Wie wirkt sich der Menstruationszyklus auf den Frauenfußball aus?

Im professionellen Frauenfußball gibt es ständige Veränderungen. Neue Erkenntnisse über den Menstruationszyklus helfen, die Leistung der Spielerinnen zu verbessern.
Wie wirkt sich der Menstruationszyklus auf den Frauenfußball aus?
Leonardo Biolatto

Geprüft und freigegeben von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Geschrieben von Leonardo Biolatto

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Der Menstruationszyklus kann viele Aspekte des Lebens einer Frau beeinflussen, auch die, die mit dem Frauenfußball zu tun haben. Das heißt, Spielerinnen, die häufig in diesem Sport trainieren, können feststellen, dass sie nicht den ganzen Monat über die gleiche Leistung bringen.

Obwohl bessere oder schlechtere Leistungen auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sind, gibt es einige Hinweise darauf, dass sie mit dem Menstruationszyklus zusammenhängen. Die Periode verändert den Hormonspiegel und damit ist der Körper mehr oder weniger anfällig für Anstrengungen.

Immer mehr professionelle Frauenfußballteams beziehen das Wissen über den Menstruationszyklus mit ein, um die Abläufe ihrer Spielerinnen anzupassen. Was berücksichtigen sie dabei?

Hormone und Leistung

Der normale Menstruationszyklus kann mit durchschnittlich 28 Tagen festgelegt werden. Wenn die Menstruation oder Blutung einsetzt, beginnt der erste Tag des Zyklus.

Nach knapp einem Monat kommt es zu einer weiteren Menstruationsblutung, wenn keine Krankheiten vorliegen und die Frau nicht schwanger wird. Daher lässt sich die Zyklusmitte auf den 14. Tag festlegen. Dies fällt in der Regel mit dem Zeitpunkt des Eisprungs zusammen (wenn die Frau am fruchtbarsten ist, weil eine Eizelle den Eierstock verlässt).

Hierbei handelt es sich um einen Durchschnittswert, der für die meisten Frauen gilt. Es gibt zwei Zyklushälften:

  1. Bis zum Eisprung überwiegt Östrogen als zirkulierendes Hormon. Es ist eine Substanz mit anaboler (hilft beim Aufbau von Gewebe) und ergogener (gibt mehr Kraft) Kapazität.
  2. Ab dem Eisprung überwiegt das Progesteron. Das ist eine Substanz, die die Funktion hat, den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorzubereiten, und die in diesem Sinne kleine Veränderungen bewirkt.
Frauenfußball - Menstruationszyklus
Die Tage der einzelnen Phasen des Menstruationszyklus sind besonders. Die Dauer von 28 Tagen ist ein Durchschnittswert, der auf die meisten, aber nicht auf alle Frauen zutrifft.

Im Frauenfußball unterteilt man den Menstruationszyklus in 5 Phasen

Doch obwohl die oben genannte Einteilung des Zyklus die bekannteste und akzeptierteste ist, wollen die professionellen Frauenfußballvereine genauer sein. Deshalb haben sie eine Unterteilung des Menstruationszyklus in 5 Phasen entwickelt. Und für jede dieser Phasen hat man festgelegt, was in Bezug auf das Training am besten ist:

  • Menstruationsphase: Das sind die ersten 4 bis 5 Tage eines normalen Zyklus, in denen es zu Blutungen kommt. Man geht davon aus, dass die Spielerin müde und erschöpfter ist und sich nicht in bester Trainingsverfassung befindet. Im Körper zirkulieren Prostaglandine, sodass es zu einer gewissen Beschleunigung der Herzfrequenz und zu mehr Glukose im Blut kommen kann. Auch der Blutverlust und der damit verbundene geringere Sauerstofftransport sind zu berücksichtigen. Letztendlich lautet die Empfehlung, die körperliche Belastung auf 60 % des Üblichen zu reduzieren und Erhaltungsarbeit zu leisten, insbesondere im aeroben Modus.
  • Postmenstruelle Phase: Diese Phase umfasst den Zeitraum von Tag 5 bis 12 des normalen Menstruationszyklus. Die Östrogene bestimmen das Geschehen und die Energie der Frau steigt an. Es besteht eine konstante anabole Kapazität und die Spielerinnen sind empfänglicher für hohe Trainingsbelastungen, sowohl im Kraft- als auch im aeroben Bereich. Deshalb wird die Intensität auf über 75 % erhöht. Es ist möglich, dass die beste adaptive Reaktion an diesem Punkt gefunden werden kann.
  • Ovulationsphase: Zwischen dem 13. und 16. Tag des normalen Menstruationszyklus stellen die Östrogene ihr Wachstum ein und ihre Konzentration im Blut stabilisiert sich. Es kommt zu einem leichten Anstieg der Körpertemperatur. Außerdem haben manche Frauen Schmerzen im Zusammenhang mit dem Eisprung. Obwohl diese meist minimal sind, können sie dennoch Unbehagen verursachen. Deshalb ist es besser, die Trainingsbelastung wieder auf 60 % zu reduzieren.

