Worauf deutet eine niedrige Neutrophilenzahl hin?

Bei einer niedrigen Neutrophilenzahl sollten Maßnahmen ergriffen werden, um mögliche bakterielle oder Pilzinfektionen zu verhindern. Hier erfährst du mehr.
Worauf deutet eine niedrige Neutrophilenzahl hin?

Geschrieben von Daniela Echeverri Castro

Letzte Aktualisierung: 19. Januar 2023

Eine niedrige Neutrophilenzahl deutet auf eine Neutropenie hin, eine Form der Leukopenie, die die Fähigkeit des Körpers, bakterielle und Pilzinfektionen zu bekämpfen, verringert. Das bedeutet, dass die Entzündungsreaktion gegen solche Antigene unwirksam ist, was zu ernsthaften Komplikationen führen kann.

Allerdings gibt es mehrere Gründe, warum eine niedrige Neutrophilenzahl auftreten kann. Sie reichen von Infektionen und Arzneimittelreaktionen bis hin zu Vitaminmangel und einigen Krankheiten. Im diesem Artikel erfährst du mehr über die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Was sind Neutrophile und wie wichtig sind sie?

Weiße Blutkörperchen oder Leukozyten sind für die Bekämpfung verschiedener Infektionen im Körper verantwortlich, unabhängig davon, ob sie durch Viren, Bakterien, Pilze oder andere Organismen verursacht werden.

Neutrophile sind die am häufigsten vorkommende Art von weißen Blutkörperchen, denn sie machen 70 % der gesamten Leukozyten aus. Daher ist es wichtig, eine hohe Anzahl an Neutrophilen zu haben, da ihre quantitative Veränderung einige Probleme verursacht.

Ihre Hauptaufgabe besteht darin, das Immunsystem bei der Bekämpfung von Infektionskrankheiten zu unterstützen. Dies tun sie, indem sie die eingedrungenen Erreger – insbesondere Bakterien und Pilze – aufnehmen, gezielt bekämpfen und ausstoßen.

Wenn der Körper angegriffen wird, sind die Neutrophilen die ersten Immunzellen, die den Infektionsherd entdecken. Aufgrund ihrer gelartigen Konsistenz können sie die Wände der Blutgefäße durchdringen, um zu den betroffenen Geweben zu wandern und Krankheitserreger zu zerstören.

Werte, die auf eine niedrige Neutrophilenzahl im Blut hinweisen

Der normale Neutrophilenspiegel eines gesunden Erwachsenen liegt zwischen 2.000 und 7.500 pro Mikroliter Blut. Niedrigere Werte teilt man nach ihrem Schweregrad ein:

  • Leichte Neutropenie: Diese liegt vor, wenn die absolute Neutrophilenzahl zwischen 1.000 und 1.500/µl liegt und das Risiko einer Infektionskrankheit relativ gering ist.
  • Mäßige Neutropenie: Dies ist der Fall, wenn die Neutrophilenzahl zwischen 500 und 1.000/µl liegt und das Risiko einer Infektion mäßig ist.
  • Schwere Neutropenie: Hierbei liegt eine sehr niedrige Neutrophilenzahl vor, weniger als 500 µl. Das Risiko einer Infektion ist hoch.
niedrige Neutrophilenzahl - Person untersucht eine Blutprobe
Eine niedrige Neutrophilenzahl ist ein Anzeichen für eine Neutropenie. Sie kann leicht, mittelschwer oder schwer sein.

Was sind die Ursachen für eine niedrige Neutrophilenzahl?

Wie in einem Artikel der Mayo Clinic beschrieben, gibt es mehrere Faktoren, die mit einer niedrigen Neutrophilenzahl in Verbindung gebracht werden. Dabei spielen vor allem zwei Ursachen eine Rolle:

  1. Eine verminderte Produktion dieser Leukozyten.
  2. Die Leukozyten werden innerhalb kurzer Zeit nach ihrer Produktion zerstört.

In beiden Fällen handelt es sich um Erkrankungen und Gewohnheiten, die die Gesundheit des Immunsystems beeinträchtigen, unter anderem:

  • Virale, bakterielle oder parasitäre Infektionen: Zum Beispiel AIDS, Tuberkulose, Malaria oder das Epstein-Barr-Virus (EBV).
  • Medikamente, die das Knochenmark und die Neutrophilen angreifen: Die größte Gefahr besteht bei Dipyronen, Ticlopidin, Kalziumdobesilat und Schilddrüsenmedikamenten. In geringerem Maße bei Antiepileptika wie Phenytoin oder Carbamazepin.
  • Onkologische Behandlungen wie Chemotherapie, Strahlentherapie und bestimmte Krebsmedikamente. Diese schädigen im Allgemeinen die Neutrophilen während des Prozesses.
  • Vitamin B12- oder Folsäuremangel: Dies hängt mit der megaloblastischen Anämie zusammen.
  • Krebs oder andere Knochenmarkserkrankungen wie Leukämie, myelodysplastisches Syndrom, aplastische Anämie und Myelofibrose.
  • Angeborene Störungen der Knochenmarkfunktion. Dazu gehört zum Beispiel das Kostmann-Syndrom.
  • Autoimmunbedingte Zerstörung der Neutrophilen (als Grunderkrankung oder im Zusammenhang mit dem Felty-Syndrom).
  • Andere Autoimmunerkrankungen wie Granulomatose mit Polyangiitis (oder Wegener-Granulomatose) und Lupus.
  • Hypersplenismus: Das ist die vorzeitige Zerstörung von Blutzellen durch die Milz.

