Was passiert, wenn eine Frau Viagra einnimmt? Nutzen und Risiken

Sexuelle Dysfunktion bei Frauen hat viele Ursachen, und Viagra kann nur eine der Ursachen beheben. Hier erfährst du mehr über die Wirkungsweise, den Nutzen und die Risiken von Viagra.
Was passiert, wenn eine Frau Viagra einnimmt? Nutzen und Risiken
Mariel Mendoza

Geschrieben und geprüft von der Ärztin Mariel Mendoza.

Letzte Aktualisierung: 04. August 2022

Wenn eine Frau Viagra einnimmt, hat es nicht die gleiche Wirkung wie bei Männern. Aber warum gibt es Unterschiede bei der Behandlung sexueller Funktionsstörungen zwischen den beiden Geschlechtern?

Viagra, der Handelsname für den Wirkstoff Sildenafil, wird Männern gegen Erektionsstörungen verschrieben.

Wenn eine Frau Viagra einnimmt, geschieht dies in der Regel im Rahmen der Selbstmedikation oder weil es ihr unter der Hand verschrieben wurde. Allerdings solltest du wissen, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) die Einnahme von Viagra für Frauen weder empfiehlt noch zugelassen hat.

Wie funktioniert Viagra?

Viagra ist eine blaue Pille, die zur Behandlung der erektilen Dysfunktion verschrieben wird. Sie kann 30 Minuten bis 4 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, und ihre Wirkung hält 4 bis 8 Stunden an.

Der Wirkmechanismus besteht in der Blockierung eines Enzyms namens Phosphodiesterase. Dies führt zu einer Entspannung der glatten Muskulatur, die den Blutfluss erhöht und den Blutdruck senkt.

Im Penis bewirkt es eine Entspannung der glatten Penismuskulatur, was zu einem erhöhten Blutfluss führt, der die Erektion erzeugt und aufrechterhält.

Welche Vorteile hat es, wenn eine Frau Viagra einnimmt?

Experten gehen davon aus, dass Viagra bei Männern und Frauen auf ähnliche Weise wirkt, die Wirkung bei Frauen jedoch geringer ist.

Wenn eine Frau Viagra einnimmt, erhöht sich die Durchblutung der Genitalien, insbesondere der Klitoris und der Scheidenlippen. Dies führt zu einer gesteigerten Empfindung und Sensibilität, was die sexuelle Erregung und das Erreichen des Orgasmus fördern kann. Insbesondere gilt dies für Frauen nach der Menopause, die unter Scheidentrockenheit leiden.

Allerdings ist eine erhöhte Durchblutung nicht unbedingt gleichbedeutend mit einem gesteigerten sexuellen Vergnügen oder Verlangen. Die Forschung hat gezeigt, dass die Verwendung von Viagra bei Frauen nicht immer von Vorteil ist.

Viagra löst die Probleme der sexuellen Dysfunktion bei Frauen nicht wirklich, da es oft viele Ursachen gibt, die ein komplexes Problem darstellen können, das es zu lösen gilt.

Wenn eine Frau Viagra einnimmt, kann es aufgrund physiologischer Veränderungen lediglich zur Steigerung der sexuellen Erregung beitragen. Und dies auch nur in Kombination mit einer entsprechenden Stimulation.

Es gibt eine Situation, in der eine Frau von der Einnahme von Viagra profitieren kann

In mehreren Studien hat sich gezeigt, dass Viagra für Frauen, die Medikamente zur Behandlung von Depressionen einnehmen, von Vorteil sein kann. Dies gilt insbesondere für Frauen, die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer oder Serotonin-Norepinephrin-Rezeptor-Hemmer einnehmen, die beide als unerwünschte Wirkung sexuelle Funktionsstörungen verursachen können.

In diesen Fällen hat sich gezeigt, dass Viagra die sexuelle Erregung verbessert und die Orgasmuslatenzzeit verkürzt. Die Einnahme von Viagra sollte also nur dann erfolgen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind und ein/e Arzt/Ärztin dies genehmigt hat.

Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen sind sehr komplex

Sexuelle Funktionsstörungen bei Frauen können auf Probleme bei der Fähigkeit, Sex zu genießen, auf eine geringe Libido (oder sexuelles Verlangen), auf Probleme bei der Erregung, auf Probleme beim Erreichen des Orgasmus oder auf Schmerzen beim Sex zurückzuführen sein.

