Schüttelfrost ohne Fieber: Symptome, Ursachen und Behandlung

Leidest du unter Schüttelfrost ohne Fieber? Wir sagen dir, was dahinterstecken könnte und was du dagegen tun kannst.
Schüttelfrost ohne Fieber: Symptome, Ursachen und Behandlung
Diego Pereira

Geprüft und freigegeben von dem Arzt Diego Pereira.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Schüttelfrost assoziiert man normalerweise mit infektiösen Prozessen (Viren und Bakterien). Deshalb werden die meisten Schüttelfrostanfälle von Fieber begleitet. Tatsächlich ist Schüttelfrost ein Mechanismus des Körpers, um sich aufzuwärmen, da die “Vibration” der Muskeln die Innentemperatur erhöht. Was verbirgt sich also hinter Schüttelfrost ohne Fieber?

Sicherlich können solche Episoden viele Menschen überraschen, vor allem diejenigen, die daran gewöhnt sind, sie in Verbindung mit Fieber zu erleben. Obwohl solche Fälle in der Regel gutartig sind, solltest du auf andere Symptome achten, da sie auf eine Grunderkrankung hinweisen können. Hier erfährst du, was du über Schüttelfrost ohne Fieber wissen solltest.

Symptome von Schüttelfrost ohne Fieber

Expert/innen definieren Schüttelfrost als “eine Empfindlichkeit gegenüber Kälte, die mit unwillkürlichem Zittern einhergeht”. Das Erlebnis kann von wenigen Minuten bis zu mehreren Stunden dauern und sich in manchen Fällen über mehrere Tage erstrecken (und sich in dieser Zeit in Schüben manifestieren). Die Symptome von Schüttelfrost ohne Fieber sind wie folgt:

  • Erhöhtes Kälteempfinden unabhängig von der Umgebungstemperatur
  • Gänsehaut
  • Unwillkürliches Muskelzittern
  • Schwäche oder Müdigkeit
  • Zähneknirschen (als Folge des Muskelzitterns)
  • Schwitzen
  • Schwindel
  • Muskelkrämpfe
  • Übelkeit
  • Allgemeines Unwohlsein
  • Schläfrigkeit oder Lethargie

Obwohl du diese Symptome aufweisen kannst, tritt Schüttelfrost ohne Fieber oft unabhängig davon auf. Kalte Schweißausbrüche sind ein sehr häufiges Symptom und können die Episoden durch einen Schneeballeffekt noch verstärken (die Kälte des Schweißes lässt dich noch stärker zittern und frösteln).

Das könnte dich auch interessieren: Die 5 häufigsten Ursachen für nächtliches Schwitzen

Die meisten derartigen Episoden sind gutartig, d. h., wenn Symptome auftreten, sind sie leicht oder mäßig stark. In schweren Fällen kann es zu Ohnmacht, Bewusstseinsstörungen, Blaufärbung von Haut und Lippen (Zyanose) und Kurzatmigkeit kommen. Es hängt alles von der Grunderkrankung ab, die den Schüttelfrost verursacht.

Die Ursachen für Schüttelfrost ohne Fieber

Theoretisch gibt es etwa hundert Gründe, die für Schüttelfrost ohne Fieber verantwortlich sein können. In der Praxis treffen einige Erklärungen häufiger zu als andere. Da es nicht möglich ist, alle Bedingungen zu erörtern, die solche Episoden verursachen können, werden wir hier einige der häufigsten erläutern.

1. Exposition gegenüber Kälte

Schüttelfrost ohne Fieber - Mann friert
Allein die Tatsache, dass man niedrigen Temperaturen ausgesetzt ist, kann ein unwillkürliches Frösteln auslösen. Dabei handelt es sich um einen internen Mechanismus zur Temperaturregulierung.

Die häufigste Erklärung für diese Art des Fröstelns ist ein plötzlicher Abfall oder eine abrupte Veränderung der Umgebungstemperatur. Wenn du dich im Schwimmbad, am Strand, an einem Ort mit starkem Schneesturm usw. aufgehalten hast, wird dein Körper zittern, um sich zu erwärmen.

Darüber hinaus kann es zu einem Frösteln kommen, wenn man nasse Kleidung trägt, dem Regen ausgesetzt ist oder ohne Schuhe auf eine sehr kalte oder nasse Oberfläche tritt. Frösteln ist ein natürlicher und automatischer Mechanismus, um innere Reibung zu erzeugen. Durch die Reibung entsteht Wärme, genau wie durch das Reiben der Handflächen aneinander.