Andere verwandte Ursachen

Neben den oben genannten Faktoren gibt es noch weitere Faktoren, die mit einer niedrigen Zahl weißer Blutkörperchen in Verbindung stehen und die eng mit einer Reihe von Krankheiten verknüpft sein können:

  • Hepatitis A und B
  • Hyperthyreose
  • Rheumatoide Arthritis
  • Angeborene Krankheiten
  • Infiltrierende Prozesse des Knochenmarks
  • Übermäßiger Konsum von alkoholischen Getränken
  • Längere Einnahme von bestimmten Antibiotika und Diuretika

Niedrige Neutrophilenzahl und die Symptome

Eine niedrige Neutrophilenzahl wird normalerweise diagnostiziert, wenn sich schwere Infektionen oder eine Sepsis entwickeln. Allerdings bleiben viele leichte Fälle unbemerkt, weil die Symptome nicht völlig offensichtlich sind.

Darüber hinaus können die Symptome je nach Schwere der Neutropenie und der Art der zugrunde liegenden Infektion oder Krankheit variieren.

Mit anderen Worten: Es sind nicht die Anzeichen einer Neutropenie, sondern die Symptome von Infektionen, die sich manifestieren. Daher kann es bei den Patient/innen unter anderem zu folgenden Beschwerden kommen:

  • Halsentzündungen
  • Häufige Diarrhöe
  • Mäßiges oder hohes Fieber
  • Wiederkehrende Kopfschmerzen
  • Anfälligkeit für Infektionen
  • Läsionen oder Geschwüre im Mund und in der Analregion
  • Entzündungen der Lymphknoten
  • Hautinfektionen und Wunden, die nur langsam abheilen
  • Brennendes Gefühl beim Urinieren und Veränderungen beim Wasserlassen

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose der Neutropenie erfolgt anhand der Neutrophilenzahl im Rahmen eines vollständigen Blutbildes. Wenn die Ergebnisse unsicher sind, kann der Arzt/die Ärztin einen zusätzlichen Test wie eine Biopsie anordnen.

Bei Erwachsenen ist die Diagnose positiv, wenn die absolute Neutrophilenzahl weniger als 1.500 pro Mikroliter Blut beträgt. Die Zellzahl, die bei Kindern auf eine Neutropenie hinweist, variiert je nach Alter.

niedrige Neutrophilenzahl - Frau bei der Blutabnahme
Ein komplettes Blutbild kann die Anzahl der Neutrophilen bestimmen.

Die Behandlung einer niedrigen Neutrophilenzahl basiert auf der Bekämpfung der zugrunde liegenden Ursache und der Überwachung des allgemeinen Gesundheitszustands des Patienten/der Patientin, um Infektionen zu verhindern.

Natürlich variiert das Behandlungsmanagement von Fall zu Fall, je nach Schwere der Erkrankung. Zu den häufigsten Maßnahmen gehören in der Regel die folgenden:

  • Granulozytentransfusionen
  • Antibiotische und antimykotische Medikamente gegen Infektionen
  • Intravenöse Behandlung mit Kortikosteroiden oder Immunglobulinen
  • Verabreichung von Wachstumsfaktoren für weiße Blutkörperchen, wenn die Neutropenie sehr schwerwiegend ist

Mögliche Komplikationen

Wie bereits erwähnt, gilt eine Neutropenie als schwerwiegend, wenn die Zahl der Neutrophilen sehr niedrig ist: unter 500 pro Mikroliter Blut. In diesem Fall kann es zu gefährlichen Infektionen kommen, die die Gesundheit des Patienten/der Patientin gefährden.

Und diese werden nicht nur durch äußere Mikroorganismen verursacht, sondern auch durch Bakterien, die normalerweise im Körper leben, sowohl auf der Haut als auch in den Schleimhäuten des Mundes oder des Darms.

Wann man zum Arzt gehen sollte

Wenn eine Neutropenie diagnostiziert wurde, gibt es mehrere Anzeichen, auf die man achten sollte. In diesem Zusammenhang empfiehlt es sich, einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen, wenn Symptome wie die folgenden auftreten:

  • Fieber über 38 °C, mit Schüttefrost oder kaltem Schweiß
  • Kurzatmigkeit
  • Plötzlich einsetzender Husten
  • Halsschmerzen oder Nackenschmerzen
  • Schwierigkeiten beim Urinieren
  • Erbrechen und Durchfall
  • Vaginaler Ausfluss
  • Rötungen und Schwellungen um Wunden herum

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Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen

Diejenigen Patient/innen, deren niedrige Neutrophilenzahl ihren Ursprung in einer Infektion hat, sollten ebenfalls einige vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Regelmäßiges Händewaschen und die Verwendung von Handschuhen und Gesichtsmasken können zum Beispiel das Infektionsrisiko verringern.

Auch beim Umgang mit Lebensmitteln, die gekocht und verzehrt werden, sollten gute Hygienegewohnheiten eingehalten werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, nicht in engen Kontakt mit Personen zu kommen, die Symptome einer Infektion zeigen, und überfüllte Orte zu meiden.


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