erforderlich, um der Person mit ihren Gefühlen der Körperverzerrung, des geringen Selbstwertgefühls und der Ablehnung der Reife zu helfen.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Brosig, B., Kupfer, J., Niemeier, V., & Gieler, U. (2001). The” Dorian Gray Syndrome”: psychodynamic need for hair growth restorers and other “fountains of youth.”. International journal of clinical pharmacology and therapeutics, 39(7), 279-283.
- Osorno, D. A. (2006). El síndrome de Dorian Gray (DGS). Revista de la Asociación Colombiana de Gerontología y Geriatría, 20(4), 971-973. http://acgg.org.co/pdf/pdf_revista_06/20-4-articulo2.pdf