Was ist ein Superspreader?

Ein Superspreader ist eine infizierte Person, die eine Krankheit auf überdurchschnittlich viele Menschen überträgt. Erfahre heute, wie es dazu kommt und welche Folgen dies in einer Pandemie hat. 
Was ist ein Superspreader?
Samuel Antonio Sánchez Amador

Geschrieben und geprüft von dem Biologen Samuel Antonio Sánchez Amador.

Letzte Aktualisierung: 18. Juli 2022

Die weltweite Corona-Krise prägt noch immer unser Leben und zwingt uns dazu, neue Begriffe zu verstehen, die in den Medien fast täglich zu hören sind. PCR-Tests, R0-Zahl, Prognosen und Statistiken über die derzeitige Pandemie sind wichtig, um den Ernst der Lage zu verstehen und die Fortschritte zu erkennen. Heute erklären wir einen weiteren viel zitierten Begriff: Was ist ein Superspreader?

Was bedeutet dieses Wort und welche Rolle spielt ein Superspreader? Wenn du mehr darüber weißt, kannst du auch die Ausbreitung des neuen Coronavirus SARS-CoV-2 besser verstehen. Lies weiter, wir erklären dir interessante Aspekte über dieses Thema.

Was ist ein Superspreader?

Als Superspreader oder Superverbreiter bezeichnet man eine mit einer Krankheit infizierte Person, die überdurchschnittlich viele Mitmenschen mit dem ursächlichen Virus ansteckt. Ein Beispiel:

  • Der R0-Wert (Basisreproduktionszahl) des SARS-CoV-2 schwankt nach Informationen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 1,4 und 2,5. Das bedeutet, dass jeder infizierte Patient im Durchschnitt mehr als eine weitere, jedoch weniger als drei Menschen ansteckt.
  • Das Virus SARS hatte einen ungefähren R0-Wert von 3. Während des Ausbruchs dieser Krankheit konnten Superspreader beobachtet werden, die bis zu 36 Mitmenschen infizierten. Das heißt, dass die individuelle Reproduktionszahl ungefähr 10 Mal höher als die Durchschnittswerte war.
  • Am Anfang der COVID-19-Pandemie konnten auch in Wuhan (China) Superspreader erkannt werden. Ein eindeutiges Beispiel ist ein Krankenpfleger, der die Krankheit auf mindestens weitere 16 Mitarbeiter übertrug.
  • In anderen Teilen der Welt konnten ebenfalls Superspreader identifiziert werden. So infizierte beispielsweise ein Richter in New York mindestens 20 Menschen.

Der R0-Wert repräsentiert nur einen Durchschnitt, doch die individuelle Reproduktionszahl kann davon abweichen. Dies ist zum Beispiel bei einem Superverbreiter der Fall. Wir gehen anschließend näher auf die Rolle des Superspreader in einer Pandemie ein.

Superspreader in Corona-Zeiten
COVID-19-Patienten, die als Superverbreiter identifiziert werden, infizieren eine hohe Anzahl an Personen.

Ein Spiel der Statistik

Mathematische Theoreme dienen zur Berechnung der Ausbreitung von Pandemien. Das Paretoprinzip bezieht sich auf jene statistischen Phänomene, die beispielsweise dazu führen, dass ein kleiner Anteil der Bevölkerung Auswirkungen auf den Großteil der Bevölkerung hat.

Wir sprechen davon, dass 20 Prozent der infizierten Personen für 80 Prozent der Infektionen verantwortlich ist. Natürlich ist diese Regel nicht auf alle Superspreader anzuwenden, doch diese Proportion konnte auch bei anderen Epidemien beobachtet werden.

Auch wenn die Regel 20/80 nicht zur Gänze erfüllt wird, kann man von Superverbreitern sprechen. Doch wie wird eine infizierte Person zu einem Superspreader?

Superspreader: Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Theorien, die versuchen zu erklären, wie eine Person zu einem Superverbreiter wird und überdurchschnittlich viele Mitmenschen ansteckt. Allerdings sind die genauen Ursachen noch nicht bekannt.

  • Co-Infektion mit anderen Krankheitserregern: Das Zusammenleben mehrerer Krankheitserreger in unserem Organismus kann für eine höhere Übertragbarkeit eines Krankheitserregers (oder auch von zwei Krankheitserregern) auf andere Personen verantwortlich sein. Studien an HIV-Patienten, die ebenfalls an einer anderen Krankheit litten, haben ergeben, dass sich bei diesen Personen die zusätzliche Krankheit schneller entwickelte als bei jenen Studienteilnehmern, die keine Co-Infektion aufwiesen.
  • Geschwächtes Immunsystem: Ein schwaches Immunsystem ist nicht fähig, die Ausbreitung des Virus im Körper effizient zu stoppen. Deshalb erhöht sich die Viruslast. Eine überdurchschnittlich hohe Viruslast führt wiederum zu einer höheren Transmissionsfähigkeit.
  • Effizientes Immunsystem: Eine weitere Möglichkeit ist ein außergewöhnlich effizientes Immunsystem. Denn  in diesem Fall kann es vorkommen, dass sich die infizierte Person nicht über ihre Krankheit bewusst ist und deshalb viele andere Menschen ansteckt.
Was ist ein Superspreader?
Noch sind die genauen Gründe, warum manche Menschen als Superspreader überdurchschnittlich viele Menschen anstecken, nicht ausreichend erforscht. Doch verschiedene Theorien bemühen sich um eine Erklärung.

Eine in der Zeitschrift Synapse veröffentlichte Studie informiert über interessante Ergebnisse im Zusammenhang mit diesem Thema: Während der SARS-Pandemie wurden Superspreader und normale Patienten beobachtet. Dabei konnten keine Unterschiede in der klinischen Symptomatologie zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden.

Sowohl Superverbreiter als auch normale Patienten hatten ähnliche Symptome, was Fieber und Lungenschäden anbelangt. Die Wissenschaftler konnten nur einen Unterschied erkennen: Die Superverbreiter mussten längere Zeit im Krankenhaus verbringen, um die Krankheit zu überwinden.

Superspreader: ein Begriff voller Rätsel

Sowohl die Identifikation als auch die Rolle der Superverbreiter sind während einer Pandemie nur schwer zu unterscheiden. Experten betonen trotzdem, wie wichtig es ist, Superspreader zu erkennen, um Ansteckungen zu verhindern.


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