Geringes sexuelles Verlangen kann einen hormonellen, körperlichen oder psychologischen Ursprung haben. Zuallererst sollten organische Ursachen wie Medikamente (hormonelle Verhütungsmittel, Blutdrucksenker, Antidepressiva) oder die Wechseljahre ausgeschlossen werden.

Es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen, und Viagra verbessert nicht wirklich alle davon. Libido und Erregung (bei sexueller Stimulation) sind zwei verschiedene Dinge.

Wenn eine Frau Viagra nimmt, kann sie davon profitieren, wenn ihr Problem in der sexuellen Erregung liegt. Das liegt daran, dass Viagra die Empfindsamkeit erhöht. Daher reagiert die Frau dann verstärkt auf Reize. Allerdings hilft die Einnahme nicht bei verminderter Libido oder anderen psychischen Problemen.

Risiken bei der Einnahme von Viagra durch Frauen

Viagra hat unerwünschte Wirkungen. Bei Frauen sind das insbesondere niedriger Blutdruck, Kopfschmerzen, Gesichtsrötung, verstopfte Nase, Übelkeit und Sehstörungen.

Das größte Risiko bei der Einnahme von Viagra besteht darin, dass es zu einem plötzlichen Blutdruckabfall kommen kann, meist innerhalb weniger Stunden nach der Einnahme. Daher sollte es nicht zusammen mit blutdrucksenkenden Medikamenten oder Rauschmitteln eingenommen werden.

Die Einnahme von Viagra gilt als sicher für Männer, aber die Wirkung auf Frauen ist nicht nachgewiesen, vor allem nicht auf lange Sicht.

Welche Alternativen gibt es für Frauen mit sexueller Dysfunktion?

Ein Viagra für Frauen gibt es nicht, da Viagra selbst ein Markenname ist. Es gibt jedoch mehrere Medikamente, die von der Food and Drug Administration (FDA) zugelassen sind.

Eines davon ist Addyi (Flibanserin), das für Frauen vor den Wechseljahren empfohlen wird. Viele nennen es das “Viagra für Frauen”, denn diese rosa Pille steigert das sexuelle Verlangen bei Frauen. Die bekannteste Nebenwirkung ist ein verminderter Appetit. Diese Pille sollte täglich eingenommen werden.

Flibanserin wird für Frauen empfohlen, bei denen das Syndrom des gehemmten sexuellen Verlangens (oder hypoaktives sexuelles Verlangen) diagnostiziert wurde. Laut dem Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV-TR) handelt es sich dabei um eine anhaltende und wiederkehrende Abnahme oder Abwesenheit von Fantasien und Verlangen nach sexueller Aktivität, die zu Unbehagen oder Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen führt.

Addyi wirkt auf bestimmte Neurotransmitter, aktiviert Dopamin und reguliert die übermäßige Ansammlung von Serotonin. Auf diese Weise wirkt es direkt auf die Libido oder das sexuelle Verlangen.

Ein anderes Medikament namens Vylessi (oder Bremelanotid) wirkt auf ähnliche Weise und verändert die Gehirnchemie. Es muss 45 Minuten vor dem Geschlechtsverkehr gespritzt werden, wobei eine Dosis alle 24 Stunden und nicht mehr als 8 Dosen in einem Monat verwendet werden können. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Kopfschmerzen, Gesichtsrötungen und Reaktionen im Bereich der Injektionsstelle.

Tibolon hingegen ist ein Medikament, das für die Hormontherapie in den Wechseljahren verwendet wird. Es hat eine libidosteigernde Wirkung, da es die Produktion von Beta-Endorphinen steigert. Außerdem erleichtert es die vaginale Lubrikation bei Frauen in den Wechseljahren (da es eine östrogene Wirkung hat) und verringert neben der Lubrikation auch die Schmerzen beim Sex.

Wenn eine Frau Viagra einnimmt, profitiert sie also nicht wirklich davon?

Nein, denn Viagra hat nur die physische Wirkung einer erhöhten Durchblutung, die bei Erektionsstörungen hilft.

Bei Frauen könnte es helfen, wenn das Problem mit Schwierigkeiten bei der sexuellen Erregung verbunden ist, aber es gibt nicht genügend Beweise für seine langfristige Wirkung.

Außerdem ist die sexuelle Dysfunktion bei Frauen in den meisten Fällen mit einem verminderten sexuellen Verlangen verbunden, auf das Viagra keine Wirkung hat.

Deshalb ist Sildenafil nur für die Behandlung von Erektionsstörungen bei Männern angezeigt.


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