Weißt du, was Slow Gardening ist?

Wenn du gerne im Garten arbeitest und einen Teil deiner Freizeit inmitten von Pflanzen verbringst, könnte dich das "Slow Gardening" interessieren. Wir sagen dir, was es damit auf sich hat.
Weißt du, was Slow Gardening ist?

Geschrieben von Rafael Victorino Muñoz

Letzte Aktualisierung: 30. März 2023

Das Konzept des Slow Gardening könnte man mit “langsames Gärtnern” übersetzen. Allerdings würde man damit seinem wahren Wesen nicht gerecht werden, das über das hinausgeht, was im Hinblick auf die Pflanzenpflege getan werden kann oder sollte.

Bei dieser Bewegung oder diesem Trend handelt es sich um eine ganze Lebensphilosophie, bei der es nicht nur um Beschneiden, Gießen und Umpflanzen geht. Um von einer Sache zur anderen überzugehen, muss man natürlich bestimmte Grundsätze befolgen. Lies einfach weiter, um mehr über Slow Gardening zu erfahren.

Was ist Slow Gardening?

Initiator des Slow Gardening ist Felder Rushing, ein amerikanischer Gartenbauer, der mehrere Bücher zu diesem und verwandten Themen geschrieben hat. Er hat auch einen eigenen Blog, in dem er Ratschläge zu Pflanzen und Anbauten gibt.

Diese Bewegung ist von der Slow-Food-Bewegung inspiriert, mit der sie einige Grundsätze teilt, die mit dem, was man heute allgemein als “Slow Life” bezeichnet, übereinstimmen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die natürliche Tendenz zur Eile, die in der westlichen Welt so stark ausgeprägt ist, umzukehren oder zu überwinden.

Slow Life bedeutet, dass wir uns jederzeit die nötige Zeit nehmen sollten, um die Dinge zu genießen, die uns gefallen, und uns bewusst zu machen, wer wir sind, wo wir sind und was wir tun. Und dies umfasst die verschiedenen Facetten unseres Lebens, vom langsamen Anziehen und Lesen über das ruhige Dekorieren des Hauses bis hin zum Reisen in Etappen.

Die Prinzipien lassen sich auf alle Arten von Pflanzen anwenden: große Bäume, blühende Sträucher, Gemüse, Obstpflanzen, sogar Rasen und Bonsai. Es geht nicht nur darum, etwas anzubauen oder einen Garten zu haben, sondern auch darum, jede Aufgabe zu genießen, die Zeitabläufe zu respektieren und die Zeit, die man im Freien verbringt, zu schätzen.

Daher denkt man beim Slow Gardening nicht so sehr an den visuellen Aspekt oder das Ergebnis, das man am Ende, wenn die Arbeit beendet ist, bewundern kann. Es geht vielmehr darum, sich auf den Prozess und nicht auf das Resultat zu konzentrieren.

Kurz gesagt, man muss verstehen, dass alle Dinge Zeit brauchen, um zu reifen. Und eine der besten Möglichkeiten, dies zu erkennen, besteht darin, ein Samenkorn zu pflanzen, es zu gießen und zu beobachten, wie es wächst, Stück für Stück, jeden Tag, bis es sich zu einem großen und starken Busch oder Baum entwickelt.

Vorteile des Slow Gardening

Die Slow-Gardening-Bewegung zielt darauf ab, unsere Verbindung zur Natur wiederherzustellen oder zu stärken und uns gleichzeitig die Möglichkeit zu geben, einen Moment der Ruhe und die Schönheit der Pflanzen zu genießen.

Darüber hinaus gibt es weitere Vorteile, die mit dem Slow Gardening verbunden sind:

  • Man kann sein eigenes Gemüse und Obst anbauen. Dies gewährleistet biologische und gesündere Ernten ohne Pestizide.
  • Generell gilt Gartenarbeit als gesundheitsfördernd und hilft, Stress abzubauen. Umso mehr, wenn die Gartenarbeit auf diese Weise in aller Ruhe erledigt wird.
  • Slow Gardening ist eine Tätigkeit, die uns auf besondere Weise hilft, uns dessen, was wir tun, voll bewusst zu sein. Außerdem ermöglicht es uns, uns wieder mit uns selbst und unserer Umwelt zu verbinden.
  • Slow Gardening fördert die Sensibilität für die Artenvielfalt.
  • Darüber hinaus lehrt es uns, für das, was wir tun, und für andere Lebewesen Verantwortung zu übernehmen. In diesem Fall sind es die Pflanzen, Insekten und Vögel, die in den Garten kommen.
  • Des Weiteren trägt Slow Gardening dazu bei, die industrialisierte Landwirtschaft sowie die Verwendung von giftigen Produkten und Transportmitteln für Lebensmittel zu reduzieren, selbst in kleinem Maßstab.
  • Eine Studie in Schweden hat ergeben, dass Slow Flower, eine Bewegung, die dem Slow Gardening ähnelt, nachhaltige Werte schafft. Sie trägt sogar zur lokalen Kultur und Landschaftsgestaltung bei.
Slow Gardening - Mann setzt Blumenzwiebeln
Der Anbau für den Eigenbedarf, der geringere Einsatz von Pestiziden und die Kreislaufwirtschaft fließen in das Konzept des Slow Gardening ein.

