Analgetika: Klassifizierung und Wirkung schmerzstillender Medikamente
Etymologisch ist das Wort Analgetikum (pl. Analgetika) aus dem griechischen “algos” abzuleiten, das Schmerz bedeutet. Der Präfix “an” hat die Bedeutung “nicht” oder “un-“, deshalb bezieht sich dieser Ausdruck auf Arzneimittel, die von Schmerzen befreien.
Erfahre heute mehr über die Klassifizierung von Schmerzmitteln und ihre Wirkungen, die bei verschiedenen Beschwerden genutzt werden.
Entsprechend der Welt-Schmerzgesellschaft International Association for the Study of Pain (IASP) werden Schmerzen als unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis definiert. Dieses geht mit der Wahrnehmung einer Gewebsschädigung einher.
Es gibt zwei Arten von Schmerzen: akute und chronische. Der Unterschied liegt nicht nur in der Wahrnehmung, sondern auch in der Dauer der Schmerzen. Deshalb werden bei der Behandlung auch verschiedene Analgetika verwendet.
Akute Schmerzen entstehen durch eine Gewebsschädigung, die geheilt werden kann. Es liegt normalerweise eine deutlich definierbare Ursache vor. Denn der Schmerz ist ein Alarmsignal. Ein Beispiel sind Schmerzen nach einer Operation.
Bei chronischen Schmerzen ist es jedoch oft schwierig, konkrete Ursachen oder eine konkrete Gewebsschädigung zu finden. Sie dauern länger als drei Monate lang. Beispiele dafür sind chronische Migräne oder Arthrose.
Wie bereits erwähnt, ist auch das Sinnes- und Gefühlserlebnis bei akuten und chronischen Schmerzen unterschiedlich. Bei akuten Schmerzen kommt es oft zu Reizbarkeit, Nervosität oder Wut.
Chronische Schmerzen führen jedoch häufig zu einer Depression. In manchen Fällen müssen auch diese emotionalen Symptome behandelt werden, insbesondere bei starken chronischen Schmerzen.
Die wichtigsten Analgetika
Die wichtigste Aufgabe dieser Arzneimittel ist, verschiedenste Arten von Schmerzen zu lindern. Sie werden in drei große Gruppen unterteilt:
Rein antipyretische Analgetika
Schmerzmittel haben oft auch zusätzliche Funktionen. Viele wirken beispielsweise fiebersenkend (antipyretisch) und entzündungshemmend. Doch die Gruppe, die wir jetzt beschreiben ist eine Ausnahme. Denn rein antipyretische Analgetika, wie beispielsweise Paracetamol, senken zwar das Fieber und lindern Schmerzen, doch sie wirken nicht entzündungshemmend.
Antiphlogistische Analgetika
Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) sind nicht an Opiatrezeptoren wirksam. Sie wirken über eine COX-vermittelte Hemmung der Prostaglandinsynthese. Das heißt, dass sie verhindern, dass Cyclooxygenase (COX)-Enzyme bestimmte Substanzen synthethisieren, die Entzündungsprozesse begünstigen. Beispiele für NSAR sind Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Ibuprofen.
Doch es gibt verschiedene COX-Enzyme mit unterschiedlichen Funktionen. Deshalb gibt es auch verschiedene Analgetika, die spezifische Arten dieser Enzyme blockieren. Wir sprechen in diesem Fall von selektiven COX-Hemmern. Beispiele sind die selektiven COX-2-Hemmer Celecoxib und Rofecoxib.
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Opioidanalgetika
Diese Schmerzmittel aktivieren Opiatrezeptoren und hemmen die Empfindsamkeit von Nervenzellen. Die Schmerzreize werden also weniger stark wahrgenommen oder vollkommen betäubt. Es gibt verschiedene opioide Schmerzmittel, die unterschiedlich wirken:
- Reine Opioidagonisten: Diese sind die effektivesten. Beispiele dafür sind Morfin, Codein und Methadon.
- Opioidpartialagonisten: Ihre Wirkung ist etwas geringer. In diese Gruppe gehört beispielsweise Buprenorphin.
- Agonisten-Antagonisten: Sie aktivieren spezifische Opiatrezeptoren und blockieren andere. Ein Beispiel dafür ist Pentazocin.
- Gemischte: Sie haben noch weitere Wirkungen, wie etwa Tramadol.
Opioidanalgetika sind sehr wirksam, haben jedoch häufig unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit, Verstopfung oder Betäubung.
Sekundäre Analgetika
Das wichtigste Ziel dieser Arzneimittel ist nicht, Schmerzen zu lindern. Sie wurden in der Regel entwickelt, um andere Beschwerden zu heilen, doch sie können auch spezifische Schmerzen stillen.
Antidepressiva
Wie bereits erklärt, kommt es häufig vor, dass Depressionen mit Schmerzen, insbesondere chronischer Art, einhergehen. In diesem Fall können Antidepressiva sehr vorteilhaft sein. Ein Beispiel dafür ist Amitryptilin.
Antiepileptika
Damit wird die elektrische Nerventätigkeit reduziert. Dadurch kann auch die Schmerzübertragung gehemmt werden. Häufig werden Carbamazepin und Lamotrigin verschrieben.
Muskelrelaxantien
Medikamente zur Entspannung der Muskeln sind sehr hilfreich, um gleichzeitig muskuläre Schmerzen zu reduzieren. Diese können beispielsweise durch einen Krampf entstehten. Sobald sich der Muskel entspannt, lindern sich auch die Schmerzen.
Außerdem kann damit gleichzeitig die Krankheit geheilt werden. Häufige Muskelrelaxantien sind Diazepam, Gabapentin und Topiramat.
Lokalanästhetika
Örtliche Betäubungsmittel blockieren die Nervenübertragung in einem spezifischen Bereich. Damit einher geht eine örtliche Schmerzausschaltung.
Sie können auch angewendet werden, um spezifische Stellen, an denen Schmerzreize zum Gehirn weitergeleitet werden, zu blockieren. So kann man Empfindungslosigkeit und Schmerzfreiheit erreichen. Häufig verwendete örtliche Betäubungsmittel sind Lidocain und Pilocarpin.
Kortikosteroid
Diese Art von Schmerzmitteln wirkt ähnlich wie NSAR, das heißt, dass sich auch eine entzündungshemmende Wirkung haben. Durch die Linderung der Entzündung, werden auch Schmerzen reduziert, die durch diese hervorgerufen werden. Ein häufig eingesetztes Kortikosteroid ist Prednison (künstlich hergestelltes Glukokortikoid).
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