Autsch, Gelenk verstaucht! Warum? Und was tun?
Verdreht, vertreten, verstaucht – Verletzungen der Bänder, die unseren Gelenken gleichzeitig Beweglichkeit und Stabilität verleihen, sind sehr häufig.
Nicht nur Sportler sind davon betroffen, auch im Haushalt oder bei einem Spaziergang verstaucht man sich den Knöchel recht schnell.
In diesem Artikel geben wir dir Hintergrundinformationen zu Verstauchungen und erklären, wie sie sich behandeln lassen.
Gelenk verstaucht, was muss ich wissen?
Es handelt sich um eine Verletzung der Bänder, die als Hilfsstrukturen Muskulatur und Skelett in ihrer Funktion unterstützen. Bänder können verdreht werden, überdehnt oder gezerrt.
Es kommt zu einer schmerzhaften Entzündung und, wenn Blutgefäße verletzt wurden, auch zu Hämatomen, Blutergüssen. Unter diesen Umständen kann das Gelenk nicht mehr regelrecht eingesetzt werden.
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Auslöser für eine Verstauchung sind in der Regel Stürze, abrupte, schnelle Bewegungen oder Schläge.
Es ist wichtig, den Unterschied zwischen einer Verstauchung, einem Bänderriss und einer Luxation zu kennen.
- Ein Bänderriss geht mit schwerwiegenderen Verletzungen einher als eine einfache Verstauchung. Nicht selten sind vom ursprünglichen Trauma auch die umgebenden Muskeln betroffen.
- Von einer Luxation spricht man, wenn die miteinander artikulierenden Gelenkenden aus ihrer Position geraten, das Gelenk “auskugelt”. Eine Luxation geht häufig mit Bänder- und Kapselrissen einher.
Die Zeit, die zur Erholung notwendig ist, hängt sowohl von der Schwere der Verletzung als auch von der Tatsache, ob es sich um ein wiederholtes Trauma handelt, ab.
Verstauchungen treten besonders häufig in folgenden Körperregionen auf:
- Knöchel
- Ellenbogen
- Handgelenk
- Daumen
- Hals
- Knie
- Schulter
Je nachdem welche Bewegungsformen wir ausführen, steigt das Risiko für die Verletzung bestimmter Bänder. Dennoch sind fast alle Fälle von Verstauchungen auf eine falsche Bewegung oder Unfälle im Haushalt zurückzuführen.
Verstauchungen werden in drei Grade eingeteilt:
Erster Grad
Hier sind zum Beispiel leichte Überdehnungen einzuordnen. Die Bänder erleiden keinerlei Risse und eine Restbeweglichkeit im Gelenk ist erhalten. Es ist eine vollständige Heilung zu erwarten, ohne dass Folgeschäden zurückbleiben.
Zweiter Grad
Bei einer Verstauchung zweiten Grades kommt es zu einer teilweisen oder vollständigen Ruptur des Bandes. Jegliche Bewegung des Gelenks ist nur unter starken Schmerzen möglich.
Bei entsprechender Compliance seitens des Betroffenen ist eine vollständige Heilung dennoch möglich. Folgeschäden bleiben nicht oder nur in geringem Maße zurück.
Dritter Grad
Das Band ist vollständig gerissen und zudem vom Knochen abgerissen. Es bedarf eines chirurgischen Eingriffs um die Gewebeschäden zu beheben und nahezu immer bleiben gewisse Folgeschäden zurück, zum Beispiel eine teilweise Gelenkversteifung, Instabilität oder Schmerz.
Behandlung und Phasen der Rehabilitation nach Verstauchung
Wenn du dir ein Gelenk verstaucht hast und diese Verstauchung den oben beschriebenen zweiten Grad nicht übersteigt, kannst du diese Behandlung vornehmen. Bei starken Schmerzen und Verstauchungen dritten Grades ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen.
Phase 1 – erste 72 Stunden
- Nach einer Verstauchung sollte das Gelenk dann sofort ruhiggestellt werden. Die Ruhigstellung ist enorm wichtig. Das betroffene Gelenk sollte dann nach Möglichkeit erhöht gelagert werden, damit ein mögliches Ödem leichter drainiert werden kann.