Die Phasen 4 und 5

  • Postovulatorische Phase: Nach dem Eisprung gibt es eine Phase der Progesteronprävalenz, zwischen den Tagen 17 und 24 des normalen Menstruationszyklus. Das allgemeine Wohlbefinden kehrt zurück und die Frauen können hohe Trainingsbelastungen besser bewältigen. Die Lungen sind in der Lage, eine beträchtliche Menge an Sauerstoff zu verarbeiten, sodass die Intensität wieder auf über 75 % gebracht werden kann.
  • Prämenstruelle Phase: Die 3 bis 5 Tage vor der nächsten Menstruation stellen das Ende des laufenden Zyklus dar und das Training wird schwierig. Die Spielerinnen reagieren kaum auf Belastungen und der Anstieg des Cortisols bringt einige unangenehme Symptome mit sich, wie Schmerzen, Angstzustände und Gereiztheit. Die hohe Konzentration von Progesteron fördert den Katabolismus, d.h. die Zerstörung einiger Gewebe. Da sich schnelle Ermüdung einstellen kann, wird das Trainingsvolumen auf weniger als 60 % reduziert.

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Hormone und Verletzungen

Die Berücksichtigung des Menstruationszyklus im Frauenfußball bedeutet auch zu wissen, ob die Spielerinnen zu bestimmten Zeiten verletzungsanfälliger sind. Für Spitzenvereine ist dies von entscheidender Bedeutung. Wenn eine Sportlerin verletzungsbedingt ausfällt, ist dies ein großer Verlust.

Eine kürzlich in Frontiers in Sports and Active Living veröffentlichte Studie untersuchte 156 Verletzungen bei Profifußballerinnen über einen Zeitraum von vier Jahren. Sie setzte den Zeitpunkt der Verletzungen mit der Phase des Menstruationszyklus der Sportlerinnen in Beziehung.

Die Ergebnisse waren überzeugend: Spielerinnen haben ein doppelt so hohes Risiko für Sehnenverletzungen, wenn sie sich in den Tagen unmittelbar nach dem Eisprung befinden. Dies konnte ungefähr zwischen den Tagen 11 bis 14 festgestellt werden.

Außerdem stellten die Forscher fest, dass auch in der prämenstruellen Phase (Tage 25 bis 28) ein erhöhtes Risiko besteht. Wenn auch in geringerem Maße.

Das größte präovulatorische Risiko wird auf die Wirkung der Östrogene zurückgeführt. Diese Hormone verbessern die Leistung der Spielerinnen, erhöhen aber auch die Elastizität der Sehnen und tragen dazu bei, dass Frauen mehr trainieren können.

Frauenfußball - zwei Spielerinnen
Fußballerinnen können das Wissen um ihren Menstruationszyklus nutzen, um ihre Leistung auf dem Spielfeld zu verbessern.

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Hat das Wissen über den Menstruationszyklus eine praktische Anwendung im Frauenfußball?

Frauenfußballteams nutzen bereits, was wir über den Menstruationszyklus und die sportliche Leistung wissen. Das tun auch die besten Profivereine der Welt.

Der Algorithmus FitrWoman ® zum Beispiel, der von der US-Frauenfußball-Nationalmannschaft eingeführt wurde, wurde von anderen Teams gekauft, um das Training auf jede Spielerin zuzuschneiden. Dieses Computerprogramm schlägt spezielle Routinen für jeden Moment des Zyklus vor. So haben die Sporttrainer/innen einen detaillierten Überblick ihrer gesamten Mannschaft und können die Trainingseinheiten entsprechend gestalten.

Zweifellos revolutioniert dieses sportmedizinische Wissen den Frauenfußball. Es reicht nicht mehr aus, dass sich die Athletin während ihrer Periode ausruht oder weniger trainiert, wenn sie Schmerzen hat.

Heute geht es darum, die Leistung von Frauen im Sport zu verbessern, damit die hormonellen Schwankungen zu ihren Gunsten und nicht gegen sie eingesetzt werden. Damit wird ein Tabu gebrochen und die Tür für weibliche Spielerinnen geöffnet, die während des gesamten Monats ihre körperliche Leistung verbessern können.


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