2. Reaktion auf intensive Aktivität

Zittern kann auch eine Begleiterscheinung von intensiver Aktivität sein. Wenn du deinen Körper beim Radfahren oder Laufen bis an seine Grenzen bringst, oder wenn du dies an regnerischen Tagen oder bei kalten Temperaturen tust, kann dies zu Schüttelfrost führen.

Körperliche Aktivität verändert die Körpertemperatur. Sie steigt normalerweise an, so dass der Körper anfängt, Schweiß zu produzieren, um sie zu regulieren. Nach einem ein- oder mehrstündigen intensiven Training kann die Temperatur drastisch sinken, sodass der Körper zu frösteln beginnt, um die ideale Temperatur zu erreichen.

Eine andere mögliche Erklärung ist die Erschöpfung deiner Glykogenspeicher. Glykogen ist einer der Energieträger. Wenn es aufgebraucht ist, treten Symptome wie Muskelkrämpfe, Schwindel, Müdigkeit, Übelkeit sowie Schüttelfrost ohne Fieber auf.

Eine der wichtigsten Möglichkeiten, Schüttelfrost zu vermeiden, besteht darin, beim Sport viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen. So kann dein Körper seine Temperatur effektiv regulieren. Außerdem ist es ratsam, vor dem Sport zu essen, um die Glykogenspeicher aufzufüllen.

3. Nebenwirkung von Medikamenten

Bei jedem Medikament, das du einnimmst, kann es zu Nebenwirkungen kommen. In den meisten Fällen treten diese Nebenwirkungen nicht auf, oder wenn doch, sind sie zu gering, als dass du sie bemerkst. Dennoch kann die temporäre oder dauerhafte Einnahme von regulierten und unregulierten Medikamenten (pflanzlichen und anderen) zu Nebenwirkungen führen.

In diesem Fall ist es am besten, in der Packungsbeilage nachzuschauen, ob Schüttelfrost zu den aufgeführten Nebenwirkungen gehört. Du kannst auch einen Facharzt oder eine Fachärztin konsultieren, besonders wenn du das Medikament über Monate oder Jahre hinweg einnehmen musst. Gemeinsam könnt ihr nach Alternativen suchen, um die Krankheit zu behandeln, aufgrund derer du dieses Medikament einnehmen musst.

4. Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose)

Wenn deine Schilddrüse nicht genügend Hormone produziert, um den Stoffwechselbedarf zu decken, leidest du an einer Schilddrüsenunterfunktion. Ein klassisches Symptom ist eine erhöhte Kälteempfindlichkeit, die sich leicht mit Schüttelfrost verwechseln lässt. Die klassischen Anzeichen, die mit dieser Erkrankung einhergehen, sind folgende:

  • Ungeklärte Gewichtszunahme
  • Verstopfung
  • Trockene Haut
  • Anschwellen des Gesichts
  • Gedächtnisstörungen
  • Stimmungsschwankungen (mit vorherrschenden Emotionen wie Traurigkeit)
  • Steifheit oder Anschwellen der Gelenke
  • Verlangsamter Herzrhythmus

Eine Hypothyreose ist eine Erkrankung, die sich sehr einfach diagnostizieren und behandeln lässt. Wenn du diese Symptome in Verbindung mit Kälteempfindlichkeit erlebst, solltest du nicht zögern, eine/n Facharzt/ärztin zu konsultieren, um die Krankheit ausschließen oder diagnostizieren zu lassen.

5. Hypoglykämie

Schüttelfrost ohne Fieber - Mann lehnt sich an eine Wand
Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann sehr gefährlich sein. Dies ist besonders häufig bei Diabetiker/innen der Fall.

Unter Hypoglykämie versteht man das Absinken des Blutzuckerspiegels. Darüber hinaus treten bei den Patient/innen Muskelzittern, Schweißausbrüche, verschwommenes Sehen, Orientierungslosigkeit und Schwindelgefühl auf. Außerdem kann es zu Herzrhythmusstörungen, Schwäche, Reizbarkeit und Verwirrung kommen.

Hypoglykämie-Episoden treten bei Menschen mit Diabetes mellitus viel häufiger auf. Meist handelt es sich um eine Nebenwirkung von Medikamenten. Wenn du an einer Hypoglykämie leidest, ohne dass bei dir Diabetes diagnostiziert wurde, solltest du sofort eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen.