- Es wird auch empfohlen, bei einer Verstauchung zu kühlen, um so Schwellung sowie Schmerz zu lindern. Das unterstützt den anfänglichen Heilungsprozess. Wickel dazu ein paar Eiswürfel in ein sauberes, trockenes Tuch ein und kühle damit das Gelenk, das du dir verstaucht hast. Wiederhole diese Behandlung in den ersten drei Tagen alle drei Stunden.
- Je nachdem wie schwer die Verstauchung ist, muss das Gelenk unter Umständen immobilisiert werden. Dazu lassen sich Verbände, Schienen oder sogar Gips verwenden.
- Die Einnahme von Entzündungshemmern wird empfohlen, um den Schmerz zu lindern und trotz der Verstauchung gut schlafen zu können.
- Während der Nacht kann ein verstauchter Knöchel erhöht auf einem Kissen gelagert werden.
Phase 2 – bis zum Ende der ersten Woche
Die Ruhigstellung sollte nur noch nach Notwendigkeit erfolgen. Es können Krücken verwendet werden, um trotz verstauchtem Knöchel zu gehen.
Das Gelenk darf nicht überlastet werden und daher nicht normal bewegt und eingesetzt werden. Eine Möglichkeit, die Beweglichkeit teilweise einzuschränken, ist der Verband mit einer elastischen Binde.
Phase 3 – ab der zweiten Woche
Jetzt ist die Zeit für Kompressionsverbände gekommen, damit das Ödem und der Schmerz vollständig zurückgehen. Übungen zur Kräftigung des Gelenks helfen dabei, die gewohnte Mobilität wiederherzustellen. So kann das Gelenk schon bald wieder beschwerdefrei eingesetzt werden.
Und damit die Gelenke auch nach der Heilung immer fit bleiben, beachte folgende Hinweise: Für die Gelenke schädliche Gewohnheiten
Übungen zur Rehabilitation bei verstauchtem Knöchel
An dieser Stelle wollen wir vor allem über Übungen sprechen, die dir helfen, wenn du dir den Knöchel verstaucht hast, weil dies die häufigste Verstauchung ist.
Manche dieser Übungen helfen auch bei Verstauchungen anderer Gelenke, z.B. von Handgelenk oder Knie, müssen dann aber entsprechend angepasst werden.
Dehnung mit Band
Diese Übung führt man im Liegen aus. Leg dich auf eine Matte und strecke die Beine aus. Lege die Füße übereinander, den verstauchten Knöchel obenauf. Zwischen die Knöchel ein elastisches Band spannen, das dann so weit wie möglich nach oben ziehen.
Dabei wird der betroffene Fuß gestärkt.
Grundsätzlich ist es auch möglich, diese Übung im Sitzen oder Stehen auszuführen, je nachdem wie es dir bequemer ist.
Beweglichkeit im Gelenk
Sobald die Entzündung ausreichend zurückgegangen ist und der Schmerz nachgelassen hat, sollte man das Gelenk wieder bewegen – in alle möglichen Richtungen und im Kreis. Eine gute Idee ist es, mit dem Fuß verschiedene Formen in die Luft zu zeichnen.
Beugeübungen
Beugeübungen werden aus dem Liegen durchgeführt. Leg dich auf eine gerade Oberfläche und setze die Füße dann auf den Boden auf. Hebe den Fuß dann wiederholt an, um das Sprunggelenk zu beugen. Diese Übung hilft dir, zügig wieder gehen zu können.
Übungen mit einem Ball
Das kann ein Ball aus der Physiotherapie sein oder ein einfacher Tennisball. Den Ball im Stehen unter die Fußsohle nehmen und dann leichten Druck ausüben, während man ihn zu jeder Seite oder in kreisförmigen Bahnen bewegt.
Wenn dir die Übung im Stehen zu schwierig ist, kannst du sie auch im Sitzen ausüben.
Klassische Dehnung
Stelle dich hin und stelle die Füße nah zueinander. Beuge nun deinen Oberkörper so weit wie möglich herab und versuche, die Knöchel oder sogar die Füße mit den Händen zu erreichen.
Im zweiten Durchgang öffnest du die Füße etwas. Bei jeder Wiederholung stehen die Füße weiter auseinander.
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