Upamecanos Fehler in der Champions League: Mangelnde mentale Vorbereitung?

Der französische Verteidiger steht wegen seiner wiederholten Fehler im Kreuzfeuer der Kritik. Fehlt es ihm an Konzentration? Welche mentalen Faktoren beeinflussen seine Leistung?
Upamecanos Fehler in der Champions League: Mangelnde mentale Vorbereitung?
Leonardo Biolatto

Geschrieben und geprüft von dem Facharzt Leonardo Biolatto.

Letzte Aktualisierung: 29. April 2023

Manchester Citys Champions-League-Viertelfinalspiel gegen Bayern München ließ aufgrund Upamecanos Fehlern Zweifel an seiner Leistung aufkommen. Der 24-jährige französische Verteidiger verlor in dem Spiel 15 Bälle und einer davon endete in Silvas Tor, das zum 2:0 führte und es unmöglich machte, von einem 0:2-Rückstand zurückzukommen. War die Ursache eine mangelnde mentale Vorbereitung?

Warum hat Upamecano in einer entscheidenden Phase so viele Fehler gemacht und welche Rolle spielt die mentale Vorbereitung bei Elitefußballern?

Aus der Sportpsychologie wissen wir seit Jahren, dass verschiedene Faktoren den genauen Moment beeinflussen, in dem ein Spielzug auf dem Platz ausgeführt wird. Die körperliche Vorbereitung und die Strategie des Trainers sind nur einige Elemente, die zur mentalen Verfassung der Sportler hinzukommen.

Laut einer Veröffentlichung im Journal of Physical Education and Sport gibt es 6 mentale Faktoren, die man im Training bewerten und vorbereiten sollte:

  1. Motivation
  2. Selbstvertrauen
  3. Angstbeherrschung
  4. Teamplay
  5. Konzentration
  6. Kognition

6 Faktoren für die mentale Vorbereitung

1. Motivation

Motivation ist in jedem Bereich des Lebens wichtig. Sie kann intrinsisch oder extrinsisch sein. Beide lösen Mechanismen aus, die beeinflussen, wie wir uns verhalten.

Extrinsische Motivation kann das Geld sein, das man im Spitzenfußball verdient. Oder die Auszeichnungen, die man mit einer Mannschaft erreichen kann; auch auf persönlicher und individueller Ebene, wie z.B. beim Ballon d’Or. Im Gegensatz dazu kommt die intrinsische Motivation von innen, von dem, was einen Fußballspieler motiviert, zu spielen und seine Karriere zu genießen.

Laut psychologischer Forschung sind semiprofessionelle Spieler motivierter als Amateure und Profis. Das ist eine interessante Tatsache. Sie bedeutet, dass nicht alle Spitzensportler/innen ständig ihr volles Potenzial ausschöpfen können, da sie nicht ständig motiviert sind.

2. Mentale Vorbereitung und Selbstvertrauen

Sind Upamecanos Fehler auf einen Mangel an Selbstvertrauen zurückzuführen? Dieser psychologische Faktor wird definiert als die von einem Spieler selbst wahrgenommene Fähigkeit, im Spiel gute Leistungen zu erbringen.

Selbstvertrauen hat viel mit der Persönlichkeit eines jeden Menschen zu tun. Manche müssen aufgrund eines geringen Selbstwertgefühls härter an diesem Aspekt arbeiten.

Mitten in einem Spiel kann das Selbstvertrauen schnell sinken, wenn Fehler passieren. Die Angst, danach weitere Fehler zu begehen, steigt.

3. Angstbeherrschung

Angst ist für die meisten Profispieler/innen fast unvermeidlich, wenn sie vor einem Spiel auf hohem Niveau stehen. Wie kann man den Stress vor einem Champions-League-Spiel kontrollieren?

Im Fußball wird die Angst der Spieler als ein erhöhter Zustand der Nervosität in Bezug auf die Leistung, die sie erbringen werden, definiert. Sie kann sich in körperlichen Symptomen wie Hyperventilation, aber auch in mentalen Symptomen wie Konzentrationsschwäche äußern.