6. Unterernährung

Unterernährung kann ebenfalls zu dieser klinischen Manifestation führen. Der Körper benötigt ein empfindliches Gleichgewicht an Nährstoffen, um richtig zu funktionieren. Daher führt das Nährstoffdefizit bei Unterernährung zu einem unzureichenden Funktionieren des Organismus, was zu Problemen bei der Temperaturregulierung und damit zu Schüttelfrost führen kann.

7. Andere Ursachen für Schüttelfrost ohne Fieber

Andere mögliche Ursachen sind allergische Reaktionen, Erkältungen, Lebensmittelvergiftungen, Wechseljahre, Gallensteine und Blutarmut. Auch ein plötzlicher Blutdruckabfall kann Schüttelfrost ohne Fieber auslösen.

Die häufigsten Erklärungen sind harmloser Natur, vor allem, wenn du keine schweren Symptome oder andere Anzeichen entwickelt hast. Expert/innen zufolge können auch intensive emotionale Veränderungen hinter dem Schüttelfrost stecken. Zum Beispiel, wenn man Musik hört, Angst hat oder sich in einer stressigen Situation befindet.

Behandlungsoptionen

Die Behandlung dieses Zustands hängt von der Ursache der Schüttelfrostanfälle ab. Wenn die Ursache in der Umgebungstemperatur oder in übermäßigem Sport liegt, kannst du dich warm halten, bis die Symptome abklingen. Dies wird dazu beitragen, die Durchschnittstemperatur des Körpers ohne diesen Mechanismus wiederherzustellen.

Auch warme Bäder helfen, die Temperatur zu regulieren und das Frösteln verschwinden zu lassen. Außerdem kannst du eine Glukosetablette einnehmen, wenn du Diabetiker/in bist und eine Unterzuckerung hast. Eine weitere Möglichkeit zur Regulierung des Blutzuckerspiegels ist das Trinken von natürlichen Säften oder Limonaden.

Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass es am besten ist, eine/n Facharzt/-ärztin zu konsultieren, wenn du den Verdacht hast, dass ein Medikament die Ursache ist. Er oder sie wird in der Regel ein alternatives Medikament finden, mit dem du die Grunderkrankung behandeln kannst, ohne dich mit diesen lästigen Episoden herumschlagen zu müssen.

In allen anderen Fällen solltest du eine/n Arzt/Ärztin aufsuchen, um eine andere Erkrankung auszuschließen. Nur weil kein Fieber im Spiel ist, heißt das nicht, dass es sich um eine gutartige Erkrankung handelt. Daher solltest du nicht zögern, so schnell wie möglich eine/n Facharzt/ärztin aufzusuchen, vor allem, wenn sich die Symptome wiederholen und sich nicht mit den genannten Ursachen erklären lassen.

Schüttelfrost ohne Fieber ist ein Problem mit vielen Ursachen

Wie du siehst, kann Schüttelfrost ohne Fieber auf eine Reihe von verschiedenen klinischen Entitäten zurückzuführen sein. Glücklicherweise sind die meisten von ihnen gutartig und verschwinden innerhalb weniger Minuten von selbst, so dass in der Regel kein Grund zur Sorge besteht.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Harrison, L., & Loui, P. Thrills, chills, frissons, and skin orgasms: toward an integrative model of transcendent psychophysiological experiences in music. Frontiers in Psychology. 2014; 5: 790.
  • Van Dissel, J. T., Schijf, V., Vogtländer, N., Hoogendoorn, M., & van’t Wout, J. Implications of chills. The Lancet. 1998; 352(9125): 374.
  • Tansey EA, Johnson CD. Recent advances in thermoregulation. Adv Physiol Educ. 2015 Sep;39(3):139-48.
  • Cheshire WP Jr. Thermoregulatory disorders and illness related to heat and cold stress. Auton Neurosci. 2016 Apr;196:91-104.
  • Jain A, Gray M, Slisz S, Haymore J, Badjatia N, Kulstad E. Shivering Treatments for Targeted Temperature Management: A Review. J Neurosci Nurs. 2018 Apr;50(2):63-67.
  • de Boer HD, Detriche O, Forget P. Opioid-related side effects: Postoperative ileus, urinary retention, nausea and vomiting, and shivering. A review of the literature. Best Pract Res Clin Anaesthesiol. 2017 Dec;31(4):499-504.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.