Wie funktioniert das Slow Gardening?

Es ist wichtig, klarzustellen, dass “Slow Gardening” nicht bedeutet, den Garten umzugestalten oder komplett zu verändern. Es besteht auch keine Notwendigkeit, etwas sehr Aufwendiges zu tun.

Ein paar Pflanzen, etwas Kleines, können helfen, das Ziel zu erreichen: die Konzentration auf das Hier und Jetzt. Werfen wir einen Blick auf einige andere Tipps:

Geduld ist der Schlüssel

Es geht um kleine Veränderungen in der Art und Weise, wie die Arbeit erledigt wird. Deshalb lautet die erste Empfehlung, die Felder Rushing in seinem Buch gibt, nicht den täglichen Stress auf den Garten zu übertragen, sondern sich in Geduld zu üben.

Slow Gardening: Respektiere die Zeiten

Jede Kultur hat ihren idealen Zeitpunkt. Man sollte sich dessen bewusst sein und beobachten, wie die Pflanzen allmählich wachsen. Außerdem solltest du nicht versuchen, den Prozess mit Düngemitteln zu beschleunigen.

Pflanzt man hingegen je nach Jahreszeit verschiedene Arten, entwickeln sie sich auf gesunde Weise. Das Beste daran ist, dass man sich an einem Garten mit Pflanzen erfreuen kann, die das ganze Jahr über blühen.

Pflanzensorten

In einem solchen Garten kannst du verschiedene Pflanzenarten einsetzen:

  • Zierpflanzen, die für das Auge attraktiv sind.
  • Dazu gehören auch blühende oder andere aromatische Arten.
  • Schattenbäume: Die Größe der Bäume hängt von der verfügbaren Gartenfläche ab.
  • Essbares Gemüse: Basilikum, Paprika u.a., die deine Mahlzeiten ergänzen können.

Einheimische Arten

Einheimische Arten sind für einen langsam wachsenden Garten bestens geeignet. Denn sie sind nicht nur widerstandsfähiger, da sie an das Klima angepasst sind, sondern du vermeidest auch den Druck, Arten, die nicht in diesem Gebiet heimisch sind, um jeden Preis zum Gedeihen zu bringen.

Natürliche Dünger

Statt chemische Produkte zu verwenden, kannst du deine eigenen organischen Düngemittel herstellen. Dazu kannst du Obst- und Gemüseabfälle, Kaffee und Eierschalen verwenden. Alles, was benötigst, ist eine Holzkiste, in der du die natürlichen Abfälle deponieren kannst, die du erzeugst.

Slow Gardening: Benutze handbetriebene Arbeitsgeräte

Keine Astscheren, elektrischen Sägen oder Laubbläser. Beim Slow Gardening solltest du leise handbetriebene Arbeitsgeräte verwenden.

Das verstärkt den Gedanken, dass du alles langsam angehen solltest. Außerdem verhelfen dir Hacke und Rechen zu etwas mehr Bewegung.

Slow Gardening - Vater und Sohn bei Gärtnern
Slow Gardening kann ein Berührungspunkt zwischen den verschiedenen Generationen einer Familie sein.

Wildtiere

Ein Garten ist noch schöner, wenn es viele Wildtiere gibt. Um bestäubende Tiere (Vögel, Marienkäfer, Schmetterlinge und Bienen) anzulocken, brauchst du nicht nur blühende Pflanzen. Darüber hinaus kannst du auch Futterpflanzen und sogar kleine Flächen als Lebensraum für diese Arten anlegen.

Slow Gardening bedeutet kontinuierliches Arbeiten

Die letzte Empfehlung, die Felder Rushing gibt, lautet, dass Langsamkeit nicht gleichbedeutend mit Faulheit ist. Man muss kontinuierlich arbeiten, wenn auch in seinem eigenen Tempo und nach seinen eigenen Möglichkeiten. Das Gute daran ist, dass dies auch bedeutet, Zeit im Garten und in der Natur zu verbringen.

Ein Garten zum Genießen

Slow Gardening bedeutet unter anderem, etwas mit den eigenen Händen und nach den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen zu tun. Daher gibt es keine einheitlichen Regeln für das, was du in deinen Garten integrieren kannst.

Das Einzige, worüber du dir im Klaren sein musst, ist, dass du den Prozess, die Düfte und die Farben genießen solltest. Du kannst also viele blühende Arten und verschiedene Elemente einbauen: eine Bank, einen Brunnen, einen Wasserfall, Wege, die immer den Raum der Pflanzen respektieren.

All dies zusammen wird dazu beitragen, dass du die Zeit, die du dort verbringst, genießen kannst, weit weg von anderen Dingen. Natürlich musst du deine elektronischen Geräte vergessen, wenn du in deinem Garten arbeitest, denn was wäre sonst der Sinn?


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