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass innere Überzeugungen in direktem Zusammenhang mit Angst im Fußball stehen. Manche Spieler/innen haben eine sehr schlechtes Bild von sich selbst, was ihre Nervosität steigert, wenn sie das Spielfeld betreten. Und sie haben das Gefühl, dass sie nicht die gewünschte Leistung bringen werden oder können.

4. Mentale Vorbereitung und Teamplay

Fußball ist ein Mannschaftssport. Upamecanos Fehler im Champions-League-Spiel betrafen die gesamte Bayern-Mannschaft und möglicherweise hat sich das Unwohlsein der gesamten Mannschaft wie ein Teufelskreis auf den französischen Verteidiger ausgewirkt.

Diese Wechselwirkung findet im Fußball mit großer Intensität statt. Sportpsycholog/innen wissen das. Deshalb organisieren die Eliteclubs der Welt Gruppenveranstaltungen, um die Beziehungen zwischen den Spieler/innen zu verbessern.

Es sind die gleichen menschlichen Bindungen, die die Leistung beeinflussen: Freundschaften und Feindschaften zwischen Spieler/innen. Auf dem Spielfeld gibt ein/e Spieler/in vielleicht einen Pass zu jemanden, den/die er/sie mehr mag, anstatt zu einem/r anderen, der/die vielleicht in einer besseren Position gewesen wäre, um ein Tor zu erzielen.

5. Konzentration

War Upamecano unkonzentriert und hat er deshalb so viele Fehler gemacht? Spitzensport erfordert fast ständig die volle Aufmerksamkeit, um eine optimale Leistung zu erzielen.

Unter Konzentration versteht man im Fußball die Fähigkeit eines Spielers/einer Spielerin, äußere Ablenkungen zu ignorieren und sich auf das Spiel zu konzentrieren. Wenn er/sie das schafft, erbringt er/sie seine/ihre beste Leistung.

Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren, hängt mit den anderen psychologischen Faktoren zusammen, die wir bereits erwähnt haben. Expert/innen auf diesem Gebiet haben festgestellt, dass Angst die Ablenkung erhöht. Unkontrollierter Stress führt zu intrusiven Gedanken, die den Fokus des Spielers oder der Spielerin ablenken.

Darüber hinaus verringert laut McCarthy et al auch Wut die Konzentration. Athlet/innen, die ihre Wut nicht kontrollieren können, machen während des Spiels mehr Fehler, vor allem, wenn sie jung sind.

6. Mentale Vorbereitung: Kognition

Kognition im Fußball ist schwer zu definieren. In der Theorie ist sie die Beziehung zwischen inneren Gedanken und der erzielten Leistung. Daher kann sie auch als psychologischer Faktor im Zusammenspiel mit den anderen Faktoren betrachtet werden.

Große Angst verringert die Leistung, ebenso wie mangelnde Konzentration und fehlendes Selbstvertrauen. Weniger Kognition führt zu mehr Fehlern.

Wissenschaftlichen Studien zufolge gibt es einen Zusammenhang zwischen kognitiven Störungen und mentaler Ermüdung. Das bedeutet, dass ein/e Spieler/in, der/die gestresst und ängstlich ist, ein geringes Selbstwertgefühl hat und sich nicht gut in sein/ihr Team einfügt, mehr intrusive Gedanken hat, sich mental ausgelaugt fühlt und eine geringere Konzentration aufweist.

Upamecanos Fehler lassen sich nicht auf einen einzigen Faktor zurückführen

Upamecanos Fehler in der Champions League auf einen einzigen Faktor zurückzuführen, wäre sehr vereinfachend. Die mentale Vorbereitung im Spitzensport umfasst verschiedene Aspekte, die alle miteinander verknüpft sind.

Zudem ist es wichtig, die Kraft zu haben, sich nicht mit Fehlern aufzuhalten und weiterzumachen. Ein schlechtes Spiel bedeutet nicht, dass alles vorbei ist. Die nächsten Spiele werden die Herausforderungen sein, denen sich der junge Franzose stellen muss, um wieder auf die Beine zu kommen.


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