Wissenswertes rund um Gelée royale

Um Gelée royale ranken sich viele Mythen und Wahrheiten. Ist es ein Wundermittel gegen den Alterungsprozess und ein Heilmittel?
Wissenswertes rund um Gelée royale
Carlos Fabián Avila

Geprüft und freigegeben von dem Arzt Carlos Fabián Avila.

Geschrieben von Solimar Cedeño

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Gelée royale wird seit Generationen als Wunder- und Heilmittel gegen vielerlei Beschwerden und Krankheiten eingesetzt. Mancher Glaube kann Berge versetzen, doch nicht immer kommt man mit Mythen so weit, wie man glaubt. Was ist dran am königlichen Gel?

Was ist Gelée royale eigentlich?

Mit Gelée royale werden in einem Bienenstock die zukünftigen Bienenköniginnen aufgezogen. Andere Namen für Gelée royale sind daher auch „Bienenköniginnenfuttersaft“ oder, etwas kürzer, „Weiselfuttersaft“. Nur die Bienenlarven, die später Königin werden sollen, werden damit gefüttert.

Im Unterschied zu den Bienenlarven, die später Arbeiterinnen werden sollen und ab einem gewissen Entwicklungsstadium kein Gelée royale mehr gefüttert bekommen, erhalten zukünftige Bienenköniginnen während ihrer gesamten Entwicklungszeit den speziellen Futtersaft. Dadurch wachsen Bienenköniginnen größer als Arbeiterbienen.

Inhaltstoffe

Um die Stoffe, aus denen sich Gelée royale zusammensetzt, ranken sich auch immer wieder neue Märchen. Je nach Standort des Bienenstocks und je nach Bienenvolk unterscheidet sich die Zusammensetzung nur in ihren Mengenverhältnissen, jedoch kaum in ihren einzelnen Inhaltsoffen. Die vier Hauptkomponenten sind:

Das Bienenprodukt enthält somit nichts anderes als das, was wir Menschen auch für unseren Körper brauchen. Darüber hinaus enthält der Futtersaft Mineralstoffe und Spurenelemente, und auch folgende Vitamine:

  • Thiamin (Vitamin B1)
  • Riboflavin (Vitamin B2)
  • Pyridoxin
  • Niacin (Vitamin B3)
  • Pantothensäure (Vitamin B5)
  • Biotin (Vitamin B7)
  • Folsäure (Vitamin B9)

Du siehst, dass es sich ausschließlich um B-Vitamine handelt und der oft vorgegaukelte „Vitaminreichtum“ doch recht einseitig ausfällt. Das ebenfalls enthaltene sogenannte „Juvenilhormon“ klingt zwar nach „ewiger Jugend“, bestimmt aber bei Insekten lediglich die Häutung und hat nichts mit gesteigerter Lebenserwartung zu tun.

Woher kommt der Futtersaft?

Grundsätzlich wird der Futtersaft von den Arbeiterbienen gebildet, die mit der Aufzucht der Bienenlarven beschäftigt sind. Damit wir Menschen den besonderen Saft gewinnen können, muss das Bienenvolk beraubt werden, indem die Waben, in denen die zukünftigen Königinnen heranwachsen geöffnet werden und der Saft daraus entfernt wird.

Die Larven sterben dadurch ab, was für das Bienenvolk eine große Belastung und Stress darstellt, sodass europäische Imker nur noch sehr selten Gelée royale gewinnen.

Falls du heutzutage ein Produkt mit dem Futtersaft kaufst so kommt dieser meist aus China und ist unterster Güteklasse, da dort die Bienen mit Zufütterung zur „Massenproduktion“ gebracht werden und ihnen kein natürliches Futter aus der Natur zur Verfügung steht.

Auch Menschen werden manchmal zur Bienenkönigin

Das Bienenköniginnen Syndrom

Achtung, Allergie!

Gelée royale enthält Aminosäuren, also Eiweißbausteine, die schwere allergische Reaktionen auslösen können. Wer allergisch auf Bienenstiche reagiert, sollte davon absehen, Produkte mit Gelée royale zu verwenden.

Je nach Anwendungsgebiet reichen die allergischen Reaktionen von Asthmaanfällen, Durchfällen, Erbrechen und Hautschwellungen bis hin zu einem lebensbedrohlichen allergischen Schock.

Anwendung und Wirkung

Der Futtersaft wird in vielen Nahrungsergänzungsmitteln angeboten und auch Kosmetika zugesetzt. In Hautcremes soll er die Hautalterung verlangsamen und freie Radikale abfangen.

Als Ampullen oder in Dragees innerlich angewendet, soll der Bienensaft dazu dienen, den Körper mit Vitaminen und Eiweiß zu versorgen und Körperzellen zu schützen.

Schaut man sich jedoch die zuvor aufgelistete Zusammensetzung an, so wird klar, dass es sich beim „Vitamincocktail“ nur um Vitamine der B-Gruppe handelt.

Der viel beschworene „hohe Eiweißgehalt“ ist zu vernachlässigen. Bei etwa 10% Eiweißgehalt in Gelée royale müsstest du 200ml des Futtersaftes trinken, um allein das für eine einzige Mahlzeit nötige Eiweiß (20-25g) aufzunehmen.

Weiterhin gibt es keinerlei wissenschaftliche Nachweise, dass der Futtersaft wirklich mehr kann als aus Bienenlarven Bienenköniginnen zu machen. Weder der Schutz vor Alterungsprozessen noch eine Stärkung des Immunsystems konnten nachgewiesen werden.

Vitamin B gegen Stress

Im Zuge des heutigen, stressigen Alltags wird empfohlen, viele B-Vitamine aufzunehmen. Da Gelée royale B-Vitamine enthält, gerät der Bienensaft immer wieder in den Fokus. Wer sich jedoch ausgewogen ernährt, kann seinen kompletten Vitamin- und Mineralstoffbedarf über eine tägliche Mischkost aufnehmen, ohne Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden.

Iss genug Vollkornprodukte, Nüsse, Hülsenfrüchte und Milchprodukte, dann deckst du deinen Bedarf an Vitaminen der B-Gruppe ganz automatisch und musst nicht auf teure Mittel mit Bienenfuttersaft zurückgreifen. Spar dir das Geld und koche lieber gesund und ausgewogen!


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